Ego ist Trumpf

Im Grunde ist Trump ja sozusagen ein Kind seiner Zeit. Die Gesellschaft ist egoistischer geworden, so scheint es mir.

Ich kriege über die eine oder andere Predigt in „Nebensätzen“ mit, daß in der Trump-Administration ja doch manches gut läuft, weil sein Vize, Mike Pence, anscheinend ein entschiedener Christ ist. Ich kann und will das nicht beurteilen. Ich betrachte es als Machtgefüge mit einem Präsidenten, der nichts weiter als mit allen Mitteln an der Macht bleiben will. Dazu benutzt er die Christen – und übernimmt daher einige ihrer Auffassungen. Und ja, es ist in meinen Augen gut, wenn Christliche Werte umgesetzt werden. Aber: Zu welchem Preis?

Es kommt mir bei der Thematik schon ein bisschen so vor wie viele, auch mein Opa, sagten „Bei Hitler war nicht alles schlecht.“ Oder später dasselbe über die DDR, nur von anderen Menschen. Und vieles, was Trump anscheinend auch gut macht, wurde wohl auch von den Demokraten übernommen. Warum auch nicht.

Für mich muß ein Präsident, oder ein Kanzler, vorallem glaubwürdig sein. Transparent. Klar, das ist unsere Kanzlerin auch nicht zu 100%, aber doch deutlich mehr als Trump. Er macht aus vielem eine Show, inszeniert sich und daher zweifle ich an, daß er tatsächlich mit Sars-Cov2 angesteckt wurde. Dazu war der Zeitpunkt einfach zu perfekt. Aber das nur am Rande.

Meine Sicht auf ihn, auf die USA ist, das weiß ich, von den deutschen Medien getrübt und ich sehe durch eben diese Brille, wenn man so will. Auf der anderen Seite ist es in den USA ja bestimmt nicht anders. Da ist es ja so, daß es gar keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt. Es gibt wohl nur Privatsender, -Medien, die eben Geld verdienen müssen. Und wie tun sie das? Indem sie Aufmerksamkeit erregen, ihr „Blatt“ oder den Sender „verkaufen“ können. Und das passiert eben nur, indem man polarisiert – oder ein Land spaltet. Aus den USA weiß ich eben, daß es die „Pro-Trumps“ gibt und die „Anti-Trumps“. Beide scheinen in ihrer eigenen Medienblase zu leben, wobei bei uns halt fast nur von den „Pro-Trumps“ berichtet wird, die nun wirklich an allerhand Unsinn glauben. An Verschwörungsmythen. Mythen, von denen sich Trump nicht distanziert, was er aber tun müßte. Tut er es, würde er Wahlstimmen verlieren, also läßt er es.

Diese Mythen sind im Grunde Lügen. Lügen, die ein Land eben spaltet. Lügen, auf deren Welle Trump und leider viele Christen reiten, weil ihre Positionen ja so schön bedient werden. Da nimmt man sie gerne in Kauf, so erscheint es mir. Und es scheint von diesen Christen auch keinen zu interessieren, daß es Lügen sind, keiner von ihnen hinterfragt, ungefiltert wird es übernommen, weil es so schön in den Kram paßt. Weil es ja so schön einfach ist und in der Welt (oder Blase), in denen sie Leben, funktioniert das auch. Nur alles außerhalb gibt Konflikte. Es hat eben vieles mit Lüge und nicht mit Wahrheit zu tun. Und Wahrheit ist dabei eben etwas absolutes, nichts relatives.
Es hat etwas von einer klassischen Diskussion mit einem AfDler: Er behauptet und untermauert seine Behauptungen mit immer neuen Behauptungen, die er nicht belegen kann. Sagt man das, wird er sauer und man ist dann linksgrünversifft in seinen Augen. So ähnlich scheint es auch in den USA zu sein. Es geht nicht um Wahrheit, sondern darum Recht gesprochen zu bekommen. Aber man vergißt dabei, daß in Jesus die Wahrheit ist und daß er die letzte Instanz ist. Das war schon immer so, vorallem, wenn man in die biblische Geschichte schaut, aber eben auch in die neuere.
Christen waren es, die begonnen, die DDR zu stürzen. Durch Gebet, durch Argumente, durch Wahrheit und eben nicht durch dummes, polemisches Geschwätz mit allerhand Lügengeschichten über Honecker und Co. Es war in dem Punkt eher das Gegenteil: Man konnte sich garnicht ausdenken, was tatsächlich in diesem Unrechtsstaat geschah und war entsprechend hinterher geschockt.

Konfrontierte man Trump in einem Interview mit der Wahrheit, daß er in der Coronakrise wochenlang nichts tat, wurde er patzig und überhäufte die Reporterin mit kruden Vorwürfen in starken Worten. Letztlich aber sagte er nichts dagegen, er beleidigte nur. Und die Anhänger jubelten. Wohl auch Christen. Christen, die in meinen Augen oft mehr (die anderen) hassen als lieben, was sie sollten.

Ich denke, die Christen in den USA fahren gerade einen sehr gefährlichen Kurs. Ich mag mich irren. Aber so schaut es für mich eben aus. Sie lassen sich für einen Präsidenten inszenieren, der ihnen etwas gibt, aber für das sie bitter bezahlen müssen. Das mag auch daran liegen, daß ich sehr skeptisch in einer „Heilsfigur“ bin, ich bin katholisch aufgewachsen und mag seitdem Personenkult jeglicher Form nicht. Und für viele scheint Trump eine Art politischer Messias zu sein, der es den „Atheisten“ mal so richtig zeigt.

Aber wie sagte ein Prediger mal: „Geistliche Probleme kann man politisch nicht lösen.“ – und davon bin ich auch überzeugt. Das Problem ist, denke ich, nicht Trump. Das Problem ist der ausufernde Egoismus der westlichen Welt und Trump ist eine Folge davon. Der Wille, wieder an etwas glauben zu können, egal, wie sehr der Glaube einem Kartenhaus gleicht. Je wackeliger das Ding wird, desto aggressiver werden seine Anhänger, so mein Eindruck. Aber wie alles, was sich („göttlich“) aufspielt und nicht von Gott kommt, wird es zusammenfallen. Egal, ob Trump die Wahl gewinnt, oder nicht.

Corona: Der Soziale Kitt bröselt den Gemeinden weg

Wir leben, denke ich, in einer Zeit, in der Gemeinden durch Corona geprüft werden. Gerade bei uns ist das besonders, da wir dieses Jahr mit unserem Neubau fertig werden. Wir hatten in den alten Räumlichkeiten zuwenig Platz, und wir beteten viel und kamen im Gebet überein, den Neubau zu wagen. In der Bauphase, gegen Ende, bekamen wir den Lockdown und seitdem treffen wir uns als Gemeinde nur noch in Zoom oder auf einer Wiese im Freien.

