Afghanistan aus meiner (geistlichen) Sicht

Mankönnte ja schon ziemlich verwirrt sein, wie ein Land, das in den 1960er Jahren liberalisiert wurde, bis Mitte der 1970er Jahre es auch einigermaßen war, so „zurückversetzt“ werden konnte. Waren die Menschen da nicht zufrieden?

Ich glaube an Hand von Afghanistan sieht man recht deutlich wie eine Gesellschaft abrutschen kann, wenn sie, ich sage mal den falschen Geist einlädt. Ich habe mir in den letzten Wochen aus aktuellem Anlaß ein paar Dokumentationen angeschaut. Mehr oder weniger die Geschichte von den 1950ern bis heute. Dabei fiel mir auf, daß dieses Land natürlich zum Spielball von ausländischen Mächten wurde.

Und natürlich gab es ein Ungleichgewicht zwischen den großen Städten, vor allem Kabul, und dem Land. In den Städten lebte es sich sehr liberal, während das Leben auf dem Land noch sehr archaisch war (was es bis heute ja ist).

Als in den 1970ern die Kommunisten an die Macht kamen, wollte die Mehrheit der Bevölkerung eben diese loswerden. Mit aller Gewalt. Im Zuge dessen luden sie den, ich sag mal islamistischen Geist ein. Hauptsache keine Kommunisten. Die Sowjetunion fühlte sich als Bruderstaat verpflichtet, den Afghanen zu helfen und stellten sich militärisch diesem Geist. – Vergeblich.
Es wirkt ein bischen so, wie Gert Hoinle die Geschichte von Haiti beschreibt, nur eben in Afghanistan statt Voodoo eben den ich sag mal zerstörerischen Islam.

Ein Geist, der sich in vielen breit machte und die Menschen dort verblendete. Und US-Regierungen, die nach deren damaligen Doktrin („Hauptsache gegen den Kommunismus“) eben diese Menschen, beseelt mit diesem Geist, mit Waffen versorgten.
In Kabul jubelten die Menschen, als die letzten Sowjets abzogen. Bald nicht mehr. Ihr Land fiel in die Hände von Islamisten und letztlich zerstörerischem Terror.
Ich kann mich gut erinnern, als im Sommer 2001, ein paar Wochen vor 9/11, gezeigt wurde, wie Menschen öffentlich im kabuler Stadion von den Taliban geköpft wurden.

Wie zerstörerisch dieser Geist jedoch ist, zeigte sich mit Al-Qaida („Wir bringen mal eben Menschen um, die nicht nach unserer Pfeife tanzen – weltweit“) und ein weiteres Mal sollte dieser Geist militärisch besiegt werden. Diesmal von der NATO. 20 Jahre. Vergeblich. Die Taliban sind wieder an der Macht und bauen diese aus. Anfangs taten sie noch harmlos, machten einen auf „wir haben uns geändert“, und doch ist schnell klar: Nichts hat sich verändert. Nur stoßen sie anscheinend jetzt auf mehr Zivilcourage seitens vieler Frauen, die sich eben nicht mehr zwangsverheiraten – und sich lieber umbringen lassen.

Ich glaube, Afghanistan wird nur wirklich frei, wenn eben dieser Geist verschwindet. Und es ist klar, daß dieser Geist nicht von alleine wieder geht. Ich glaube, daß Jesus auch diesen Geist überwunden und besiegt hat. Geistliche Probleme löst man weder militärisch noch politisch – und das Problem in Afghanistan ist aus meiner Sicht geistlich und eben weniger politisch.

Meine (vagen) Gedanken für uns dazu sind:

1) Mein Gott hat nichts gegen einen säkularen Staat, ja, ich glaube, er will sogar keinen „Gottesstaat“, diese Idee wurde im Alten Testament ausprobiert und schlug fehl. Die Idee, Staat und Kirche zu trennen, ist grundsätzlich richtig. DieMenschen sollen die absolute Freiheit bekommen, sich für oder gegen Jesus zu entscheiden. Diese Freiheit darf jedoch nicht von staatlicher Seite eingeschränkt werden.

2) Wir in Europa und Deutschland sollten genau aufpassen, welchen Gedankenmustern wir uns verschreiben. Ich glaube, es geht schneller als man denkt und unser Land ist unter der Knute eines faschistoiden Geistes. Dabei ist es egal, welche Farbe (rot, braun, grün..) er hat. Unsere Demokratie ist derzeit massiv durch Verblendungen angegriffen. Menschen, die die Realität nicht mehr akzeptieren wollen und ihre eigene „schaffen“, jubeln im Netz über den Tod eines 20jährigen Studenten. Sind wir schon soweit gekommen? Da wird jemand ermordet und viele jubeln darüber. Wie weit sind wir an der Stelle noch von 1933 entfernt?
Eine verbeamtete Lehrerin läßt sich krankschreiben, um eine eigene, nicht genehmigte Schule zu gründen und Kinder zu verblenden.
Gleichzeitig wird auch der Wind für uns Christen rauer. Die Grünen woll(t)en alle Privatschulen in Baden-Württemberg abschaffen, merkten dann aber recht schnell, daß das nicht funktioniert, schon deshalb, weil das staatliche Schulsystem diese Schüler unmöglich auffangen können.
Man muß dazu sagen, daß es extrem schwer ist, mal eben eine Schule zu gründen und genehmigen zu lassen. Wir als Gemeinde erleben das gerade. Da werden etliche Steine in den Weg gelegt. Diese Schulgründungen werden beäugt, geprüft, da ist der Staat schon hinterher. Meine Frau arbeitet an einer christlichen Schule, die einfach einen besseren Geist innehat als eben die Konkurrenz außenrum. Nun mag man denken „Christliches Ghetto“. Diese Annahme ist aber falsch: Wenn es hochkommt, haben 10% aller Neuzugänge christliche Eltern. 90% nicht. Da diese Schule Schulgeld kostet, sind natürlich die Eltern auch hinterher, daß die Schüler dort etwas lernen und eben nicht manipuliert werden. Sie sind, soweit ich das beurteilen kann, weitgehend sehr zufrieden mit der Schule und finden es nicht schlimm, wenn sich doch mehrere Kinder bekehren. Da ist kein Zwang, oder ähnliches. Das ist aus meiner Sicht schlichtweg Erkenntnis.
Warum ich so aushole? Weil es immer und immerwieder Menschen gibt, erstens diese Schule nicht kennen und schon an Hand des christlichen Labels Manipulation ableiten – und am liebsten eben diese Schulen dichtmachen wollen. Da wird aus meiner Sicht Freiheit massiv eingeschränkt.
Ich finde ja, bevor man diese Schulen, die ja immernoch vom Schulamt etc. beaufsichtigt werden, dichtmacht, sollte man Studentenverbindungen abschaffen. Das wäre in Sachen Manipulation weitaus effektiver – aber da trauen sich ja anscheinend nichtmal die Leute ganz links außen ran.
Wir sind, Gott sei Dank (und das meine ich auch so!) ein liberales Land. Und das soll auch so bleiben. Wir sind Pluralistisch. Ich habe nichts gegen Moslems, nichts gegen den Islam, solange klar ist, daß er sich, wie wir Christen auch, dem Grundgesetz unterordnet. Für uns Christen ist das kein Problem. Für das Denken mancher Moslems allerdings schon. Und für das Denken von manchen Querdenkern auch. Und für das Denken von Nazis sowieso. Für das Denken mancher Antifa-Leute ebenso. Für die (heuchlerischen) Ökofaschisten, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, dafür aber am Wochenende 200km ins Grüne fahren und im Urlaub nach Neuseeland fliegen, gilt das erst Recht.
Und nein, ich verleugne den Klimawandel nicht und finde, wir müssen da handeln. Es muß allerdings klar sein, daß es jedem etwas kostet. Geld, Zeit, vorallem Veränderung.

