Spiel mir das Lied von der Angst

Angst, „German Angst“, das gab es seit ich denken kann. Ich wuchs 60km von der DDR-Grenze auf, im Falle eines 3. Weltkrieges wäre mein Dorf nach keiner Stunde fest in sowjetischer Hand gewesen. Die atomare Bedrohung war Thema, auch schon Umweltverschmutzung, Waldsterben. Alles Dinge, die Angst machten. Ja.
Es waren handfeste Probleme, gegen die man allerdings nichts machen konnte. Ja, wow, man führte den Katalysator ein, doch bis 1986 baute VW Motoren, die ausschließlich mit verbleitem Sprit fuhren und somit untauglich für Katalysatoren waren. 1986 kam Tschernobyl dazu.

Dennoch waren wir in der Lage, zumindest viele der Probleme zu verdrängen. Gelöst haben wir sie ohnehin nicht bekommen. Wir lebten, vielleicht auch, weil wir nicht ständig von Nachrichten bombardiert wurden. Es gab ja nur heute und die Tagesschau, die Zeitungen und das Radio. Alles Medien, die eben nicht selektiv auf den Zuhörer/-Schauer bzw. Leser zugeschnitten waren.

Das ist heute ganz anders! Dank (Google, Apple, Meta, Amazon und Micro$oft), jene Konzerne, die die sog. „sozialen Medien“ beherrschen, ist es eben durch breites Datenabsaugen möglich, den Kunden „kennenzulernen“, wie er tickt, was er mag, was er nicht mag. Die dortigen „sozialen Medien“ sind in Wirklichkeit tief asozial antisozial, weil sie mit aller Gewalt möglichst viel Werbung, und damit Aufmerksamkeit generieren. Das tun sie, indem sie Wut, Haß und Empörung triggern. Das schafft „klicks“, völlig egal, ob das, was da geliefert wird, auch stimmt, oder eben doch „Fake News“ sind. Alle anderen ich sage mal „geldgetriebenen“ Medien wie X, TikTok, Snapchat, etc. ticken da ganz ähnlich.

Was macht das mit einem? Wenn man eine Suppe aus Halbwahrheiten, die einen aufstacheln, dreiste Lügen und Wahrheiten mit sofortiger „Auslegung“ serviert wird, löst das eben auch Angst aus, weil man eine Welt präsentiert bekommt, in der man einfach nur ein Opfer ist. Da wird man psychisch krank, wie ich es jetzt im Bekanntenkreis mitbekomme. Da zerbrechen Seelen, bis hin dazu, daß jemand im Wald haust und vor der Polizei Angst hat – aber halt kognitiv die beiden Wörter „bedingungslose“ und „Kapitulation“ nicht ein einem Satz unter zu bringen weiß und behauptet, Deutschland wäre eine „GmbH“ („Reichsbürger“ halt).

Ich dachte lange Zeit, man müsse sich dem ganzen Quatsch nur stellen, wägt ab und verwirft es, wenn es Unsinn ist und ich dachte, das macht jeder so. Nun, da habe ich mich einfach getäuscht. Ich wehre mich innerlich immer noch dagegen, daß die Menschen Schafe sind, wie es die Bibel beschreibt, werde aber ständig eines besseren belehrt. Menschen laufen blind irgendwelchen Leuten hinterher, lassen sich Angst einjagen und bekommen von eben diesen Leuten „einfache Lösungen“ präsentiert, die ihr Leben wieder einfacher machen, erträglicher, aber dabei mehr und mehr in Ängste gefangen werden – bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.

Da gibt es Telegramgruppen und auch Gruppen anderswo, wo das genau gepredigt wird. Gift in die Herzen. Nein, der Teufel kommt nie direkt und brachial mit der Lüge. Er sagt erst mal die Wahrheit, danach noch und noch und nochmal, nur wenn du nicht aufpaßt, dem „Prediger“ vertraust, spritzt er sein Gift der Lüge aus, die Angst machen soll, die erstmal lähmt und dazu führen kann, daß dein ganzes Leben erlahmt. Das beobachte ich öfters.