Inzwischen haben die Gemeinde einzelne Menschen verlassen. Aus unterschiedlichen Gründen. Oder sie „fallen hinten runter“. Ich denke, gerade im Zuge von Neubauten sind Angriffe und Verunsicherungen völlig normal. Aber ich sehe auch, daß durch Corona die Gemeinde angegriffen ist. Wahrscheinlich ist es eine Prüfung: Worauf gründet sich die Gemeinde (das gilt für alle Gemeinden, denke ich) ? Ist es der „soziale Kitt“ oder ist es Jesus?

Als ich bei den Jesus Freaks Darmstadt in der Leitung war, diskutierten wir viel über Ausrichtung und „Vision“ und vorallem: Wen wir denn erreichen wollen. Ich selbst hatte darauf nie eine Antwort. Für mich schickte uns Gott die Menschen, denen wir in irgendeiner Form weiterhalfen – mal mehr, mal weniger. Dadurch hatten wir einen gewissen Durchsatz und eine Fluktuation. Einige „benutzten“ uns als Durchgangsstation und gingen nach einigen Wochen oder Monaten in andere Gemeinden. Das war für mich mehr als okay, denn dann haben „wir“ als „Gemeinde“ unseren Job getan. Genauso sehe ich es auch in unserer jetzigen Gemeinde.

Wenn die Menschen uns als „Durchgangsstation benutzen“, tun wir nur unsere Arbeit. Es geht um das Reich Gottes und nicht primär um unsere Gemeinde. Dennoch: Wir haben das getan, wovon wir fest glaubten, daß es richtig war. Dazu gehört der Neubau. Gott hat es in der Hand, wie das weitergeht. Gut möglich, daß er uns „geläutert“ besser benutzen kann, wahrscheinlicher ist aber, daß es nötig war oder ist. Ich sehe nur, daß wir als Gemeindemitglieder in vielen Dingen total angegriffen werden. Ich kenne kaum Familien bei uns, die verschont blieben.

Gebet ist da wohl die einzige Waffe, die dabei hilft. Und im Gebet einen wir uns in Jesus. Und nicht im „sozialen Kitt“.

Offener Brief an Michael Gahler, MdEP

Sehr geehrter Herr Gahler

Ich habe mitbekommen, daß es Gespräche unter Ausschluß der Öffentlichkeit zwischen dem EU-Parlament und er EU-Kommission über ein EU-Gesetz “zur Verhinderung der Verbreitung terroristischer Online-Inhalte” gegeben hat und weiterhin gibt.

Es ist geleaked worden, daß u.a. dazu gehört, daß „terroristische Inhalte“ binnen EINER STUNDE (rund um die Uhr!) von jeglicher Webseite gelöscht werden muß. Das ist für einen „Hobby-Webseiten-Betreiber“ und Familienvater wie mich nicht zu machen. Mal abgesehen davon, wie man mich denn erreichen will, da ich zB mein Handy nicht immer dabei habe.
Außerdem ist gelaked worden, daß es über Terrorinhalte hinaus auch bei anderen „Vergehen“ genau so geschaltet werden soll.
Es ist weiterhin geleaked worden, daß ich als Webseitenbetreiber Geschäftsbedingungen formulieren muß, um dem neuen Gesetz zu entsprechen.

Seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten beklagen Politiker, daß das Internet von Firmen aus dem Sillicon Valley beherrscht wird. Es wurde aber immer wieder genau das getan, um genau diese Firmen (der politische Wille zu Micro$oft-Produkten ist für mich überwiegend in der Politik klar zu erkenen!) zu stärken. Nun geht es den kleinen Webseitenbetreibern an den Kragen. Wollen Sie das (mit)verantworten? Ich weiß noch nicht, wie ich im Fall eines solchen Gesetzes reagieren würde. Es ist ein Gesetz, daß Webseiten abseits von Facebook, Google & Co tötet. Nur so kann ich dies interpretieren.
Ich betreibe selbst eine Mastodon-Instanz und ich wette, sie wissen noch nichtmal was das ist. Mastodon ist eine Alternative zu Twitter, die dezentral von ettlichen mehr oder weniger kleinen Servern (wie meinen) lebt, bzw. davon aufgabaut ist. Es funktioniert sehr gut, ist allerdings nicht so bekannt, weil eben kein Kapital und damit keine Werbung dahinter steckt, mal ganz abgesehen davon, daß sich von den Betreibern dieser Server keiner eine Juristenabteilung leisten kann bzw. will. Dies alles sind Alternativen zum Sillcon Valley, europäisch, ja, made in Germany!
Wenn dieses Gesetz so durchkommt, wie es geleaked wurde, dann bringt die EU eben diese spärliche Konkurrenz zu Facebook und Twitter um. Für mich ist das dann ein klarer Fall von Marktbereinigung unter fadenscheinigen Argumenten.
Nur geht es bei der Marktbereinigung nicht im Geld, sondern um Meinungsfreiheit. So simpel sehe ich das nun mal.
Das Internet ist nicht Facebook und Google. Es ist viel viel mehr. Und das sollten Sie sich einmal anschauen, bevor Sie entscheiden und abstimmen. Dazu fordere ich Sie eingehend auf.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Popp

