Das ist, glaube ich, eine Frage, die sich jeder Mensch eines Tages stellt. Eine Frage, die von jedem Menschen schon von Kind auf irgendwo beantwortet werden sollte. Zumindest, daß man geliebt ist, egal, wie man (drauf) ist. Sicher, als Teeniager hinterfragt man dann vieles, aber was passiert, wenn dann so überhaupt keine Basis da ist?
Ich meine zu beobachten, daß viele sich auf andere Menschen stü(r)zen, um ihnen zu gefallen, bzw. versuchen, sich in Gruppen einzubringen, was nicht selten zufolge hat, daß sie sich von diesen Gruppen definieren lassen. Das funktioniert auch nur so lange, wie die Gruppen existieren bzw. erträglich sind. So oder so kommt man durch reine Abhängigkeit zu Menschen zu Verletzungen. Ich glaube, das ist unausweichlich.
Man weiß hinterher nicht, wie man ist, vielleicht, wie man nicht sein will und hat dann eine Art „Antibild“ für sich entwickelt. Oft wird das dann auf andere, ähnliche Gruppen übertragen, oder vielleicht sogar auf jede Art von Gruppierung.
Die Abneigung geht dabei weniger gegen die Identitäten der Gruppen an sich, sondern gegen das vermeintliche Betreben der Gruppe, ihre Identät einem aufzustülpen. Meistens ist da die Angst davor weit größer als realistisch.
Doch wenn man seine Identität in Jesus und eben nicht in einer Gruppe oder von Menschen bekommen hat, dürfte das einen recht wenig jucken. Ich wurde über knapp 2 Jahrzehnte katholisch erzogen und hatte das kath. Weltbild in mir aufgebaut. Ein Weltbild, was mir nie gefiel, aber ich akzeptierte es für Jahre. Auch über diese Schiene wurde mir eingetrichtert, daß ich ein schlechter Mensch bin, weil ich ein schlechter Katholik war, auch als Ministrant habe ich nicht wirklich was getaugt.
Das führte ich zur Selbstablehnung. Klar kamen noch andere Faktoren dazu, aber das bildete die Basis davon. Es war nicht gut, aber ich hatte mich dran gewöhnt und es war mir sehr vertraut. Aber irgendwo hatte ich doch die Nase voll davon. Geht man dagegen an, bekommt man ja auch irgendwo Druck von anderen Menschen, wie zB der Mutter meiner damaligen Freundin (die mit ihren damals 50 Jahren anfing, regelmäßig in die Kirche ging, um sich mit Gott gutzustellen). Also schon allein eine Meinung gegen das System wurde sehr oft mit Verachtung bestraft, was wiederum aufs Ego ging, das ohnehin am Boden war.
Mit 21 konnte ich dann endlich damit brechen, mir wurde die Meinung von Menschen zunehmend egal, aber auf eine eher positive Weise, denn ich lernte Jesus kennen. Gott hat mich geschaffen, er weiß, wer/wie ich bin und er liebt mich. Ergo definiert er mich. Und der Menschen Meinung darüber fand ich anfangs lächerlich, die kath. Kirche lehnte ich schon fast militant ab, bzw. ging massiv dagegen an. Ich fühlte mich verletzt, klar, denn das System „Kath. Kirche“ hat mich immerhin knapp 2 Jahrzehnte lang verarscht, das denke ich irgendwo heute noch so. Das schreibe ich jedoch nicht der gesamten kath. Kirche zu, sondern speziell der Kirchgemeinde, in der ich aufgewachsen bin. Heute weiß ich und erkenne an, daß es unter Katholiken auch (viele) Christen gibt.
Diese Identitätsgrundlage in Jesus Christus macht mich jedoch zu einem geliebten Kind, zu jemanden, der unabhängig von seinen Taten wertvoll ist und ich konnte das sehr schnell nach außen vertreten. Ich besuchte viele Freikirchen, einfach, um mal zu gucken, was sie so treiben. Und nicht wenige wollten, daß ich zB meine Haare abschneide, weil das ja schändlich für einen Mann ist, einige meinten, daß mein Lebensstil schlecht wäre und ich so in die Hölle komme. Ich ließ mich davon aber nicht verrücktmachen. Denn ich wußte und ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß um meine Beziehung zu Jesus, die mal gut, mal schlecht ist. Aber sie ist da. Ich bin an sich ein unsicherer Mensch, zumindest in dem, was ich tue, gerade, wenn es geistlich wird. Klar, oft ist Gott da so präsent, daß ich mir eben nicht unsicher bin, aber gerade meine Zeit als Leiter war geprägt von Unsicherheit. Doch ich fühlte mich dabei nie von Gott verdammt, oderso.
Ich habe viele Menschen kennengelernt. Viele, denen wirklich Schlechtes widerfahren ist. Interessant ist, daß alle die, die als Kind (und Teenager) immerhin einen guten Draht zu ihrem Vater hatten, sagten, daß Gott nichts dazu kann und mit Gott zumindest kein Problem haben, die meisten sind Christen, sogar in einer Gemeinde, selbst wenn sie von anderen Gemeinden verletzt wurden.
Viele, die (meistens ja auch irgendwo zurecht) Schwierigkeiten mit ihren Eltern hatten (und haben), scheinen da Gott eher „die Schuld für Scheiße zu geben“ und damit auch eher gegen Gott und auch gegen andere Christen/Gemeinden aufzubegehren. Es kommt mir manchmal so vor, daß sie Angst haben, daß sie zu unrecht von Menschen zurechtdefiniert werden und daher um sich beißen. Ob das wirklich so ist, weiß ich natürlich nicht.
Wie ein Mensch wirklich ist, oder zu sein hat (was in dem Satz dasselbe ist), weiß nur Gott und eben nicht die Menschen. Sicher gibt die Bibel da einen Rahmen, der an manchen („fleischlchen“) Stellen wehtut, aber die letztlich auch oft Interpretationssache sind.
Nicht wegzudiskutieren ist, daß Gott dich liebt. Und das ist ein Brocken, den jeder Mensch erstmal (für sich) annehmen/raffen muß, bevor er auch nur daran denken sollte, sich vermeintlich „für Gott“ oder „zu Gott hin“ zu verändern. Denn die Liebe Gottes an sich verändert schon.
„Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1. Johannesbrief 4,19)