Die Narrative unserer Zeit…

Man könnte ja wirklich meinen, es brennt an jeder Ecke und wir sind im Dauerkrisenmodus. Ich denke auch, daß es wirklich derzeit ziemlich abgeht. Schon biblisch, wenn man so will, schließlich beschreibt die Offenbarung das Herannahen des Endes der Welt mit Geburtswehen.

Vor 20 Jahren hätte kaum einer gedacht, daß wir derartige Probleme haben werden. Wir glaubten, aufgeklärt zu sein und doch waren die anfällig für Verblendung. Ich merkte das zum ersten Mal in meiner christlichen Blase mit „Wort und Geist“, als ein ehemaliger Jesus Freak dort predigte und dabei wortwörtlich sagte „Ich folge nicht mehr Jesus Christus nach, sondern dem Völkerapostel Helmut Bauer!“ Das ganze konnte man sich damals auf Youtube anhören aber diese Predigt wurde recht schnell wieder entfernt, wie so viele Predigten. Ich habe diesen Mann keine 3 Jahre vor der Predigt noch kennengelernt. Er suchte eine Übernachtungsmöglichkeit und wir unterhielten uns länger. Ich fand ihn eigentlich recht korrekt. Wie er so abdriften konnte, ist mir auch schleierhaft, aber es sagte mir, daß man sich niemals so ganz sicher sein vor Verblendung sein darf.

Wir haben beim arabischen Frühling gemerkt, wieviel Macht die Sozialen Netzwerke haben, die damals vielleicht wirklich noch recht frei waren. Oder sie waren damals schon gesteuert. Spätestens seit dem Brexit und der Trumpwahl ist aber klar: Man kann die Meinung(en) ganzer Länder kaufen, indem man sie per soziale Medien beeinflußt – gegen Geld natürlich. Man kauft sich also die Demokratie und das wohl auch recht effektiv, jedenfalls effektiver als flächendeckende Werbung, weil der Empfänger vor dem Bewerben oder Antibewerben analysiert wird und entsprechende (Anti-)Werbung geschaltet bekommt. 2016 etwa wurden Demokraten, die sich von den Republikanern nicht überzeugen ließen, dazu aufgefordert, gar nicht wählen zu gehen. Stichwort: Microtargetting.

Die Wissenschaft hat in all dem Trubel und „Geschreie“, so nehme ich das wahr, keine Chance mehr. Es ist sogar noch schlimmer: Es wird behauptet, sie wäre garnicht neutral, sondern folge der „linksgrünen“ Meinung. Beim Klimawandel gäbe es ja schließlich noch andere Meinungen. Die Klimakleber und -Aktivisten werden ja schließlich auch dafür bezahlt, den Verkehr aufzuhalten. Ich habe bisher dazu nur Gerüchte gehört, aber nix handfestes bekommen. Handfest sind aber die über Jahrzehnte verdeckten Erkenntnisse über den Klimawandel. Von denen, die vom Gegensteuern einer Klimakrise das Nachsehen haben und die alles (an Geld) daran setzten, damit sie Jahrzehnte lang so weitermachen konnten. So und da frage ich mich: WER bezahlt da mehr für die Meinungsmache? Klimaaktivisten oder Ölkonzerne? Und wer profitiert mehr davon? Wer hat die größeren finanziellen Resourcen? Darüber sollte man grundsätzlich mal nachdenken.