Warum ich kein Whatsapp nutze

„Uli, heutzutage benutzt jeder Whatsapp, E-Mail ist out!“ höre ich immerwieder. Ich denke dazu nur „Wer bestimmt denn, was ‚in‘ ist und was ‚out‘ ist? Die Masse, denkt man. Und es stimmt auch. Nur: Ist es auch richtig?
Ich schaue mir das mal an. Das E-Mail-Protokoll ist offen und so hat kein Konzern alleine die Hand darauf. Theoretisch kann jeder zu Hause oder sonst wo (Server anmieten,…) seinen eigenen E-Mail-Server aufbauen. Es ist richtig, daß E-Mail erstmal nicht verschlüsselt und richtig ist auch, daß unsere E-Mails eigentlich Postkarten sind: Jeder Admin bzw. der im Netz mal etwas schnüffelt, kann mitlesen. Okay.
Aber mal ganz ehrlich: Um das Organisatorische einer Fußball-Eltern-Gruppe abzuwickeln, taugt es allemal. Bei E-Mail habe ich im Griff, was aus meinem Gerät (PC, Handy,..) rausgeht und was nicht.
E-Mail funktioniert dezentral und ist redundant, da die Server untereinander nochmal ein Netzwerk aufspannen.
Was die Geschwindigkeit angeht: Es ist abhängig vom E-Mail-Client, aber in Zeiten von IMAP4 geht die Übermittlung doch ganz ähnlich schnell wie ein Messengerdienst. Im Normalfall hat ja jeder eine E-Mail-Adresse und wenn nicht, kann man sich kostenlos und/oder für Geld und datenschutzgesichert eine Adresse zulegen. Und jedes Smartphone hat eine E-Mail-App bereits vorinstalliert.
Nun zu Whatsapp:
Es ist geschlossen (proprietär), und mußt dir die eine App installieren, um diesen Dienst auch nutzen zu kön/nen. Da diese App nicht quelloffen ist, weiß man auch nicht, was sie so alles macht. Zunächst wird halt erstmal Telefonverlauf, Adreßbuch,etc. pp. hochgeladen und man hat auf einem Computer (Handy) eine Kamera, Mikrofon, GPS, etc., auf dem eben diese undurchsichtige App unkontrollierten Zugriff hat. Ja, man könnte ja im Android-System die Zugriffe abschalten. Beim Adreßbuch funktioniert Whatsapp aber nicht mehr. Nichtmal, wenn es in der Androidenumgebung eines SailfishOS das Android selbst keinen Zugriff auf das SailfishOS-Adreßbuch hat (erzählte mein Kollege).
Ob nun Whatsapp tatächlich auch Mikrofone abhört, weiß ich nicht, es gibt vereinzelt Berichte darüber. Die Hand lege ich allerdings nicht dafür ins Feuer. Facebook zeigt außerdem ganz klare illegales Verhalten und schert sich einen Dreck um EU-Rechtsprechung. „Too big to fail“ – Klar, wenn der kleine Mann kaum noch über die Runden kommt, heißt es „Ja, das ist Marktwirtschaft“, wenn ein Großkonzern illegale Sachen treibt, wird es geduldet. Wie, bitteschön, glaubt denn eigentlich die Politik, daß das mittelfristig gutgehen kann? Würde jetzt – mal hypothetisch – die EU tatsächlich „den Stecker ziehen“, wären sicher jede Menge Whatsappnutzer stinksauer, weil es (wahrscheinlich) nicht mehr funktionieren würde. Facebook würde sicher noch Öl ins Feuer gießen, indem es sagt, daß sie EU ja böse ist (machen sie ja jetzt schon). In Wirklichkeit hatte der Konzern genügend Zeit, sich mit EU-Rechtsprechung zu befassen und entsprechende Strategien zu entwickeln. Aber ganz ehrlich: Ich glaube nicht, daß unsere Weichspülerpolitiker wirklich gegen Facebook angehen. Es wird so weiterlaufen. Und das enttäuscht mich. Denn so bleibt Europa eine Internetkolonie von den USA mit US-„Rechtsprechung“, US-Datenschutz. Aber vielleicht irre ich mich ja.
Aber mal ganz abgesehen davon, daß ich aufgrund von „Gruppendruck“ einem aus meiner Sicht Verbrecherkonzern anwanzen „soll“: Warum sollte ich von einem freien und voll verfügbaren System umsteigen auf diese, sorry, proprietäre Scheiße, die meine Würde in den Dreck zieht, indem sie mich schlichtweg gläsern macht? Weil es „heute alle so machen“ ? Was die Masse tut, muß nicht richtig sein. Die Masse war 1938 Nazis in Deutschland. Das ist kein Maßstab. PUNKT!
Die Masse beschäftigt sich nicht mit Datenschutz, damit, was Facebook mit deinen Daten anstellt. Das liegt daran, daß man es selbst nicht bemerkt. Es tut einem nicht direkt weh. Da ich mich damit allerdings beschäftigt habe, wird mir beim Benutzen von Whatsapp schlichtweg schlecht. Ich habe nämlich schon mal die AGB überflogen! Die Masse nicht.
Achso, ja, das aberwitzige „Argument“ von den meistne Whatsapp-Usern ist ja „ich bin ja nicht bei Facebook! Facebook geht ja wirklich nicht.“ Darüber kann ich nur noch möde Lächlen. Facebook hat Whatsapp gekauft, also where is the fucking difference? Da hört das Denken scheinbar auf. Furchtbar ignorant finde ich das. Und es ist (Selbst)Augenwischerei. Instagram gehört übrigens auch (zu) Facebook.
Ich gebe zu, Email hat diverse Haken. Aber es gibt da ja noch XMPP (Jabber), Matrix und andere Alternativen als Nachrichtendienst. Man braucht den Whatsappquatsch eigentlich garnicht. Es wird aber viel Geld in die Hand genommen, um genau das zu suggerieren (Werbung etc).
Ich bewege mich seit einem Jahr im Fediverse (Mastodon). Man findet dort einfach viele Menschen, die über Datenschutz nachdenken. Es tut gut, zu sehen, daß es da draußen noch mehr Menschen gibt, die über all das genauso (kritisch) nachdenken wie ich. Zugegeben – es ist oft nerdig. Aber: Man hilft sich. In diesen Kreisen habe ich noch keinen kennengelernt, der Whatsapp benutzt. Es klagen allerdings einige über einen gewissen Gruppendruck.
Darüberhinaus war und bin ich froh, daß sich auf dem Elternabend der Klasse meiner Tochter 3-4 Leute explizit gegen eine Whatsappgruppe ausgesprochen haben, da sie kein Whatsapp benutzen (wollen). Wir haben jetzt eine Mailman-Mailingliste.
Zusammenfassend kann ich sagen, daß ich kein Whatsapp benutze, weil ich keine Datenkuh bin, die man beliebig melken kann, weil ich nicht als Nutzervieh behandeln lasse, weil ich die AGB überflogen habe und davon Brechreiz bekam. Ich habe mich lediglich mit dem befaßt, was das kostet. Und das ist mir viel viel viel zu viel.

Corona

Zum ersten Mal erleben wir eine Pandemie, wie sie seit Jahrzehnten befürchtet wurde. Eine Folge der Globalisierung, wie ich denke. Und sofort kamen Mythen und Geschichten auf, warum und wie das Virus zu welchem Zweck entstanden sein soll – und im Zuge dessen machten diese Geschichten diverse Schuldige aus. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man meinen, es wäre kostenloses Cabarett. Wieauchimmer.

Ich habe mir das alles lange angeschaut und überlegt. Zum einen kamen recht schnell diverse Virologen zu Wort und für mich verblüffend: Die Politik richtete sich weitgehend nach ihnen. Das läuft in der Netzpolitik und im Datenschutz ja immer so ganz anders. Klar konnte die Politik nicht alles ganz richtig machen, und sie sagt bis heute, daß das gar nicht geht, sondern das ganze eher als Prozeß zu betrachten ist. So ist eben Wissenschaft, man bekommt durch Forschung (ständig) neue Erkenntnisse und mit den neuen Erkenntnissen ändert die Politik ihren Kurs. Und ja, ab und zu war die Politik und die Wissenschaft nicht ganz ehrlich, wie zB in Sachen Maskenpflicht. Zuerst hieß es „nee, bringt nix“ (weil man offensichtlich zu wenig Masken hatte) und erst später hieß es „bringt doch was, sogar viel“.