Menscheln in der Gemeinde…

Eine Gemeinde in einer Pandemie zu leiten, ist schon nicht einfach, aber ein neues Gebäude innerhalb einer solchen Zeit neu zu beziehen, ist nochmal „eine Schippe obendrauf“.

Als wir, ich weiß garnicht mehr wann, in einer Gemeindeversammlung den Neubau mit >90% der Stimmen beschlossen haben, war mir klar, daß es ein großes Wagnis ist. Und das in jeglicher Richtung. Und natürlich ist dabei ein Unterschied, ob mein ein Einfamilienhaus mit 130m² baut, oder die ~800m² auf 2 Etagen, die wir jetzt haben – mit allen Sicherheits- und Barrierefreiauflagen.

Daß bei der Baubegleitung von einem Team, das „nebenbei“ noch Job, Familie, etc. pp hat, nicht alles glatt lief, sollte ebenfalls jedem klar sein. Dennoch wurde der Bau für mich unterm Strich mit Bravur hingestellt, auch wenn er mehr gekostet hat, als geplant, was aber durch zusätzliche Privatkredite wundersam dazu geführt hat, den Bank-Kredit nicht zu sprengen.

So die „sachlichen“ Randbedingungen.

Geistlich kann ich im Grunde nur dazu raten, die Nerven zu behalten. Das geht vielleicht auch nur, wenn man den Neubau nicht als Werk von uns als Gemeinde, sondern als Dienst an Gott ansieht. Ich sehe es erstmal so, daß wir das Ding da hinstellen sollten. „Land einnehmen“, sozusagen. Das haben wir nun getan. Der nächste Schritt ist, zu fragen, was wir damit machen sollen und dabei fügte Gott aus meiner Sicht schon einiges zusammen.

Eine christliche Grundschule soll dort gegründet werden, eine rumänische Gemeinde bezog einen Raum. „Unser Palast“, der von so manchen nun als Ballast empfunden wird, wird aus meiner Sicht von Gott benutzt. Natürlich müssen wir dabei Gott immer fragen, ob das alles auch so richtig ist und dabei aufpassen, daß wir nicht über den Tisch gezogen werden. Keine Frage. Aber wir dürfen nicht denken, daß dieses Haus wirklich uns als Gemeinde, sondern Gott gehört. Das ist meine persönliche Meinung.

Vor 20 Jahren hätte ich gesagt, daß eine christliche Schule ein christliches Ghetto erzeugt. Am Beispiel der Sabine-Ball-Schule, die wahrscheinlich mal so gestartet ist, sehe ich aber, daß das nicht stimmt. Die Schüler mit christlichem Hintergrund stellen inzwischen eine Minderheit da. Schüler ohne christlichem Hintergrund bekehren sich. Leute, das ist Mission! Lediglich die Lehrer sind alles Christen.
Ob das bei der Schule, die in den Neubau einziehen will, auch so ist oder sein wird, das kann ich nicht sagen, das spielt auch keine Rolle, aber es ist eine Chance, Jesus unters Volk zu bringen. Wir sollten offen sein und da mitgehen. Ja, es ist erneut ein Wagnis. Doch welches Wagnis geht Jesus schon mit uns ein? Und was hat es ihn gekostet?

Und ich gebe Sophie aus tiefstem Herzen Recht, daß es völliger Schwachsinn ist, sich über eine, nun muß ich das mal so sagen, scheiß Hütte zu streiten. Wir haben einen Auftrag und der ist nicht „schöner wohnen“, sondern Jesus unters Volk zu bringen. Und dabei ist mir egal, ob die Menschen am Ende unsere Kultur annehmen, oder nicht, sofern das geistliche stimmt, es also um Jesus geht. Baptisten sind halt nicht jedermanns Sache und daher erwarte ich von Rumänen auch nicht, daß sie sich uns anschließen. Wenn Gott einen Platz im Neubau für sie hat, Hallelujah, wenn nicht, wird es sich zeigen, da bin ich mir sicher.

Ich saß gestern in der Versammlung drinnen und habe die „Regierungserklärung“ unseres Ältesten angehört und muß sagen: Wir haben echt Glück, ihn zu haben. Und das kann ich, glaube ich, auch sagen, weil ich schon einige kennengelernt habe ;). Er tut eben, was er kann und natürlich macht er auch Fehler, vorallem, wenn er in Zeiten von Pandemie, Umzug, Neubau, Abnahmen nicht rumkommt. Auch sein Tag hat nur 24 Stunden und davon sollte er eben mehr als 5 schlafen, meine Güte! Insgesamt liefen in den letzten Monaten die Entscheidungsprozesse nicht rund, das ist schon richtig und dabei ist eben auch richtig, daß wir, denke ich, gelernt haben, daß Gemeindeversammlungen per Zoom auf Dauer Gemeindevergammlungen sind, worauf gestern genau deswegen verzichtet wurde. Dennoch: Die Entscheidungsprozesse sind immernoch transparenter (ja, da ist immer Luft nach oben, immer!) als die meisten, die ich vorher in anderen Gemeinden erlebte. Und man kann mit dem Ältesten reden und er hört auch zu (auch das ist, muß ich sagen, nicht selbstverständlich).

Soviel zum Senf am Dienstag.

Sehr geehrte Frau Bär, sehr geehrter Herr Schipanski,

Ich mußte einige Tage abwarten, bis sich meine Wut gelegt hat. Wut über Ihre Aussagen bezüglich Datenschutz und Digitalisierung.

Als jemand, den beides Interessiert und sich damit befaßt, muß ich doch sagen, daß Ihre Aussagen unhaltbar sind. Warum sage ich das? Die Union, eine Partei, die seit Jahrzehnten Kupfer statt Glasfaser vergraben läßt bzw. ließ, ist aus meiner Sicht fast alleine dafür verantwortlich.

Wir wohnen in einer Straße, die 2010 neu angelegt wurde. Drinnen liegt Kupfer, also DSL-Leitungen. Der Datendurchsatz von Kupfer ist nur ein Bruchteil dem von Glasfasern. Warum Sie trotzdem Kupfer vergaben ließen, darüber kann man nur spekulieren, es ist nicht meine, sondern Ihre Aufgabe, die Schuldigen dafür zu finden. Ihre Partei, seit Jahrzehnten in der Regierung (mit Ausnahme von 1998-2005) trägt jedenfalls die Verantwortung dafür.

