Hin und wieder denke ich an „die gute alte Zeit“ und daran, wie es damals bei den Freaks so war (jaja, ich weiß schon, die Vergangenheit malt immer mit bunteren Farben.. ;-)) . Neulich jedoch, als ich eine Predigt von Gert Hoinle hörte, klickerte es, nein, es machte mir etwas klar, was ich schon länger unterschwellig wußte. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie Claudia zu uns gestoßen ist und sich total wunderte, wie sehr wir uns alle doch mögen würden. Das war in einer Zeit, in der, wie ich heute denke, der Hl. Geist stark am Wirken war. Und wie das bei einer Gruppe voller unterschiedlicher Menschen ist, schwenkte das sehr schnell um. Schon 2 Wochen später schlug einer den anderen krankenhausreif und ein Mädchen wollte sich vom Götheturm in Frankfurt stürzen, nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Das hatte mit dem Hl. Geist nichts mehr zu tun. Aber zurück zu dem, was Gert Hoinle sagte. Er meinte, jedenfalls habe ich das so verstanden, daß der Heilige Geist die Menschen in der Gemeinde gegenseitig achten, mindestens aber ertragen läßt. Zweifelsohne war das bei so manchen Charaktären bei den Freaks damals eine Herausforderung. Der Heilige Geist wird in der Bibel als „Windhauch“ bezeichnet, also etwas, was man an sich über weite Strecken kaum bis garnicht spürt und schnell weg ist. Ich würde sogar sagen, daß man den Heiligen Geist durch Egoismus schnell vertreiben kann, bzw. er macht dem Egoismus platz, weil Gott jeden Menschen(willen) respektiert und sich eben nicht aufzwängt.Wir hatten weitere 2 Wochen nach den negativen Geschehnissen ein Treffen, an dem wir doch um sowas wie einheitliche Punkte gerungen haben. Heraus kam das Leitbild und ich denke bis heute, daß es gut war, daß alle, wirklich alle am Ende damit einverstanden waren, auch an diesem Sonntag Nachmittag auch das letzte Komma verbal ausgefochten wurde. Am Ende stand es jedenfalls und wir konnten uns danach wieder wichtigerem, nämlich Jesus (*haha*!) zuwenden.
In einer Gemeinde kann, denke ich, der Heilige Geist „von unten“ (von den normalem Menschen, die dorthingehen), aber auch „von oben“, eben von der Leitung, verdrängt oder „verscheucht“ werden. Von unten findet das meist durch kleinere bis größere Grabenkämpfe unter den Leuten statt. X kann Y nicht leiden, weil Y zu Z etwas verletzendes gesagt hat, was Y vielleicht ganz anders gemeint hat, was aber X nicht weiß. Kindergarten eben. Als Leiter haben wir mindestens ein Mal, daran erinnere ich mich noch sehr genau, für die Gruppe (Gemeinde) gebetet, daß sie eben nicht durch solche Dinge auseinanderfliegt. Wir selbst sahen uns als Leiter da voll überfordert. Doch Gott wirkte prompt und viele Leute taten daraufhin Buße, baten um Vergebung und es kam zu einem Ruck in der Gruppe. Ich denke, als Leiter sollte man genau so mit ähnlichen Problemen umgehen.Freilich darf man auch einzelne ermahnen, doch mal sollte nicht vergessen, daß das griechische Wort für „Ermahnung“ gleichtzeitig auch dasselbe Wort für „Auferbauung“ ist! Wer also in Liebe und damit sozusagen mit dem Heiligen Geist ermaht, sollte bemüht sein, auch aufzuerbauen, was oft eine heroische Aufgabe ist, dann mal ganz ehrlich: Als Leiter könnte man den einen oder andern grad an die Wand klatschen und nach allem möglichen, außer in Liebe ihm (vermeintliche) Vernunft eintrichtern. Geduld ist da also angesagt und ich kann verstehen, daß man als Leiter das eine oder andere Mal die Geduld verliert. Dann muß man als Leiter Buße tun.
Den Heiligen Geist „von oben verdrängen“ heißt, eine augenscheinlich chaotische Gruppe durch Regeln zu zügeln. Man versucht also, Regeln zu etablieren, um „Sünde“ einzudämmen, ohne den Heiligen Geist danach zu fragen. Das fängt oft damit an, daß man eine vermeintlich gute Idee entwickelt und diese dann – im Nachhinein – versucht von Gott absegnen zu lassen, ohne ernsthaft nachzufragen, ob das eine gute Idee ist. Hier gilt: „Das Gegenteil von ‚gut‘ ist ‚gut gemeint'“. Man kann eine noch so gute Idee haben und sie noch so gut oder wichtig finden – man muß alles Gott hinlegen (können). Tut man es nicht, beginnt man, sich zu verrennen und ignoriert eklatante Probleme (die aufzuzählen erspare ich mir jetzt) – bei den Freaks führte das über schwerwiegende Verletzungen bis hin zum Zusammenbruch. Vorausgegangen ist jedoch das Verschwinden des Heiligen Geistes, der, so sehe ich das heute, durch Regeln zu ersetzen versucht wurde. Ohne Heiligen Geist war es eigentlich nur logisch, daß die Gruppe sich auflösen würde. Es ging über Monate nicht mehr um Jesus, nicht mehr um Gemeinsamkeiten sondern nur noch gegen dieses Regelwerk (=Anleitung dafür, wie man _nicht_ Gemeinde baut), das übrigens meiner Meinung nach in einigen Punkten im Widerspruch zum einheitlich ausgefochtenem Leitbild stand.
Sicher sagt die Bibel vieles über Verhaltensweisen aus, Paulus sagt sehr viel, was man als Christ tun und lassen sollte und ja, irgendwo setzt er da auch Maßstäbe. Dennoch sehe ich deutlich einen Zusammenhang zwischen dem Heiligen Geist und dem, was eine Gruppe oder Gemeinde zusammenhält. Gerade bei den Jesus Freaks, die aus den verschiedensten Hintergründen kommen funktioniert ein „Kit aus einheitlichen Regeln“ nicht, dazu waren wir damals zumindest viel zu unterschiedlich. Anders ist es vielleicht in alt eingesessenen Gemeinden, deren Mitglieder schon in den Gemeinden aufgewachsen sind, die mit den Statuten großwurden und sie annahmen. Da ist dann der Unterschied zu einer alteingesessenen katholischen Kirchgemeinde vielleicht garnicht mehr so groß, wie man denkt, man hat seine Gemeinsamkeiten weniger in dem (freien) Glauben an Jesus, sondern mehr darin, wie man ihn in der Gemeinde auslebt. Man übt also mehr Religion als Glaube aus und „verscheucht“ so den Heiligen Geist. Die Folge: Eine Gemeinde stirbt, sie kriegt es nur nicht mit. Das empfinde ich noch schlimmer als ein Zusammenbruch und Auflösen einer Gemeinde.
Umso mehr bin ich froh, heute in einer Gemeinde zu sein, deren Mitglieder aus unterschiedlichen Hintergründen kommen und deren Leiter sehr gut damit umgehen. Jedenfalls fühlt es sich so an. Am Aufbau der Gemeinde wirkten nicht zuletzt Menschen mit, die nicht dem Gemeindebund angehören. Es zählt der Glaube an Jesus allein und das finde ich gut und wichtig! Man ist offen für alles und wenn ich endlich mal wieder (nach Hausbauarbeiten und Kinder) zum Luftholen komme, bin ich zu jeder „Schandtat“ bereit *grinz*.