Inzwischen gibt es Gegenströmungen und Menschen, die die Politik hinterfragen. Das ist auch deren gutes Recht und mein Bauchgefühl sagt hie und da auch, daß bei der offiziellen Politik irgendetwas nicht stimmt – mein Verstand konnte aber noch nichts (gravierendes) ausmachen.
Wenn man sich diverse Pamphlete von „Querdenken“ ansieht, kommt mir vieles viel zu reißerisch vor. Zu unsachlich. Die Aussage dahinter ist für mich dabei immer „Wir haben Recht – die da oben nicht!“ und dabei wird in ihre Richtung auch viel zu stark übertrieben. Diesen Geist kenne ich bislang nur aus der Pegida/AfD/Nazi-Bewegung, die Schuldige ausmachen, benennen, sogar drohen und einschüchtern. Nein, ich will nun die Querdenker nicht mit den Nazis in einen Topf werfen, aber in Ansätzen erkenne ich diesen Geist auch bei ihnen. Das ist das, was mich dabei stört: Die Freiheit, eben auch eine andere Meinung dazu haben zu dürfen, wird einem im Grunde abgesprochen und wenn man nicht deren Meinung ist, dann sitzt man eben „Fake News“ oder der „Systempresse“ auf, weil man eben nicht die „wahren Quellen“ hat. Daß man aber auch ohne Staatsfunk & Co auf diese Meinung kommen könnte, auf die Idee kommen sie halt nicht.

An der Stelle möchte ich an die Adresse von den Nazis, die drohen auch nochmal was sagen: Ihr seid feige! Feige, weil ihr im Rudel stark seid und einzelnen droht, weil sie nicht eurer Meinung sind – und euch offensichtlich intellektuell überlegen. Und das aberwitzige ist: Ihr sprecht im gleichen Atemzug von „Ruhm und Ehre“. Im Grunde ist es armselig, weil ihr euch den Fragen nicht stellt, sondern einfach eure Antworten als „wahr“ deklariert und diese am besten noch diktatorisch durchdrücken wollt. Die AfD faselt oft von Demokratie, viele (nicht alle!) Mitglieder wollen jedoch recht offen den Umsturz und eine Diktatur. Das ist Lüge, Täuschung und deren Geist ist braun wie Scheiße. Dieser Geist kotzt mich sowas von an – und er ist nicht „deutsch“, sondern teuflisch.
Ah, und nochwas: Wer mit einer Reichsflagge (weiß-rot-schwarz) rummarschiert, sagt damit aus, daß er auf unsere Demokratie scheißt und eine Führerdiktatur will.

Mein Eindruck von der letzten Demonstration gegen Corona am Wochende ist, daß sich Nazis unter die vielen friedlich demonstrierenden gemischt haben, um Bilder zu erzeugen. Und es zeigt mir, daß die Polizei und der Gemeindienst auf dem rechten Auge viel zu lange blind war. Ich hoffe und denke, daß sich das geändert hat und sich immernoch ändert.
Was ich von der Demo noch mitnehme: Es gibt viele Menschen, die sich Sorgen machen, aber sich an für mich lächerlichen Dingen wie das Tragen einer Maske aufregen. Ich denke, die Maske ist nicht das Problem. Die Politik verordnet das aus bestem Wissen und Gewissen – und will uns daher nichts böses. An der Stelle denke ich das tatsächlich.

Wo aber der Aufschrei ausgeblieben ist: Ein Großteil unserer Handys wurden und werden softwaretechnisch mal eben umgebaut. Ich jedenfalls habe keinen Aufschrei dahingehend mitbekommen. Im Grund müßten viele/alle Demonstranten ihren Handys ein alternatives Betriebssystem verpassen und/oder ihre iPhones verkaufen, um sich ein geeignetes (zB lineageosfähiges) Androidenphone oder ein SailfisOS-Gerät kaufen. Das machen aber die aller wenigsten und dann sind es fast nur diejenigen, die sich vorher schon über Datenschutz und Hackerei informiert haben. Warum ich das für kritischer halte? Weil man sich als normaler User nicht wirklich wehren kann, zum anderen, weil die damit fest im System verbaute Corona App jeden trackt und ob man die tatsächlich ausschalten kann, wage ich zu bezweifeln, denn seit Snowden ist klar: Vertraue nur quelloffener Software. Ich finde es außerdem interessant, daß sich die Konkurrenten Apple und Google darüber einig sind, wie die Software funktioniert, wo normalerweise jeder ständig sein eigenes Süppchen kocht. Hier offenbar nicht. Und dann ist fraglich, ob die Software überhaupt so viel bringt. Frank Rieger, CCC, bezweifelt das stark. Seine Meinung ist, daß man jeden €uro lieber in Masken stecken soll anstatt eine Corona-App zu entwickeln. Für ettliche ist dieses Thema offenbar zu komplex und gegen Google oder Apple zu demonstieren wäre aus meiner Sicht richtiger als gegen unsere Regierung.

Das „schöne“ ist halt, daß man dabei die Schuldigen so leicht und plakativ ausmachen kann. „Die da oben“, die Wissenschaftler, die, die das ganze ja angeblich verbrochen haben. Nein, so (einfach) sehe ich das nicht. Aber an so etwas einfaches zu glauben, hilft vielleicht den einen oder anderen, die komplexe Welt, in der wir leben, besser zu verkraften. Ich weiß es nicht. Ich sehe nur bei einzelnen Besorgten, daß sie der einen oder anderen Verschwörungserzählung aufsitzen und daran glauben (wollen). Richtig übel wird es halt, wenn dabei auch rechtsnationales Gedankengut mit eingebaut wird. Ich schätze, bei einigen Demonstranten konnte man das auch erkennen. Das Problem dabei ist: Verschwörungserzählungen sind Lügen und haben mit der Wahrheit nichts zu tun. Deren Zweck ist es, die Welt ihrer Anhänger einfach(er) zu machen und deren Welt für sie verständlich(er) zu „erklären“. Und die Anhänger sagen dann „Ja, endlich verstehe ich, was wirklich dahintersteckt“ und fühlen sich dabei gleich viel besser.

Aber: Wahrheit bleibt Wahrheit. Und Lüge bleibt Lüge. Ich habe im Lauf der Zeit gelernt, bei denen „abzuschalten“, die besonders laut sind. Die (ständig) meinen, Recht zu haben, die von sich so überzeugt sind, der Wahrheit zu folgen. Es sind oft Narzissen: Hauptsache ein schöner Schein. Bei sowas schalte ich automatisch ab.