Die Digitalisierung schleppt vorallem am Netz, Schulen mit mehreren Hundert Schülern haben oft nur eine normale DSL-Verbindung – Wie ein Privathaushalt. A propos Schulen. Zurecht wird von Seiten der Datenschützer Micro$oft 365 ab nächstem Schuljahr verboten, weil Micro$oft es nicht anders hinkriegt. Zudem ärgert mich schon seit Jahren, daß Micro$oft als „Standard“ gelabelt wird, während viele Ihrer Riege die Abhängigkeit zu US-Amerikanischen Konzernen monieren. In Wirklichkeit förderten Sie es aber.
Schulen verkommen zu Produktschulen, der Unterricht wird zur Micro$oft-Produktschulung. Klar, daß Micro$oft da „Sonderangebote“ für Lizenzen macht. Und klar ist es so herrlich einfach. Und bequem. Erstmal.

Immerwieder höre ich, daß Micro$oft Teams funktioniert und zB BigBlueButton nicht. Das jedoch weniger an der Soft-, und vielmehr an der Hardware, die dahintersteckt. Und natürlich ist es auch eine Frage der Internetanbindung des jeweiligen Servers. Einfach zu sagen „Teams funktioniert halt, BBB aber nicht“, wäre daher zu kurz gegriffen, es wäre falsch, es wäre sogar gelogen. Man muß da einmal mehr die Infrastruktur (Server/Anbindung) ausbauen – statt die Infrastruktur von Micro$oft zu unterhalten.

Wir hätten schon 2003 München als Vorbild nehmen können und auf Linux und LibreOffice setzen können. In München funktionierte das auch – bis es politisch abgewürgt wurde. Eine Freundin von mir arbeitete vor ~10 Jahren dort und erzählte, sie gut es damals schon lief, noch vor dem offiziellen Ende der Migration.
Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf, so schien es. Der ZickZack-Kurs in München, eine politische Blamage, auch (wenn auch nicht nur) der Union.

Frau Bär, mal ganz nebenbei, was meinen Sie mit „Datenschutz aus dem 18. Jahrhundert“ ? Den gab es damals noch garnicht. Damals hatten wir noch nichtmal eine Demokratie.

Wenn Sie sich nun hinstellen und monieren, der Datenschutz bremse die Digitalisierung, dann ist das Ablenken. Es ist verantwortungslos, weil Sie keinerlei Verantwortung der Fehler Ihrer Parteien übernehmen. Verantwortlich wäre, zu sagen, daß die Union es vergeigt hat und verantwortlich wäre, jemanden da dranzulassen, der auch von der Materie eine Ahnung hat. Nehmen die zB jemanden von der Piratenpartei. Ich wette, die kriegen das besser hin.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Popp

Quo vadis, Gemeinde?

Seit letztem Jahr verändert sich unsere Gemeinde. Pandemie, Neubau, schließlich ging unser Jugendpastor. Ich schaute mir das bisher eher als „Zuschauer“ an. Und natürlich macht man so seine Gedanken.

Nun kommt mit einem Interims-Pastor jemand, der unsere Gemeinde (neu) ausrichten soll. Man will die Gemeinde in feste(ere) Formen gießen, so mein Eindruck. Zumindest ist das eine Idee, auch wenn sie vielleicht nicht umgesetzt wird.

Das erinnert mich an damals, 2003, als wir von den Jesus Freaks Darmstadt in eine pfingstlerische Gemeindegründungsschule gingen und lernten, wie man vermeintlich eine Gemeinde gründet. Bei Pfingstlern, das fällt mir im Nachhinein auf, besteht für mich die Kontroverve zwischen geist- und pastorgeleitet. Oft weht ja der Geist, wo er will und der Pastor ist halt anderer Meinung und dann geht da ganze schief. Habe ich oft genug und gerade bei Pfingstern beobachtet. Klar, wenn der Pastor ebenfalls geistgeleitet ist, geht es nicht schief, aber wie oft denken Pastoren das von sich und folgen nur ihren eigenen Wünschen, lassen keinerlei Korrektur mehr zu, weil ihnen vielleicht die nötige Demut, oder sogar der nötige Respekt gegenüber „seinem Schaf“, das kritisiert, fehlt?

Unser Interims-Pastor erzählte von der Geschichte der Baptisten und daß jede Gemeinde vor Ort entscheiden kann und muß, wo die Reise hingeht. Demokratisch, sozusagen. Und genau dieser Ansatz gilt in unserer Gemeinde und macht sie so für mich attraktiv. Der Heilige Geist leitet sozusagen die Masse und die Masse ggf. den Pastor bzw. die Leitung, so wohl grob die Idee, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich glaube dennoch, daß es auch da Grenzen gibt, zB beim Thema Taufe, sonst gäbe es ja die FEG nicht. Aber gut, damit kann ich leben.

Unsere Gemeinde ist aus meiner Sicht heterogen, mit klarer Mehrheit einer gut bürgerlichen, vielleicht sogar spießigen Mittelschicht, zu der ich mich auch zähle. Die meisten sind eher Kopfmenschen und agieren auch so. Vielleicht ist das auch „typisch Deutsch“, für mich jedenfalls ist es mehr kulturell als geistlich, aber klar, das greift da ineinander. Für mch als katholisch naßgemachter Ex-Ministrant, Ex-Lutherischer, dann pfingstlerisch geprägter Jesus Freak, der jetzt unter Baptisten lebt, ist das mit der Kultur so eine Sache. Ganz ehrlich: Bei den meisten Lobpreisliedern denke ich an „ein Münchner im Himmel“. Da ist Lobpreis schon Opfer für mich. Aber auch damit kann ich leben und so schlimm wie am Anfang ist es auch nicht mehr für mich ;-).
Es gibt aber auch charismatische Leute bei uns, die mit erhobenen Händen und laut singen, die eben anders sind – und das ist nicht nur okay, sondern wichtig! Schade, daß im letzten Jahr ein paar gegangen sind.
Und dann gibt es noch jene Unbequemen, die psychisch krank sind, vielleicht „geistig arm“ ? Gemeinde ist, davon gehe ich aus, dazu da, um Menschen für Jesus zu gewinnen. Und Jesus will alle. Folgen wir dem, und bekehren sich Menschen, wird es schnell ungemütlich. Dann läuft ein Gottesdienst wahrscheinlich sogar völlig anders, unplanbar, ab. Und das ist dann okay, finde ich. Wichtig ist, was in einer Gemeinde ist und nicht deren äußerer Anstrich (=Gottesdienstablauf).