Was bleibt? Ausssteigen? Jein. Ich bin seit 2019 nicht mehr bei META. Ich bin im Fediverse zu Hause. Und JA, mir ist klar, daß ich dort ebenfalls in einer (wahrscheinlich nerdig-links-grün-versiffter) Blase bin, ABER: Diese Blase habe ich mir selbst „erschaffen“, indem ich Leuten „folge“, die ich auswähle, die mir keiner anbietet, keine Werbung, die mir was einflößt und bei mir taucht schon gar kein Dorfdeppengeschwätz in der Timeline auf. Aber das ist nur die technische Seite. Ich glaube, gerade Leute über 50 sind mit dieser durchtechnisierten Welt überfordert. Mir geht es teils genauso, mich überfordern zB überfrachtete Webseiten („Hauptsache viel blinki bing braatz“), aber es ist ja vielmehr. Ein Handy von der Stange überfordert mich, weil es verlangt, daß ich mich überall einloggen oder registrieren muß. Aber das WILL ICH NICHT, also schmeiße ich diese ganze Scheiße runter und installiere mir etwas „seniorengerechtes“, das nebenbei noch Datenschutz mitbringt.

Teenager wollen in gewissen Dingen ständig „uptodate“ sein und folgen irgendwelchen – sorry – Vollpfost:Inne:n (schreibt man das so?). Influenzer, die banal Werbung machen und dabei berühmt werden, Geld kassieren und eine Generation verblöden lassen. Das ist meine Meinung dazu. Teenager, die das durchziehen, streßt das natürlich. Da ist unsere Gesellschaft wirklich toxisch geworden. Als Eltern will man da irgendwie mit, aber hey, wer hat denn die Zeit dazu? Ich bin froh, daß mich das (noch?) nicht so betrifft, aber ich sehe es anderswo. Meine Mutter hat mir beigebracht, daß Werbung einfach nur Scheiße ist. Das war damals nur die Fernsehwerbung. Die Aussage, daß da notfalls gelogen wird, nur, damit das Produkt gekauft wird, mag vielleicht nicht ganz stimmen – aber es ist vieles dran. Und heute? Ich sehe mir das an und kratze mich nur am Kopf.

Mir ist klar geworden, wieviel Gift in den letzten Jahren verspritzt wurde. Gift der Angst. Bezahlt vom Kreml, von Rechtsaußenmenschen (achso, die werden ja auch vom Kreml bezahlt), von Trollen, von.. wer weiß wem. Das Ziel scheint Angst zu sein, lähmende Angst, tötende Angst. Hinterfragt man das, werden einfach neue Ungeheuerlichkeiten behauptet, die aber auch nicht bewiesen werden. Das ist „AfD-Argumentation“ die eben keine ist und die ich schon (eben bis Mai 2019) bei Facebook kennenlernen durfte. Die asozialen antisozialen Medien dienen dabei als Vehikel, eben als Medium. Deswegen sind sie aus meiner Sicht eben auch nicht sozial, sondern asozial antisozial.

Ja, wir leben in heftigen Zeiten. Die Frage ist für mich heute, in welchem System wir leben wollen. Einem System der Angst? Da denke ich an Orwells „1984“, mit allen Überwachungsphantasien. Ja, davor kann man wirklich Angst haben. Oder vielleicht doch ein System der Hoffnung? Veränderung zum besseren? Wenn Menschen ihre Nasen aus ihren Blasen stecken und merken, daß es da draußen garnicht so stinkt, wie in den Blasen ständig behauptet?
Wäre ich kein Christ, wahrscheinlich wäre ich auch irgendwo in Angst. So aber weiß ich, daß ich da nicht alleine bin, daß ich ein Ziel habe: Jesus. Und der sagt im Johannesevangelium 16,33: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“

Von Verhältnismäßigkeiten

Mag sein, daß ich in meinem „Nerdiverse“ in einer sehr seltsamen Bubble bin, aber ich bin nicht der einzige, der Beobachtet, daß ein paar Themen eine seltsame Relevant bekommen haben.

Ich bin verheiratet, ich arbeite und habe 3 Kinder, von denen ich 2 recht aktiv vor multinationalen Konzernen (#GAMAM) schützen will, bzw das als eine Aufgabe von mir sehe. Das ist zuweilen sehr aufwendig, wenn man nicht den „breiten Pfad des Verderbens“ (um es religiös auszudrücken) gehen möchte. Kurzum: Ich bin viel beschäftigt und kann – und will mich auch nicht mit jedem Thema befassen (müssen).