Lieber Schaltzugverkäufer…

Ja, ich meine Sie! Ich bin der, dem heute morgen im Wald auf dem Weg zur Arbeit der Schaltzug vorne gerissen ist. Ich hatte im Wald noch den Impuls, zurück nach Ober-Ramstadt zu meinem Fahrradverkäufer (der ebenfalls schon geöffnet htätte) zu fahren, aber Sie waren nunmal ca. 2km näher dran. Also bin ich zu Ihnen gefahren.
Sie händigten mir einen Schaltzug aus und boten mir sogar etwas Werkzeug an, das ich jedoch selbst dabei hatte. Als ich den Deckel am Schalthebel geöffnet hatte, sah ich, daß der Nippel fest drin klemmte und ich ihn ohne feineres Werkzeug nicht herausbekommen würde.

Auf Anfrage nach Werkzeug hielten sie mir jedoch einen ziemlich unfreundlichen und, wenn ich das so sagen darf, selbstherrlichen Vortrag über ein bischen BWL, daß man „sowas auch lernen muß“ und daß man als Kunde nicht einfach so vor Ihrem Laden sein Fahrrad reparieren soll. Weiterhin soll ich doch zur Konkurrenz gehen, die jedoch erst 1 Stunde später öffnen soll. Sie hätten ja nur schon auf, weil sie viel zu tun hätten.


Lieber Schaltzugverkäufer. Ich bin kein Mensch der schnellen Worte, ich habe mich erstmal ziemlich geärgert und aus Erfahrung weiß ich, daß ich dann lieber meinen Mund halte, bevor ich nachgedacht habe. Nun habe ich nachgedacht.

Erstens behaupteten Sie, sie hätten viel zu tun, wollten aber gleichzeitig, daß ich Ihnen den Auftrag gebe, den Schaltzug zu wechseln. Ich nehme das mit dem „viel zu tun“ allerdings nicht ab. Als ich Ihren Laden betrat, fegten sie in <ironic>atemberaubender</ironic> Geschwindigkeit ihren Laden auf. Wahrscheinlich fiel bei dieser Aktion der Rollbusch zum Opfer, der vorher durch Ihren Laden geweht wurde.
Zweitens, wenn Sie viel zu tun hätten, müßte ich lange warten, um einen Termin zu bekommen. Ich aber muß arbeiten, schließlich war ich auch auf dem Weg zur Arbeit, was ich Ihnen auch erklärt habe (und sie das in etwa mit „Pech gehabt“ beantwortet haben).
Drittens sagt man ja „der Kunde ist König“ und ich habe in meinem Leben schon viele Fahrradläden, -Verkäufer, -Schrauber kennengelernt. Im Mai war ich beispielsweise in 2 Fahrradläden während einer Radtour. In St. Goar mußte ich meinen Mantel tauschen und der Schrauber dort hatte so viel zu tun, daß er mir freiwillig jegliches Werkzeug angeboten hat, damit ich meinen Kram selbst reparieren kann, weil er keine Zeit dazu hatte. In Koblenz mußte ich meine Kette tauschen und bekam auch dort Werkzeug und ich konnte mir sogar anschließend meine Hände dort waschen. Kostenlos. Das nenne ich „Kundenfreundichkeit“ und da fühle ich mich auch als Kunde. Bei Ihnen wurde ich nur unfreundilch behandelt.

Sie haben es binnen wenigen Minuten geschafft, auf meiner Inneren Landkarte eine neue No-Go-Area zu etablieren. Mit anderen Worten: Zu Ihnen komme ich nicht mehr. Übrigens: Ich bin noch 1km zu Freunden gefahren, bekam dort auch Werkzeug und konnte mein Fahrrad binnen kurzer Zeit „ungelernt“ selbst reparieren – und kam sogar ohne weitere Zwischenfälle auf meiner Arbeit an.

Wenn mir das nächste Mal an der Stelle mein Schaltzug reißt, werde ich also umkehren und zu meinem Fahrradhändler fahren. Der behandelt mich als Kunde und bei ihm habe ich schon ettliche Ketten selbst gewechselt und konnte anschließend meine Hände dort waschen – weil er viel zu tun hat.

Kur-Tour: Mit dem Rad von Ober-Ramstadt zur Ostsee

Als meine Frau ihre Kur genehmigt bekommen hat, plante ich schon, daß ich zum Ende eine Radtour dorthin. Und ich hatte mir grob recht schnell gewußt, welche Route ich da nehmen würde:
Vom Rhein-Main-Gebiet über die Kinzig und den Bergwinkel ins Fulda-, dann ins Werra-Tal, von dort ins Leinetal, dann am Harz vorbei in die Heide ans Meer. Bei genauerer Planung fiel mir auf, daß ich ja bei meiner Großcousine übernachten könnte, doch die Strecke dorthin. Ich habe geübt und es gewagt.

1. Tag: Ober-Ramstadt – Oberellen: 208km
Leider ist der GPS-Empfänger meines Handys nicht so dolle, sodaß ich erst ab Alzenau mitgetrackt habe.

Ich fuhr um 5:45 los. Ich war schon lange wach. An der Funkanlage Mainflingen vorbei über de Main war ich sogar in Bayern. Ich kann so ein klein wenig ins Kinzigtal abkürzen. Dort kann man gut radeln und man sieht zB Störche.
In Bad Soden-Salmünster hab ich dann erstmal was gegessen. nach ~80m tat das gut :). Ich hatte Respekt vor dem Aufstieg in den Bergwinkel. Immerhin ist das die Wasserscheide Rhein/Weser. Ich war dann aber überrascht, wie schnell und leicht das war. Ich konnte den R3 folgen. Das ist gut, da muß man nicht so viel denken und navigieren.

Den R3 folgte ich bis Fulda.

Noch vor Fulda ist Hünfeld ausgeschildert, allerdings verlieren sich die Schilder und ich navigierte mit dem Handy. In Hünfeld fing es an zu regnen. Nicht viel, aber es drückte schon auf die Stimmung. Immerhin mußte ich noch eine Ecke fahren. Da ich die Kegelspielbahn erst an deren Ende „kennenlernte“, fuhr ich diesen Radweg nicht.
Ich hatte ziemlichen Durst, als ich in Wenigentaft ankam. Ich sah einen Mann mit einem Glas Wein in einem Innenhof stehen. Ich hielt an. Bemerkte, daß es ein Getränkeladen war. Der Mann sah (für mich) aus wie ein gelernter DDR-Bürger, aus dem Radio dudelten die Puhdys – ich wußte, ich war in Thüringen. Hab mich da mit Getränken versorgt und weiter gings. Die Taft, dann die Ulster, dann die Werra runter. Wieder in Hessen, dann gings erstmal nach Thüringen. Ich machte danach einen Tag Pause :).