Meine Angst ist, daß man gegen alle oder viele Eventualitäten Regeln aufstellt, die Gemeinde „theologisch auf eine Linie“ bringt, damit es innerhalb der Gemeinde keinen Streit mehr gibt. Wir hatten das schonmal. 2005. Viel kranker, keine Frage, aber dennoch mit einer gewissen Angst geleitet, die man durch das Schaffen von Strukturen und Regeln zu bändigen versuchte. Ich halte das für gefährlich, für falsch, ja, für zerstörerisch. Es ist der Keim des Spaltpilzes, der eine Gemeinde auseinanderbrechen läßt. So habe ich das erlebt und davor kann ich nur warnen. Ich bin lieber weiterhin in einer heterogenen Gemeinde, in der man den anderen so stehenlassen kann, wie er ist, ohne dabei seine eigene theologische Meinung dem anderen überzubügeln oder gar sich unter eine gemeinsame theologische Meinung unterordnen zu müssen.

Eine Gemeinde muß vom Heiligen Geist und nicht von Regeln geleitet werden, und der Heilige Geist, der weht, wo der will. Und wie er will (frei nach Johannes 3,8). Und wo der Heilige Geist ist, da ist Freiheit. Regeln sind da das Gegenteil.
Wenn Menschen in bestimmten Situationen Regeln brauchen, ist das eine andere Sache. Das ist dann individuell, und dann auch wiederum freiwillig.

Ich bin an der Stelle überaus dankbar für unsere Leiter, die sich bisher schwer ins Zeug legten und ihr bestes versuchen. Die schwer ackern, die „nebenbei“ den Bau unseres Gemeindehauses begleiteten/leiteten – und das sicherlich bis jenseits ihrer Belastungsgrenze.
Menschen, die ich inzwischen liebgewonnen habe und vor denen ich meinen Hut ziehe (irgendwann kauf ich mir mal wieder einen, ganz bestimmt!). Diese Menschen haben unsere Gemeinde zu einer, wie ich in Relation zu anderen Gemeinden finde, Mitmachgemeinde geprägt haben. Da macht man einfach gerne mit und man spürt, daß man es nicht für einen Leiter oder Pastor macht, sondern für Jesus selbst. Als Ex-Leiter einer Jesus Freaks Gruppe kann ich da nur ermutigen, sich auch mal (innerlich) etwas zurückzuziehen, mal laufen lassen und gewisse Dinge wirklich abzugeben.

Im August 2003 nahm ich mir als Leiter eine Auszeit über einen Monat. Ich versetzte die Gruppe in eine Art Schock, so wurde es mir berichtet, aber es war ein „heilsamer Schock“. Und Gott bestätigte damals meine Entscheidung und machte mir klar, daß nicht ich die Leute leite, sondern Jesus selbst. In einem charismatischen Gottesdienst, wo ich auftankte, und jemand in Sprachen betete und das wurde dann genau so ausgelegt, daß es für mich war. Die Jesus Freaks Gruppe bestand jedoch nicht überwiegend aus Spießern, sondern Studenten, Schülern und psychisch Kranken. Ich habe es trotzdem gemacht, nein, ich konnte nicht anders. Und dieser Monat tat mir so gut! Im Grunde muß man da als Leiter auch mal loslassen, bzw. das lernen. Vielleicht nicht alles, sondern nur Bereiche? Ich kann das so nicht beurteilen.

Antisemitismus in Deutschland

Ich beobachte seit längerem, daß „die Juden“ mal wieder an vielem Schuld sein sollen. In dem Punkt ist so mancher Querdenker mit manchem Moslem überein. Ich finde es befremdlich, beschämend und unerträglich, daß es in Deutschland wieder Haß gegen Juden gibt. Haß, der sich in (versuchten) Anschlägen entlädt. Israel kann man gerne für seine Politik kritisieren. Sachlich mal auseinanderpflücken, was im Nahen Osten so passiert (ist). Das wäre aber ein anderes Thema.
Ich sehe neben den Querdenkern aber auch ettliche arabisch-türkische Demonstrationen, die skandieren, daß man die Juden (am liebsten) vernichten will. Und so mancher Moslem in Deutschland ist ein glühender Verehrer von Adolf Hitler, weil er die Juden vernichten wollte. Woher ich das weiß? Ich lernte sie kennen. Tatsächlich. Daß derselbe Hitler die Moslems wahrscheinlich direkt nach den Juden umgebracht hätte, wollen sie nicht wahrhaben.
Was bei alledem vergessen wird: Es gibt wohl im Islam auch die Endzeit, so wie es in der Bibel die Offenbarung des Johanns gibt. Im Islam jedoch gibt es einen jüdischen Staat, der immer größer und mächtiger wird und die umliegenden arabischen Staaten und dessen Menschen unterjocht. Bisher habe ich das aber nur von syrischen Bekannten gehört, deren Tochter mit unserer befreundet ist. In der einschlägigen Berichterstattung fehlt das völlig. Aber es erklärt recht viel aus meiner Sicht. Es erklärt, warum viele Moslems „die Juden ins Meer treiben“ wollen, Israel am liebsten vernichtet haben möchten. Es erklärt eine gewisse Angst und eben auch den Haß – auch auf die Juden, und eben nicht nur auf Israel.
Stattdessen wird oft und einseitig berichtet. Wenn man so will, anti-jüdisch, weil pro-islamistisch.
Dabei verstehe ich so vieles nicht. Wir sind, so habe ich das mal gelernt, ein pluralistischer Staat. Das bedeutet, man ist verpflichtet, tolerant zueinander zu sein, sonst würde das ja nicht funktionieren. Toleranz kommt von „tolerare“ und bedeutet soviel wie „ertragen“. Nun scheinen aber ettliche unserer Mitmenschen „die Juden“ nicht mehr ertragen zu wollen. Und damit sind sie nicht mehr tolerant. PUNKT.
Nun stehen auf „der anderen Seite“ Menschen auf und berufen sich auf „Christliche Werte“. Fordern sie ein. Dabei geht es um ein Kreuz an der Wand, das zB Moslems oder Atheisten nicht mehr ertragen wollen. Wir sind kein Gottesstaat, Jesus wollte das nicht und darüber bin ich auch froh. Die „Christlichen Werte“ sind schon vor Jahrzehnten verschwunden. Mit dem Glauben an Jesus, der in Deutschland nur noch von wenigen gelebt wird (sehe ich halt so). Das Kreuz an der Wand erscheint mir schon lange als hohl – und kann von mir aus weg. Das ertrage ich. Und das sage ich ausdrücklich als Christ.
Wenn wir uns auf etwas einigen müßten, dann auf das Grundgesetz. Ich glaube, jeder, der hier lebt, muß es akzeptieren. Und wer dieses Grundgesetz nicht ertragen will, wer also gegen Freiheit, Gleichberechtigung, Demokratie, Pluralismus etc. pp. vorgeht, sei es, weil er islamischen Gottesstaat in Deutschland aufrichten will oder sei es, weil einen Faschistenführer möchte, und das aktiv umsetzt, macht sich strafbar und gehört entweder hinter Schloß und Riegel oder ggf. ausgewiesen.
Und die Politik muß das verdammtnochmal durchsetzen! Und wenn ich schonmal dabei bin: Die sog. „4. Macht im Staat“, die Medien, bitte ich, entsprechend neutraler zu berichten und in ihren Foren berechtigte Kritik zuzulassen – und eben diverses Gepöbel gegen Juden abzustellen!
Mit einer Pseudotoleranz, die Moslems akzeptiert, aber Juden nicht, komme ich wiederum nicht zurecht. Es ist halt einfach und bequem. Aber falsch. Und gegen das Grundgesetz, vor dem alle Menschen gleich sind und das Religionsfreiheit garantiert. Wer damit aufgrund seines Glaubens nicht zurechtkommt, muß seinen Glauben oder seinen Aufenthalt bei uns über Bord werfen. Das ist meine Meinung, die für alle Religionen gilt. So. das mußte erstmal raus.
Als nächstes wird immer wieder vom „Judenhaß im Christentum“ berichtet. Als wären alle Christen per se gegen Juden. Das stimmt aber so nicht. Ja, die Kirche hat viel verbrochen. Und wenn man ehrlich ist, setzte Hitler nur den Haß der vergangenen Jahrhunderte in Taten um. Kirchlich geprägter Haß.
Ich hatte noch nie etwas gegen Juden. Es gab erstmal keine. Ich mußte mir von meinem Opa (katholisch) so manchen dummen Nazi-Juden-Witz anhören, was meine Mutter sehr ärgerte. Daß ausgerechnet dessen Bruder sich mit Juden auseinandersetzte und soweit ich weiß sogar missionarischer Jude (also ein Jude, der Jesus als Messias annahm = Christ) wurde, ist schon lustig. Die Witze hörten auf. Mein Opa bekam wohl viel erklärt. Und sagte mal eher beiläufig, daß das, was in Israel passiert, wohl so passieren muß und daß es niemals von den umliegenden Arabern erobert werden würde.
Ich wurde nach seinem Tod Christ. Juden, das sind für mich, ich sag mal „geistlich verwandte“ und entsprechend habe ich Respekt (was nicht heißt, daß ich Israel nicht kriritisieren darf!). Das Christentum hat seine Wurzeln im jüdischen, im Alten Testament, in dem Büchern Mose. Und im Neuen Testament erklärt Paulus im Rümerbrief (11,17-18), daß wir Christen wie ein Wilder Öl-Zweig in einen vorhandenen Ölbaum (=“Judischer Glaube“) eingepfropft wurden. Ein guter Vergleich, der halt von der Kirche ignoriert wurde. Und die Christen, die ich in meinem Umfeld so kenne, sehen das genauso.