Dennoch beobachte ich in den letzten Wochen und Monaten, daß in meiner Bubble das Thema „Transsexualität“ ständig auftaucht, als hätten wir gerade keine anderen Probleme. Mir ist klar, daß gerade die „evangelikalen Rechten“ in den USA da viel viel dagegen trommeln und aus meiner Sicht Fakten da außer Acht lassen, daß es da einen gewissen K(r)ampf gibt, aber den sehe ich bei uns nicht. Ja, auch bei uns schreien Leute mit (aus meiner Sicht) Lügen dagegen, aber das ist schon wieder Jahre her.

Es geht letztlich aber um 0,3%-0,7% der Bevölkerung in Deutschland. Legt man das auf die weltweite Bevölkerung um, sind es demnach (derzeit) 30-60 Mio Menschen. Ich habe keine Ahnung, wo sie wie sehr verfolgt sind. Weltweit erfahren jedoch auch das über 5fache an Menschen Repressionen weil sie an Jesus glauben, davon höre und lese ich schlicht NICHTS in den Bubbles und selten erfährt man etwas darüber in den Nachrichten. Darin sehe ich eine gewisse Unverhältnismäßigkeit.

Sagt man, daß einem das Thema „Transsexualität“ egal ist, wird man sofort als „intolerant“ abgestempelt und angefeindet – was aber garnicht stimmt. Sagt man obendrauf, daß man Christ ist, wird man nicht selten muß Haß überhäuft. Wenn das der Weg ist, den man einschlägt und mit Leuten umgeht, die nicht „100%ig auf Linie“ sind, gehe ich nicht mit und kann davor nur warnen. Da muß ich sagen, ist das auch nicht besser als seinerzeit die Nazis waren.
Nein, ich habe keine Meinung zum Thema an sich und ich lasse mir Zeit, diese mir zu bilden. Ich höre mir zB Kataschas Blog an, ich lese hie und da, informiere mich, aber schlage nicht schnell (blindlinks) eine Richtung ein.

Zum Thema Christenverfolgung jedoch habe ich eine Meinung: Das ist übel und die Welt sollte da genauer hin-, und nicht wegschauen. Ob die Zahlen so auf OpenDoors stimmen, oder ob es um ein paar Mio abweicht, ist dabei egal: Da werden Menschen in Lager gesperrt, dort wie Vieh gehalten (Nordkorea), da werden Frauen in Gefängnissen systematisch vergewaltigt (Iran), und vieles mehr.

Man hört auch von den verfolgten Uiguren in China mehr. 15Mio Menschen weltweit (stand 2010). Ich glaube, in China sind da mehr Christen wegen ihres Glaubens eingesperrt. Dazu habe ich aber keine Zahlen.

Nun könnte man sagen, daß das Whataboutism ist. Die ganze mediale Welt ist voll von Whataboutismen. Das ist meine Meinung und so sehe ich heute die (mediale) Welt. Man muß laut schreien, um Aufmerksamkeit zu kriegen und dabei muß man geholfen kriegen. Zur Not mit Lügen voller Ungeheuerlichkeiten.

Die kapitalistisch angelegten sozialen Medien sind dabei nur an einem interessiert: Profit. Und Profit=Klicks. Dabei ist es egal, ob es ein Lügen-Klick ist oder einer, der wahres bringt. Ungeheuerlichkeiten erzeugen mehr Klicks, und die Wahrheit ist dabei meistens eben nicht ungeheuerlich, sondern erscheint als langweilig und geht dabei unter. So meine Wahrnehmung.
Nur so konnte Trump gewinnen, nur so konnte der Brexit durchgehen: Unsere Demokratie kann man kaufen und wird verkauft. ist das egal. Hauptsache Profit.

In meiner sozialen Medien Bubble ist das anders. Dennoch gibt es auch da Bubbles und die werden oft gegen „Eindringlinge“ (andere Meinungen als die eigene) verteidigt. Da wird es nicht kapitalistisch angetrieben, sondern ideologisch. Das wirkt auf den ersten Blick moralisch besser, ist es aber nicht. Es ist eigentlich moralisch schlimmer, weil die eigene Ideologie wichtiger ist als der Austausch. Ideologie führt zu Systemen wie sie in der DDR zu finden waren. Auch da bin ich mir mittlerweile recht sicher. „Erfunden“ haben es aber die Nazis. Vor Stalingrad.