2. Tag: Oberellen-Göttingen: 136km

Es war der wohl schönste Tag mit dem „Sahnestück Werratal“. Gerade in Thüringen ist das Tal eng und beschaulich geht es über kleine Brücken.

Wieder in Hessen ist das Tal weiter und in Eschwege hört, wie eigentlich immer in den größeren Städtchen, die Beschilderung auf. Ich navigierte per Handy und kam dann rechts der Werra wieder raus. 1988 radelte ich noch links der Werra und ich sah die verbarrikadierte DDR an der Stelle. Diesmal fuhr ich durch Thüringen und verspeiste in Lindewerra nochmal ne Thüringer Bratwurst. Weniger Kilometer später verließ ich das Werratal und kam ins Leinetal.

Werratal

In Göttingen war ich noch bei Georg Christoph Lichtenbergs Gartenhaus und fand auf dem Markt eine kleine Statue von ihm. Danach war ich im Hotel.

3. Tag: Göttingen-Gifhorn: 148km

Bis Northeim war die Strecke gut und ausgeschildert. Danach wars schwierig. Die Route vom Niedersächsischen Radroutenplaner hatte ich aufm Handy und ich folgte ihr – bis ich dann im Wald landete. Der „Weg“ war wohl eine Schneise, die der Bauer Harms 1771 beim Holz rücken mit deinem Ochsen gezogen hatte. Diese Schneise nutzten danach Wildschweine zum flanieren und 244 Jahre später hat ein „netter“ Mensch diese Schneise als „Weg“ eingetragen – und der Radroutenplaner hat ihn übernommen. Wie auch immer: Ich kam durch und am Ende war das Gras hüfthoch.

Ab Seesen wurde dann auch flacher und ab Salzgitter bemerkte ich keine Berge mehr. Vor Braunschweig machte ich mir Sorgen darüber, wie ich eben durch die Stadt komme. Ich lernte aber einen netten Menschen kennen, dem ich erstmal einfach hinterherfahren konnte. Ich hätte das NIE gefunden! Und dann erklärte er mir, daß es um Braunschweig herum ein Ring-Gleis gab, das nun ein Radweg ist und dem muß ich folgen, bis es nach Norden abging. Jo! Klappte! Ich hielt bei einer Art Biergarten an, weil da etwas von Bratwürsten stand. „Die gibts nur wenn die Eintracht spielt“, sagte mir die junge Frau am Tresen. „Welche?“, fragte ich dann. Sie kniff die Augen zusammen und sagte nach ein paar Sekunden „na Braunschweig!“. Ich grinste, trank ein Spezi und fuhr weiter.


Nördlich von Braunschweig sah ich dann Ölpumpen. Und ja, die liefen noch!

Am Ende ds Tages freute ich mich auf mein Bett und in Gifhorn fand ich dann auch die Poststraße. Aber die 27 nicht. Ich rief im Hotel an, das ich gebucht hatte. Schnell kam raus: Ich wähnte, in Gifhorn gebucht zu haben – buchte aber in Wolfsburg! Ich fand dann aber eine feudale Alternative, zahlte mehr und konnte in Wolfsburg stornieren. Das Radler schmeckte besonders gut.

4. Tag: Gifhorn-Büchen: 140km

Der Tag begann recht schön. Ich war quasi schon in der Heide. Flach, die Berge hinter mir. Nach ca. 25km schwenkte ich in den Elbe-Seitenkanal-Weg auf dem Deich ein und freute mich, weil ich ja die nächsten langen Kilometer nur noch folgen mußte. Aber es gestaltete sich als sehr zäh und bei beständigem Gegenwind war das wirklich am anstrengensten. Ich spürte meinen Hintern zum ersten Mal. Und man bekam das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Dazu kam noch, daß 2x der Weg gesperrt war und ich dann doch noch navigieren mußte.
Bei Lauenburg betrat ich zum ersten Mal seit 1979 mal wieder Schleswig-Holstein

Elbebrücke bei Lauenburg

Mit Schleswig-Holstein hatte ich wieder Hügel, Abwechslung, ich fuhr dann aber trotzdem die Landstraße bis nach Büchen und konnte in dem urigen Gasthof sehr gut essen.

5. Tag: Büchen-Neustadt(-Pelzerhaken): 118km (133km)

Ich befürchtete schon schlimmes, denn ich mußte wieder einem Kanal folgen. Der Elbe-Lübeck-Kanal ist allerdings enger und schlängelt sich. Außerdem hatte ich weniger Gegenwind und kam bis Lübeck gut voran.

Danach machte ich noch einen Abstecher nach Mecklenburg. Nach insgesamt 722km erreichte ich dann die Ostsee.

Ich bin per Fähre über die Trave, direkt an der Mündung, und dann Richtung Neustadt in Holstein. Ich mußte den Timmendorfer Strand und Scharbeutz passieren. SCHLIMM!!! Man kommt nicht vorwärts, alternativ über die Land- oder Bundesstraße darf man nicht und ein alternativer Radweg war nicht ausgeschildert. In Scharbeutz wurde ich dann angeraunzt, weil ich zu schnell war. „Zu schnell“ heißt dabei 20km/h. Was denken die eigentlich, wie man radfährt? Soll man die (gefühlten) 15km sein Rad da schieben? Ich hab zurückgeraunzt und meine Situation sehr direkt erklärt.
Um 17Uhr kam ich dann in Neustadt an. Ich checkte im Hotel (118km) ein und fuhr zu meiner Familie nach Pelzerhaken und zurück.

Meine Kilometerangaben habe ich von meinem Tacho. GPS scheint da abzuweichen. Ich bin Laut Tacho 750km bis Neustadt in 5 Tagen geradelt.

Themen und deren Aufmerksamkeit

Es ist schon abenteuerlich, auf welche Weise Themen behandelt werden. Wie sie in den Vordergrund treten, obwohl sie eigentlich garnicht so wichtig sind.

Das Klima-Ding kursiert seit Jahrzehnten. Anfangs befürchtete man noch, daß der Meeresspiegel um 150m steigen würde. Frankfurt wäre dann Nordseehafen geworden undsoweiter. Keine Ahunng, auf welchen Zahlen das beruhte, ich kann mich jedoch noch an das Bild erinnern und die Anzahl „150m“.

Es ruhte. Eigentlich die ganze Zeit. Vor 15 Jahren kam erstmals die Meldung, daß es kein „zurück“ mehr gibt. Ein kurzer Aufschrei, dann wieder Ruhe. Nun läßt sich die junge Bevölkerung nicht mehr das Thema nehmen und demonstriert. Gut.