Ungeerdete Nachfolger

Unsere Gesellschaft verändert sich derzeit schnell, habe ich den Eindruck. Das mag an der Pandemie liegen, an den Regeln, an die man sich nun halten muß. Ich beobachte, wie mehr und mehr Menschen sich (ich übertreibe jetzt) versklavt fühlen und in anderen Menschen, die sich „trauen“ eine andere Meinung als der Staat öffentlich zu sagen, eine Art Heilsbringer sehen – und dabei sich freiwillig und oft willenlos eben diesen Lichtgestalten unterwerfen. Sie glauben nur noch denen, die der Lichtgestalt wohlgesonnen ist und Leute, die anders denken, werden ignoriert. Dabei baut man sich ein sehr einfaches Weltbild auf: Man selbst lebt in der Wahrheit, weil ja der „Heilsbringer“ die Wahrheit sagt und all die, die ihm nachfolgen. Die, die plötzlich mit Gegenargumenten um die Ecke kommen, lügen, oder, viel besser, weil weniger aggressiv, liegen einer Lüge auf. Oder „dem System“. So schmort man im eigenen Saft und entzieht sich jeglicher Kritik und Korrektur.

Kirchengeschichtlich könnte man denken, daß so die eine oder andere Denomination entstanden sein könnte. Wirklich weiß ich das nicht. Der Unterschied zwischen zB EfG und FEG ist da marginal und in meinen Augen lächerlich. Aber seisdrum.

Ich bin ein freiheitsliebender Mensch und als solcher gestehe ich gerne anderen Menschen Freiheiten zu. Gerne lege ich mich da mit Faschisten jeglicher Coleur an, wenn sie sich hinstellen und sagen, daß das, was sie tun alleine richtig ist, und wer ihnen nicht „nachfolgt“, wird verboten, verhaftet oder gar umgebracht. Ich glaube nicht, daß Gott so drauf ist. Er gestand dem Menschen Freiheit zu. Dazu gehört auch die Freiheit, sich gegen ihn zu entscheiden [mit allen Konsequenzen, schon klar]. Da gibt es für mich erstmal nichts zu rütteln. Aber ich denke eben auch, daß die Welt eben durch diese falsch eingesetzte Freiheit gefallen ist. Man merkt das an diversen Gesetzgebungen, wo Menschen es wirklich gut meinen, aber doch das aus meiner Sicht falsche beschließen. Oder ist meine Sicht da doch falsch?

Ein Beispiel: Ich bin gegen Abtreibung. Momentan ist Abtreibung erlaubt. Meine Mutter erklärte mir einmal, daß man es erlaubt hat, weil sich viele Mütter mit den Babys im Bauch vorher umgebracht haben. Das ist heute natürlich kein Argument mehr, keine Frage. Aber als Kind, als ich mich zum ersten Mal damit befaßte, schien es mir logisch. Und da stellte ich mir schon die Frage, ob man dieses Problem nicht anders lösen könnte. Immerhin wird da ein Baby umgebracht, getötet, man müßte eher sagen abgemurxt.
Viele Argumente pro-Abtreibung zielen auf eine kriminelle (Vergewaltigung) oder medizinie (Mißbildung) Indikation ab. Das sind keine 3%. Vielleicht wäre darunter ein Großteil der Frauen, die sich umbringen, könnten sie nicht abtreiben? Aber was ist mit den 97% ? Wieviele sind sehr jung, sehr alt, haben schon Kinder? Ich glaube, da ist unsere Gesellschaft mehr gefragt, als der Staat, der „das regeln“ muß. Ich denke, eine Gesellschaft müßte alles dafür tun, damit eine Abtreibung überflüssig wird. Und da sind wir noch weit weg von.
Was ich für faschistoid halte sind Menschen, die Menschen angreifen, die Frauen dabei helfen wollen, ihr Baby zu bekommen. Die zum Teil sehr aggressiv in ihrem Auftreten sind. Die kommen meist aus dem linken politischen Spektrum und randalieren schonmal in solchen Einrichtungen. Ich bin, wie gesagt, freiheitsliebend. Und als solcher denke ich, daß so etwas gar nicht geht. Ich halte es sogar für pervers an dieser Stelle. Wenn eine Mutter sich für ihr Baby entscheidet, sollten das auch Linke akzeptieren. Nein: Sie MÜSSEN es!