Wer die (Google, Apple, Meta, Amazon, Micro$oft) „Sozialen Medien“ als irgendwie „frei“ einstuft, irrt gewaltig. Jeder Nutzer unterliegt dem Algorithmus, der ihm vorgegeben wird. Man wird manipuliert, oder es wird eben versucht. Das muß einem klar sein – oder er unterliegt dem vielleicht größten Narrativ unserer Zeit. Nicht wenige glauben den „etablierten Medien“ weniger als das, was er bei Facebook&Co liest. Was sich im Einzelnen da tummelt, ist schon putzig. Das meiste ist Angstmache, so mein Eindruck. Angst vor dem Niedergang der Wirtschaft, Angst vor Veränderung. Ich war bis 2019 bei Facebook und schon damals gab es irgendwelche „Institute“, die Deutschland und Europa in allen möglichen Belangen verängstigend dem Ende zugehen gesehen haben wollten. Ich denke, heute ist es noch viel schlimmer. Ich habe mir irgendwann gesagt, daß ich mir davon keine Angst mehr einjagen lasse. Und ja, ich hinterfrage unsere Regierung auch, ich finde sie Ampel nicht geil, so ist es ja auch nicht, allerdings befinden wir uns heute nicht zuletzt in einer wirtschaftlichen Mißlage, weil wir 16 Jahre lang von der Union und Merkel eingeschläfert wurden und uns wurde die „schwarze Null“ als das geilste der Welt verkauft.

Und heute: Investitionsstau, kaputte Infrastruktur und Dank Union ein marodes Internetzwerk aus Kupfer. Dazu eine eingestampfte Solarindustrie zu Gunsten von Kohleabbau mit dem Aufbau von Gasabhängigkeit von Russland ab 2014. Bei all der Kritik an der Ampel sollte man vielleicht auch mal seitens der Union ganz mucksmäuschen still sein – ihr habts nämlich mindestens mitverkackt. So! Das mußte mal raus.
Immerwieder höre ich gerade von Seiten der Union den Vorwurf der „Ideologie“. Mit Sicherheit spielt das mit rein. Und ja, das ist auch nicht gut. Aber die Union selbst verfolgte so lange Zeit ihrer eigenen Ideologie. Dazu zähle ich die „schwarze Null“, Privatisierung von Wohnungen, den Umbau der Bahn mit all seinen Schwierigkeiten, das Zentralisieren von Fleischproduktion auf Kosten von kleinen Metzgereien („Marktbereinigung“), den organisierten Lehrermangel aufgrund auch aufgrund von unfairen Prüfungen. („Ja, da haben wir Ihnen einen Fehler angerechnet, der keiner war, da haben Sie Pech gehabt“) und schlechten Übernahmebedingungen (11 Monate Arbeit, danach arbeitslos, danach Versetzung, um wieder 11 Monate arbeiten zu können), etc. pp. Ja, die SPD hat da mitgemacht und steckt da auch mit drin. Da ist also ein Teil des Problems in der Ampel drin.

Das Gejammer heute ist groß, oft auch zurecht. Aber vieles sind auch einfach Folgen von Jahrzehnte langer Mißwirtschaft und Fehlpolitik. Das sehe ich heute und habe es damals nicht immer so gesehen. Nun wäre es ja an der Politik, klar zu sagen „Jawoll, da haben wir Scheiße gebaut, da haben wir uns geirrt, wir machen das jetzt konsequent anders“ – was passiert aber tatsächlich: Man zeigt mir dem Finger auf den jeweils anderen, wie im Kindergarten: „Der wars! Derda!“ Tatsächlich wurden gerade auf europäischer Ebene großes Unheil gerade von den ich sag mal „linken“ abgewehrt, zB die #Chatkontrolle. Und ich muß an der Stelle „meinen“ MdEP von der Union, Dr. Michael Gahler, loben, daß er in der letzten Abstimmung entgegen vieler seiner Fraktionskollegen gegen die #Chatkontrolle gestimmt hat.

Und doch kommt immerwiedermal Narrativ-Feuer, wie neulich in der FR, in der ein Schreiberling blind den Datenschützern vorwarf, für Kinder nichts übrig zu haben, was an der Stelle schlichtweg Lüge war. Ich nehme an, an anderer Stelle gib´t es so ähnliches auch beim Spiegel und sonstwo. Ich will damit sagen, daß es Ideologie überall gibt auch im vermeintlich „eigenem Lager“, wenn man so will. Ich komme mir oft vor als würde ich von allen Seiten mit Information bombardiert werden und ich muß dabei filtern was dabei stimmt und was nicht. Das ist unglaublich anstrengend. Nicht immer erkennt man schnell, daß hinter einem sog. Institut in Argentinien letztlich irgendein russischer Oligarch oder sonstwer steckt, der mich manipulieren will.