Wenn vor 5 Jahren irgendein AfD-Politiker in ein Mikrofon gerülpst hat, waren die Medien da und schenkten diesen (sorry) Idioten uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Man echauffierte sich, man regte sich auf und beflügelte damit den braunen Sumpf.

Homosexuelle sollen von mir aus nach Leben wie sie wollen. Es betrifft ohnehin nur wenige in unserer Gesellschaft. Dieses Thema jedoch wird zumindest von mir gefühlt sehr hochgehalten. Warum? Haben wir nicht andere Themen, die wichtiger sind?

Wenn es um Menschen geht, denke ich in letzter Zeit an verfolgte Christen. Das sind mittlerweile mehr als 100Millionen Menschen. Verfolgte. Weltweit. Um ihres Glaubens Willen. Dabei wird oft von den Verfolgern behauptet, die USA würde da politisch ihre Finger im Spiel haben, um das Land zu destabilisieren. Das ist Unsinn aus meiner Sicht. In China wurden in den letzten wenigen Jahren 6000 Gemeinden geschlossen und deren Pastoren inhaftiert, weil sie nicht die Propaganda der Partei tröteten. Davon höre und sehe ich in den Medien überhaupt gar nichts. Es sind ja nur Christen, so scheint es mir. Und sie sind ja selbst Schuld, daß sie an diesen Gott glauben, oder? Das ist die Botschaft, die mir dabei von den Medien übermittelt wird.
Ich befürchte, #Hanau zeigt uns, was uns Christen in unserem Land blühen könnte. Mir wurde wegen meines Glaubens vor 15 Jahren schon gedroht. Und meiner Frau. Uns sollte etwas zustoßen. Ich habe es der Polizei gemeldet und es wurde gehandelt. Das war wohl deshalb vergleichsweise harmlos, weil keine größere Gruppe dahintersteckte.

Ich will dabei nur eines sagen: Nicht die Christen sind daran Schuld, daß sie verfolgt werden, sondern deren Verfolger, das sind nämlich Terroristen. Egal, ob staatlich oder religiös beauftragt. Wenn Menschen wegen ihres Glaubens vergewaltigt, getötet, verschleppt und/oder Familien auseinandergerissen werde, ist das Terror! Und nichts anderes. Und unsere Medien sollten das mal genau so transportieren.

Saat und Ernte

Nun haben wir den 3. großen Anschlag in unserem Land mit rechtsradikalem Hintergrund binnen eines Jahres. Zweifelsfrei, das werden selbst die eingefleischten Rechtsaußen nicht leugnen können, auch wenn sie es versuchen. Mal wieder ein Einzeltäter. Die Politik abseits der AfD geben dem braunen Sumpf, in dem viele AfDler quaken, die Schuld. Zurecht.

Seit langem, seit Jahren beobachte ich den aufkommenden rechtsradikalen Terror und ja, es ist Terror, wenn Menschen gedroht wird, wenn sie wegen falscher Rasse oder falschen Ansichten umgebracht werden. Was soll es denn sonst sein? Und es sind nicht wenige, denen gedroht wird. Jene Menschen, die sich nicht vor dem braunen Terror einfach feige wegducken, sondern klar Farbe (abseits von braun) bekennen.

Jahrelang beherbergt die AfD eben solche Terroristen in ihren eigenen Reihen. Spätestens seit Chemnitz ist für mich klar, daß die AfD in weiten Teilen (nicht die gesamte Partei) mit eben diesen rechten Terroristen kooperiert und unser Land am liebsten im Bürgerkrieg versinken sehen will, damit sie selbst an die Macht kommt und „aufräumen“ kann. Die AfD selbst schafft es wohl nicht, sich diesen Rechtsaußenleuten zu entledigen.

Und dann will Mister Super-GAU-Land (Name ist bei dem Mann ja echt Programm!) uns erzählen, daß es „Unsinn“ ist, wenn man die Schuld solcher Anschläge eben auch der AfD gibt. Natürlich ist sie das. Es liegt doch klar auf der Hand. Es wurde Haß von der AfD gesät und diese Saat geht nun auf. Das muß klar sein. Und wer diese Partei wählt, dem muß auch klar sein, daß diese Partei nichts weiter möchte als unsere Demokratie zu beseitigen. Sie behauptet das Gegenteil, schürt aber genau in diese Richtung.

Und all die, die nun behaupten, daß der Linksterror genauso schlimm ist: Nein. Ist er nicht. Linke terrorisieren auch. Das will ich gar nicht verheimlichen und Faschismus gibt es auch bei den Linken. Klar. Das kann man auch in meinem Blog lesen.
Dennoch liegt rein zahlenmäßig der Rechtsterror um ca. 100fach höher. Und es sind mehr Leute betroffen. Es werden gezielt die Leute terrorisiert, die sich gegen Rechts stellen und Aufmerksamkeit bekommen, also, in irgendeiner Weise „gefährlich“ werden. Wie war das? „Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden“ – und genau diese sollen „ausgeschaltet“ werden. Wie damals, nur heute digital und wenn das nicht hilft wird eben analog mit Prügeln oder Mord nachgeholfen.

Die Frage an uns alle ist dabei, ob wir das so zulassen wollen. Oder ob wir im Keim schon dieser braunen Brut (geistlich gesehen) Einhalt gebieten. Zusammen. Wenn wir das nicht tun, landen wir im Faschismus.

Digitalindustrie: Ihr habts verkackt!

Gerade in der Digitalwirtschaft erscheint mir das Wettbewerbsprinzip, das ja in unserem Wirtschaftssystem so großgeschrieben wird, für nichtig und es zeigt ein Gesicht des Kapitalismus, das eben Wettbewerb am liebsten abstellen würde. Der Kapitalist ist nicht an Wettbewerb interessiert, sondern schlicht und ergreifend nur an der effizientesten Vermehrung seines Kapitals. Dann wird eben notfalls Kapital in den Markt gesteckt, sodaß er so verzerrt wird, daß es keinen Wettbewerb mehr gibt. Paradebeispiel: Micro$oft, das mit schlechter Software einen Markt eroberte und seinen Wirtschaftsmachtbereich mit Kapital (also in dem Fall Geld) so erweiterte, daß von den Kunden noch mehr Geld erpreßt wurde. So sehe ich das.
Es „gewann“ also nicht das beste System, sondern das schlechteste, weil eben Kapital und (damit) Macht dahinter stand. Das war bis vor 20 Jahren auch noch nicht so ein großes Problem, denn die Rechner waren meistens offline.