Wir leben in keiner Christlichen Welt, ich weiß nichteinmal, ob es diese „Christliche Welt“, von der man so erzählt, jemals so existiert hat, wie oft behaptet wird. Ja, die Kirchen leeren sich, aber davor leerten sich die Herzen. Ich kenne einige, die von Gott nichts mehr wissen wollen, weil sie schlechte Erfahrungen innerhalb der (in dem Fall katholischen) Kirche machten, die wegen der Oma, Mutter, was weiß ich wem noch Karteileiche sind, um eine ehrliche Diskussion zu scheuen. Meine Oma mußte sich damit auseinandersetzen.
Die Kirchen leeren sich weil die Kirchen selbst keinen Glauben mehr ausstrahlten. In meinem Fall war es das tote Hochhalten von Tradition, auf die man so stolz sein kann, was einem Halt gibt, aber für mich als Versager im „Squaredance rund um den Altar“ (6 Jahre Ministrantendienst) war es leichter – aber auch nicht leicht. Doch ich stellte mir die Frage, ob es Gott gar nicht oder nur in dieser Kirche nicht gibt und suchte. Das taten die wenigsten jener Bekannten. Leider. Sie gaben Gott auf und fanden neue Befriedigung abseits der Kirchen. Einige haßten Gott für das Unrecht, was ihnen passierte – manche wurden sogar Satanisten.

Was ich sagen will ist einfach, daß man ein geistliches Problem politisch nicht lösen kann, und wenn ein Präsident zwar ein Gesetz gegen Abtreibung erläßt, gleichzeitig aber verurteilte Mörder begnadigt, eine Pandemie ignoriert und nach dem Motto „es trifft ja eh nur die Armen“ verfährt, der Ungerechtigkeit sät, lügt und gefährliche Verschwörungserzähler machen läßt, dann den nächsten „christlichen Knopf Israel“ drückt und mal ne Bibel hochhält, während der den Rassismus im Land befeuert, …
erzählt mir bitte nix vom „Kampf gegen Gut und Böse“. Es ist alles viel viel viel Komplexer als mancher dahergelaufene „Prophet“ weismachen möchte.

Das Böse, das dunkle, das quillt aus den Augen von Satanisten heraus. Weniger bedrohlich als tieftraurig. Es ist die blanke Abwesenheit Gottes und die damit einhergehende Verzweiflung. Ich habe das gesehen. Mehrfach. Ich hatte 2 Mal eine Knarre an den Kopf gehalten bekommen. Von Satanisten. Ob die erste Knarre funktioierte, weiß ich bis heute nicht, die 2. funktionierte nicht, was ich aber auch nicht sicher wußte.

Was mich weiterhin ankotzt ist dieses selbstherrliche, arrogante „Den Medien kann man ja nicht glauben“ – Auch wenn diese Aussage zum Teil stimmt, so ist die Aussage für Christen dahinter fatal: „Glaube deinem Propheten, dann glaubst du Gott. (Und dann kannst du dein Hirn dabei getrost abschalten)“ Vorallem fehlt den Medien aber dann deine Kritik. Wenn ich der AfD (ich mag diese feige Drexxpartei nicht) etwas zugutehalte, dann die Tatsache, daß die Medien durch sie akribischer geworden sind, um schlüssige Argumente zu bekommen. Das klappt aber nicht mehr, wenn alle ungeerdet in ihrer eigenen Medienblase dahinschweben und glauben, sie wüßten vieles besser als die anderen. Und mit einem Mal wird die Welt ganz einfach…
Ist sie aber nicht! Wir sind eine pluralistische Gesellschaft. Das ist nunmal kompliziert. Die Alternative wäre Faschismus. Und der hinterließ ein zertrümmertes Deutschland, in Spanien zertrümmerte Herzen und ich fürchte, in den USA wird es vielen Christen genauso ergehen.
Deswegen ist mir der Pluralismus lieber. Deswegen bin ich freiheitsliebend und zugestehend. Ich meine, man muß es ja nicht für gut heißen, wenn ein Mensch einen Schrank anbetet. Wir Christen haben den Auftrag, Jesus zu zeigen. Zeigen, nicht zwingen! *Augenroll* Und ja, das ist halt schwierig, genauso wie das Thema rund um Abtreibung, betrachtet man viele Einzelfälle.

So, das mußte jetzt mal raus!

Angst als Tor zum Geschwurbelglauben

Schaue ich mich heute so um, kratze ich mich oft am Kopf und frage mich, was viele Menschen so alles für einen Mist glauben. Selbst Christen, von denen man eigentlich meinen könnte, sie hätten schon einen (besseren) Glauben, glauben an viele der derzeit gängigen Verschwörungserzählungen.

Ich schaue mir so manches an, was da irgendwelche selbsternannten „Heilsbringer“ oder „Wahrheitssager“ für einen Stuss daherreden und schlichtweg haltlose Dinge in die Welt posaunen. Und ich wundere mich, wieviele Menschen diesen Lügen ohne selbst nachzuprüfen nachfolgen. Wie dumme Schafe eben. Daß dabei auch viele Christen hinterherlaufen, wundert mich. Zum Glück, muß ich sagen, so gut wie niemand aus meinem (Gemeinde)Umfeld. Selbst in der Christlichen Schule meiner Frau gibt es keinen, der da diesen Dingen auf den Leim ging. Immerhin treffen da ca. 20 Gemeinden aus Südhessen aufeinander.

Ich frage mich, was die Leute antriggert, dies und das zu glauben. Ich höre mir das an und ja, viele Dinge, die da gesagt werden, haben einen wahren Kern. Aber es werden halt auch viele Lügen drumherumgestrickt. So wie der Teufel auch nicht mit brachialer Lüge kommt, sondern zuerst mit Wahrheit, um dann mit der Wahrheit erste Lügen einzuflößen. Genau so beobachte ich das bei den Qanon und manchen Querdenkern. Der ich sag mal offizielle Ansatz ist ja nicht verkehrt, daß man selbst nachdenken soll, was da passiert, aber diese unheilvolle Fusionierung mit den aufkommenden Verschwörern, Lügenerzählern und am Ende eben Neonazis paßt in meinen Augen so garnicht in das, was sozusagen der offiielle Ansatz ist: Selbst nachdenken. Wenn ich selbst nachdenke und nicht deren Meinung bin, werde ich halt auch als waswweißich Systemopfer oder ähnliches diffamiert. Geil. Dazu denke ich „Die Freiheit einer Gesellschaft ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.“ – Von mir aus darf jeder glauben was er will, aber er muß sich eben auch Gegenargumenten stellen und das tun sie nicht. Die „Gegenargumente“ sind dabei haltlose Lügen und immerwieder neue Behauptungen, die weder reflektiert noch bewiesen sind. So meine Beobachtungen und Erlebnisse.

Bei Christen wundert es mich noch mehr. Viele behaupten, die Medien würden Angst machen und Angst soll uns steuern und darüber würde die Demokratie demontiert werden. Über Corona-Regeln. Darüber kann ich nur müde lächeln. In Wirklichkeit macht jenes dumme Lügengeschwurbel Angst, was die Menschen so steuern soll, daß sie sich an jene Lügenerzähler binden und ihnen nachfolgen. Ein Pastor sagte in einer Predigt sinngemäß, daß anscheinend viele Christen glauben, nicht Jesus, sondern der Teufel persönlich wäre in Matthäus 28,18 den Jüngern erschienen und hätte gesagt „Habt gefälligst Angst, denn mir ist alle Macht gegeben!“ – in Wahrheit erschien Jesus und er sagte: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“ – Buchstäblich ein himmelweiter Unterschied.