Vielleicht geht es ja unseren MdBs, MdLs und MdEPs ähnlich, nur, daß sie eben von Lobbyisten beeinflußt, eingeschüchtert oder manipuliert werden. Ein transparentes Lobbyregister, das funktioniert, würde da Klarheit schaffen – aber ich mache mir da nichts vor: Darauf haben die wenigsten in den Parlamenten Lust und da wird sich nichts tun, bis Millionen begreifen, wie das alles funktioniert (dabei ist das für mich recht klar!), zu Fackel und Forke greifen und dafür auf die Straße gehen. Das tun sie jedoch anders: Sie wählen AfD und glauben, daß die „den Laden mal aufräumt“, obwohl die AfD selbst ein Teil des Systems ist und auch keine Lust auf Transparenz hat – wahrscheinlich noch viel weniger als die anderen. Aber so erkläre ich mir deren Zuwachs. Lobbyismus kostet und auch hier haben große Firmen oder Milliardäre eben mehr Resourcen und setzen sich durch, zB bei der Erbschaftssteuer, die dereinst mal (defacto) abgeschafft wurde. Aber auch da würde eine AfD niemals Hand anlegen. Hannes Loth von der AfD versprach im Wahlkampf zum OB-Amt, die KiTa-Gebühren in seinem Ort Raguhn-Jeßnitz abzuschaffen und kurz nach Amtsantritt erhöhte er sie um 60%. Das ist für mich die „AfD in a Nutshell“: Sie lügt. Und das noch schlimmer als die anderen. Aber diejenigen, die die geil finden, wollen davon nix wissen, das ist dann „linksgrünversiffte Meinungsmache“, oder ähnliches. Ich vergleiche das eher mit der Wehrmacht vor Stalingrad. Man will die Wahrheit nicht wissen, sondern einfach in seiner Blase weitermachen, ohne mal rausschauen zu wollen. Das hat mit Intellekt nichts zu tun, das ist Verblendung und nein, das ist nicht dasselbe. Die sind nicht blöde, sie lassen sich „nur“ verführen.

Ich weiß, ich hacke schon sicher 15 Jahre auf den umsichgreifenden Lobbyismus gerade in Berlin herum und vielleicht bin ich da auch in gewisser Weise verbissen oder „verblendet“ in dem Sinn. Bisher aber sehe ich mich durchaus bestätigt. Geauso, wie ich – zugegeben manchmal verbissen – gegen proprietäre Softwarelösungen angehe. Aber auch da sehe ich mich durch Snowden & Co, Nachhaltigkeit, etc. bestätigt. Man bestätigt mich insgeheim auch und sagt hinter vorgehaltener Hand „Du hast schon recht, aber ich mags halt bequem“. Naja, damit wären wir wieder bei den „normalen“ Sozialen Medien, die manipulieren. Es ist so bequem, in der eigenen algorithmisch erzeugten Blase zu schmoren und sich dort bestätigt zu fühlen. Aber wehe, jemand wagt es, Argumente dagegen zu bringen!
Leider sehe ich ähnliches auch im Fediverse, wie zB im selbsternannten „Wohnzimmer“ bei chaos.social. Ich werde da nichts mehr kontraargumentieren, weil man mich sonst wieder als „homophob“ abstempelt und „abklemmt“, was im Grunde grotesk ist. Ja, mir ist klar, daß ich mir damit eine „Schere im Kopf“ eingebaut habe. Wie gesagt, ich finde es einfach nur schade und an der Stelle sehe ich da verblendete, hassende Ideologie gegen alles, was in irgendeiner Weise dagegen sein könnte – und sie wähnen sich selbst als total tolerant. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es ein schlechter Witz. Aber das ist eben Verblendung, als hätte man eine VR-Brille auf, die einem „die Wahrheit“ vorgaukelt. Ich erinnere daran, daß die sowjetische „Pravda“ (=“Wahrheit“) und Trumps troth.social (=“Wahrheit“) nichts weiter als Propaganda war und ist.

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