Und was mich als etwas nerdiger Typ viel mehr wundert ist die Tatsache, daß sich die meisten Leute über die Masken aufregen, als würde die Masken ihnen die Freiheit nehmen. In Wirklichkeit aber beraten die Politiker, vorallem auf EU-Ebene (unter deutscher Führung) allen Ernstes über ein Umgehen und damit die defacto-Abschaffung von Verschlüsselungen im Internet. Also über das Abschaffen des digitalen Briefgemeimnisses, bzw. des Briefumschlages. Und das nicht wegen Corona, sondern wegen des Terrorismus, womit nicht die Verschwörungsdemonstranten gemeint sind, sondern eben Islamisten, die Menschen umbringen.
Nun sollen die Polizeibehörden mehr und mehr Befugnisse bekommen – bei immer weniger bis gar keine Rechenschaftsablegung vor dem Bundestag (das zeigten die Ausschüsse um den NSU und den Anschlag auf dem Breitscheidplatz). DAS ist in meinen Augen viel viel gefährlicher als die Corona-Regeln. Und ja, da bin selbst ich nicht angstfrei, das gebe ich zu – aber vor einem doofen Virus und dessen Regeln habe ich keine Angst, so unsinnig manches auch zweifelsohne ist. Die Opposition hat da schon Recht, wenn sie sagt, daß solche Regeln im Parlament ausgefochten werden müssen, BEVOR sie beschlosssen werden. Dennoch besorgt mich viel mehr, was da alles unbemerkt (wenn man nicht gerade Netzpolitik liest) von der Bevölkerung abgeht.
Ich nerve derzeit „meinen“ MdEP damt. Dafür wird ja (auch) bezahlt. Das sollten noch viel mehr tun, finde ich.

Ego ist Trumpf

Im Grunde ist Trump ja sozusagen ein Kind seiner Zeit. Die Gesellschaft ist egoistischer geworden, so scheint es mir.

Ich kriege über die eine oder andere Predigt in „Nebensätzen“ mit, daß in der Trump-Administration ja doch manches gut läuft, weil sein Vize, Mike Pence, anscheinend ein entschiedener Christ ist. Ich kann und will das nicht beurteilen. Ich betrachte es als Machtgefüge mit einem Präsidenten, der nichts weiter als mit allen Mitteln an der Macht bleiben will. Dazu benutzt er die Christen – und übernimmt daher einige ihrer Auffassungen. Und ja, es ist in meinen Augen gut, wenn Christliche Werte umgesetzt werden. Aber: Zu welchem Preis?

Es kommt mir bei der Thematik schon ein bisschen so vor wie viele, auch mein Opa, sagten „Bei Hitler war nicht alles schlecht.“ Oder später dasselbe über die DDR, nur von anderen Menschen. Und vieles, was Trump anscheinend auch gut macht, wurde wohl auch von den Demokraten übernommen. Warum auch nicht.

Für mich muß ein Präsident, oder ein Kanzler, vorallem glaubwürdig sein. Transparent. Klar, das ist unsere Kanzlerin auch nicht zu 100%, aber doch deutlich mehr als Trump. Er macht aus vielem eine Show, inszeniert sich und daher zweifle ich an, daß er tatsächlich mit Sars-Cov2 angesteckt wurde. Dazu war der Zeitpunkt einfach zu perfekt. Aber das nur am Rande.

Meine Sicht auf ihn, auf die USA ist, das weiß ich, von den deutschen Medien getrübt und ich sehe durch eben diese Brille, wenn man so will. Auf der anderen Seite ist es in den USA ja bestimmt nicht anders. Da ist es ja so, daß es gar keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt. Es gibt wohl nur Privatsender, -Medien, die eben Geld verdienen müssen. Und wie tun sie das? Indem sie Aufmerksamkeit erregen, ihr „Blatt“ oder den Sender „verkaufen“ können. Und das passiert eben nur, indem man polarisiert – oder ein Land spaltet. Aus den USA weiß ich eben, daß es die „Pro-Trumps“ gibt und die „Anti-Trumps“. Beide scheinen in ihrer eigenen Medienblase zu leben, wobei bei uns halt fast nur von den „Pro-Trumps“ berichtet wird, die nun wirklich an allerhand Unsinn glauben. An Verschwörungsmythen. Mythen, von denen sich Trump nicht distanziert, was er aber tun müßte. Tut er es, würde er Wahlstimmen verlieren, also läßt er es.

Diese Mythen sind im Grunde Lügen. Lügen, die ein Land eben spaltet. Lügen, auf deren Welle Trump und leider viele Christen reiten, weil ihre Positionen ja so schön bedient werden. Da nimmt man sie gerne in Kauf, so erscheint es mir. Und es scheint von diesen Christen auch keinen zu interessieren, daß es Lügen sind, keiner von ihnen hinterfragt, ungefiltert wird es übernommen, weil es so schön in den Kram paßt. Weil es ja so schön einfach ist und in der Welt (oder Blase), in denen sie Leben, funktioniert das auch. Nur alles außerhalb gibt Konflikte. Es hat eben vieles mit Lüge und nicht mit Wahrheit zu tun. Und Wahrheit ist dabei eben etwas absolutes, nichts relatives.
Es hat etwas von einer klassischen Diskussion mit einem AfDler: Er behauptet und untermauert seine Behauptungen mit immer neuen Behauptungen, die er nicht belegen kann. Sagt man das, wird er sauer und man ist dann linksgrünversifft in seinen Augen. So ähnlich scheint es auch in den USA zu sein. Es geht nicht um Wahrheit, sondern darum Recht gesprochen zu bekommen. Aber man vergißt dabei, daß in Jesus die Wahrheit ist und daß er die letzte Instanz ist. Das war schon immer so, vorallem, wenn man in die biblische Geschichte schaut, aber eben auch in die neuere.
Christen waren es, die begonnen, die DDR zu stürzen. Durch Gebet, durch Argumente, durch Wahrheit und eben nicht durch dummes, polemisches Geschwätz mit allerhand Lügengeschichten über Honecker und Co. Es war in dem Punkt eher das Gegenteil: Man konnte sich garnicht ausdenken, was tatsächlich in diesem Unrechtsstaat geschah und war entsprechend hinterher geschockt.

Konfrontierte man Trump in einem Interview mit der Wahrheit, daß er in der Coronakrise wochenlang nichts tat, wurde er patzig und überhäufte die Reporterin mit kruden Vorwürfen in starken Worten. Letztlich aber sagte er nichts dagegen, er beleidigte nur. Und die Anhänger jubelten. Wohl auch Christen. Christen, die in meinen Augen oft mehr (die anderen) hassen als lieben, was sie sollten.

Ich denke, die Christen in den USA fahren gerade einen sehr gefährlichen Kurs. Ich mag mich irren. Aber so schaut es für mich eben aus. Sie lassen sich für einen Präsidenten inszenieren, der ihnen etwas gibt, aber für das sie bitter bezahlen müssen. Das mag auch daran liegen, daß ich sehr skeptisch in einer „Heilsfigur“ bin, ich bin katholisch aufgewachsen und mag seitdem Personenkult jeglicher Form nicht. Und für viele scheint Trump eine Art politischer Messias zu sein, der es den „Atheisten“ mal so richtig zeigt.

Aber wie sagte ein Prediger mal: „Geistliche Probleme kann man politisch nicht lösen.“ – und davon bin ich auch überzeugt. Das Problem ist, denke ich, nicht Trump. Das Problem ist der ausufernde Egoismus der westlichen Welt und Trump ist eine Folge davon. Der Wille, wieder an etwas glauben zu können, egal, wie sehr der Glaube einem Kartenhaus gleicht. Je wackeliger das Ding wird, desto aggressiver werden seine Anhänger, so mein Eindruck. Aber wie alles, was sich („göttlich“) aufspielt und nicht von Gott kommt, wird es zusammenfallen. Egal, ob Trump die Wahl gewinnt, oder nicht.

Corona: Der Soziale Kitt bröselt den Gemeinden weg

Wir leben, denke ich, in einer Zeit, in der Gemeinden durch Corona geprüft werden. Gerade bei uns ist das besonders, da wir dieses Jahr mit unserem Neubau fertig werden. Wir hatten in den alten Räumlichkeiten zuwenig Platz, und wir beteten viel und kamen im Gebet überein, den Neubau zu wagen. In der Bauphase, gegen Ende, bekamen wir den Lockdown und seitdem treffen wir uns als Gemeinde nur noch in Zoom oder auf einer Wiese im Freien.

Inzwischen haben die Gemeinde einzelne Menschen verlassen. Aus unterschiedlichen Gründen. Oder sie „fallen hinten runter“. Ich denke, gerade im Zuge von Neubauten sind Angriffe und Verunsicherungen völlig normal. Aber ich sehe auch, daß durch Corona die Gemeinde angegriffen ist. Wahrscheinlich ist es eine Prüfung: Worauf gründet sich die Gemeinde (das gilt für alle Gemeinden, denke ich) ? Ist es der „soziale Kitt“ oder ist es Jesus?

Als ich bei den Jesus Freaks Darmstadt in der Leitung war, diskutierten wir viel über Ausrichtung und „Vision“ und vorallem: Wen wir denn erreichen wollen. Ich selbst hatte darauf nie eine Antwort. Für mich schickte uns Gott die Menschen, denen wir in irgendeiner Form weiterhalfen – mal mehr, mal weniger. Dadurch hatten wir einen gewissen Durchsatz und eine Fluktuation. Einige „benutzten“ uns als Durchgangsstation und gingen nach einigen Wochen oder Monaten in andere Gemeinden. Das war für mich mehr als okay, denn dann haben „wir“ als „Gemeinde“ unseren Job getan. Genauso sehe ich es auch in unserer jetzigen Gemeinde.

Wenn die Menschen uns als „Durchgangsstation benutzen“, tun wir nur unsere Arbeit. Es geht um das Reich Gottes und nicht primär um unsere Gemeinde. Dennoch: Wir haben das getan, wovon wir fest glaubten, daß es richtig war. Dazu gehört der Neubau. Gott hat es in der Hand, wie das weitergeht. Gut möglich, daß er uns „geläutert“ besser benutzen kann, wahrscheinlicher ist aber, daß es nötig war oder ist. Ich sehe nur, daß wir als Gemeindemitglieder in vielen Dingen total angegriffen werden. Ich kenne kaum Familien bei uns, die verschont blieben.

Gebet ist da wohl die einzige Waffe, die dabei hilft. Und im Gebet einen wir uns in Jesus. Und nicht im „sozialen Kitt“.

Offener Brief an Michael Gahler, MdEP

Sehr geehrter Herr Gahler

Ich habe mitbekommen, daß es Gespräche unter Ausschluß der Öffentlichkeit zwischen dem EU-Parlament und er EU-Kommission über ein EU-Gesetz “zur Verhinderung der Verbreitung terroristischer Online-Inhalte” gegeben hat und weiterhin gibt.

Es ist geleaked worden, daß u.a. dazu gehört, daß „terroristische Inhalte“ binnen EINER STUNDE (rund um die Uhr!) von jeglicher Webseite gelöscht werden muß. Das ist für einen „Hobby-Webseiten-Betreiber“ und Familienvater wie mich nicht zu machen. Mal abgesehen davon, wie man mich denn erreichen will, da ich zB mein Handy nicht immer dabei habe.
Außerdem ist gelaked worden, daß es über Terrorinhalte hinaus auch bei anderen „Vergehen“ genau so geschaltet werden soll.
Es ist weiterhin geleaked worden, daß ich als Webseitenbetreiber Geschäftsbedingungen formulieren muß, um dem neuen Gesetz zu entsprechen.

Seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten beklagen Politiker, daß das Internet von Firmen aus dem Sillicon Valley beherrscht wird. Es wurde aber immer wieder genau das getan, um genau diese Firmen (der politische Wille zu Micro$oft-Produkten ist für mich überwiegend in der Politik klar zu erkenen!) zu stärken. Nun geht es den kleinen Webseitenbetreibern an den Kragen. Wollen Sie das (mit)verantworten? Ich weiß noch nicht, wie ich im Fall eines solchen Gesetzes reagieren würde. Es ist ein Gesetz, daß Webseiten abseits von Facebook, Google & Co tötet. Nur so kann ich dies interpretieren.
Ich betreibe selbst eine Mastodon-Instanz und ich wette, sie wissen noch nichtmal was das ist. Mastodon ist eine Alternative zu Twitter, die dezentral von ettlichen mehr oder weniger kleinen Servern (wie meinen) lebt, bzw. davon aufgabaut ist. Es funktioniert sehr gut, ist allerdings nicht so bekannt, weil eben kein Kapital und damit keine Werbung dahinter steckt, mal ganz abgesehen davon, daß sich von den Betreibern dieser Server keiner eine Juristenabteilung leisten kann bzw. will. Dies alles sind Alternativen zum Sillcon Valley, europäisch, ja, made in Germany!
Wenn dieses Gesetz so durchkommt, wie es geleaked wurde, dann bringt die EU eben diese spärliche Konkurrenz zu Facebook und Twitter um. Für mich ist das dann ein klarer Fall von Marktbereinigung unter fadenscheinigen Argumenten.
Nur geht es bei der Marktbereinigung nicht im Geld, sondern um Meinungsfreiheit. So simpel sehe ich das nun mal.
Das Internet ist nicht Facebook und Google. Es ist viel viel mehr. Und das sollten Sie sich einmal anschauen, bevor Sie entscheiden und abstimmen. Dazu fordere ich Sie eingehend auf.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Popp