Bis dahin ging es „nur“ um Geld und Marktmacht. Die Leute arrangierten sich mit einem Windows, das auf ihre Kisten oft mit allen möglichen unnützen und ausbremsenden Gadgets draufgerotzt wurde. In den 90ern war es u.a. normal, sein Windows alle halbe Jahre neu aufzusetzen. Absurd. 1999 entdeckte man bei einem Windows-Update einen wohl nicht gelöschten Kommentar. Der hieß „NSA-Key“. Ja, das war noch im letzten Jahrtausend! Es wurde rumorakelt, was das bedeuten soll und im Grunde ist es klar: Die NSA kann auf Windows-Systeme zugreifen. Eigentlich ist, spätestens seit Edward Snowden genau das bestätigte, klar, daß es nun nicht mehr nur im Geld und Macht geht, sondern um Würde. Die Würde eines jeden Kunden, der diese Produkte benutzt.

Spätestens seit Edward Snowden mißtraue ich jeglicher Software, die nicht quelloffen ist. Mit Ausnahmen: AVM (FRitz!Box) und SailfishOS (Jolla). Was diese beiden verbindet ist zumindest der Umstand, das deren Geräte über 7 Jahre (oder mehr) noch mit Updates versorgt werden. Und AVM zeigte, das sie auf Sicherheitslücken schnell reagieren können – und wollen! Das ist Kundenfreundlichkeit und schafft einfach Vertrauen. Das 2013 herausgekommene Jolla Smartphone, das inzwischen meine Tochter benutzt, bekommt bis heute System-Updates. Der größte Teil des Systems ist jedoch quelloffen. Doch es enthält eben auch propritäre Anteile.

Aber was geschieht abseits dieser „Nische“ ? Menschen kaufen sich ein Smartphone, vollgestopft mit geschlossener (propritärer) Software, die man nichtmal deinstallieren kann und bekommen vielleicht 2-3 Jahre noch Systemupdates vom Hersteller dafür. Sie kaufen sich also einen Computer, mit Kamera(s), Mikrofon(e), GPS-Empfänger, etc, der mit einer undurchsichtigen Software eines datengefräßigem, typisch kapitalistischem Konzerns betrieben wird. Da ist es eigentlich schon egal, ob das Google oder Apfel ist. Und dann installiert sich der Kunde auch noch Whatsapp vom Facebook-Konzern darauf, ebenfalls eine Kapitalistendatenkrake, die einen nachweislich Dreck auf ihre Kunden gibt, denn sie haben ja die Marktmacht, weils „jeder“ benutzt, weswegen „jeder“ zu deren Mist gezwungen wird, der mit denen kommunizieren will, die ebenfalls deren Dreck benutzen. Aber das ist deren Geschäftsmodell. Das gehört zum Wettbewerb.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es so schön in Artikel 1 Grundgesetz. Ist das wirklich so? Wenn ich mir vorstelle, daß Menschen sich milliardenfach deren Konzerne ausliefern, wird mir schlecht. In meinen Augen geben sie ihre Würde, ihren persönlichen Artikel 1 GG, bei jenen Konzernen ab. Für ein paar bunte Apps. Für „kostenlose“ Kommunikation oder „kostenlose“ Spiele. Ich habe zB die AGB von Whatsapp überflogen. Ergebnis: „Nein, das geht garnicht“. Es geht nicht. Sowas von garnicht. Und dankend sage ich diesem Konzern ins Gesicht: „Behaltet euern Scheiß!“ Meine Würde ist mir wichtiger als eure Software. Das gilt übrigens auch für die Google-Dienste, die im Mastodon so schön treffend „Goolag“ genannt werden. Die Google-Dienste sind auf nahezu jedem käuflichen Android-Smartphone erstmal fest installiert und können nicht gelöscht werden. Auch das ist in meinen Augen unwürdig, denn: Du darfst viel Geld für dein Smartphone ausgeben, es benutzen , aber (erstmal) nicht besitzen. Das gilt im Besonderen für Apple-Jünger.

Zähle ich das alles zusammen, kann ich zusammenfassend sagen, daß die Digitalindustrie es weitgegend verkackt hat. Sicherheitstechnisch, vom Verhalten gegenüber der Kunden bis hin zum Ausspähen. Schlimm ist, daß sich die meisten damit arrangieren. Dieses Arrangieren mit diesem System nervt mich, vorallem, weil der Staat feststellt, daß es die meisten Bürger ja willfährig tun – und damit ebenfalls Datenansprüche stellt. Damit werde ich in einen Topf mit den (gefühlt?) 99% der normalem Kunden geworfen. Das kotzt mich an. Es ist sicher nicht ganz vergleichbar, aber in meinen Augen geschieht da Unrecht, das normal geworden ist und mit dem sich die meisten eben arrangieren. Nein, man wird nicht eingesperrt, wenn man etwas dagegen sagt oder sich diesem System entzieht (wie auch immer geartet). Aber man wird eben ausgegrenzt und schon schief angesehen, wenn man das Grundgesetz (vorallem für sich selbst) ernstnimmt und darauf pocht. Und es tut gut, zu spüren, daß man nicht alleine dasteht.

Dennoch: Die Politik schläft da. Seit Jahren. Jahrzehnten. Offenen Auges. Es geht nicht nur um die Würde unserer Gesellschaft, es geht auch um Industriespionage. Aber gleichzeitig wird über die Vorherrschaft von US-Konzernen auf diesem Gebiet massiv gejammert. Dabei gibt es eine europäische Antwort auf das Sillicon Valley: Open Source. Linux. Quelloffene Software, mit deren Lizenzen man zwar kein Geld verdienen kann, aber eben durch Arbeit (Support), deren Software nachweisbar effizienter ist, zumindest wenn es um Betriebssysteme geht.
Als Angela Merkels Handy von der NSA abgehört wurde, hätte sie ein Zeichen setzen können und mal bei Jolla anrufen können. Jolla ist eine europäische Firma. Hat sie aber nicht. Lieber doch irgendwas von einem Großkonzern.

Noch kann man Smartphones weitgehend so und unkompliziert von deren Herstellern entsperren lassen, um quelloffene Betriebssysteme zu installieren. Huawei hat das vor knapp 2 Jahren abgestellt – und gleichzeitig rechenstarke Smartphones zu Dumpingpreisen verkauft. Für mich sind das chinesische Überwachungsstationen. Und was der chinesische Staat von unserem Artikel 1GG hält, kann man dort ja gut erkennen. Aber der deutsche Kunde sieht nur das Billige und Geiz ist ja angeblich geil. Ich finde es abstoßend. Wir sind heute dabei, unsere Würde, unseren Artikel 1GG zu beerdigen, wenn wir unsere Würde nicht einfordern. Nicht nur beim Staat, sondern bei den Konzernen. Bei allen Softwareherstellern. Und wer da nicht mitmacht, sollte eben beim Kauf geächtet werden. So funktioniert Marktwirtschaft und Wettbewerb. Dumm nur, daß kaum einer bereit ist, für seine Würde (etwas) Geld auszugeben.
Und jeder Kunde sollte sich beim Kauf fragen, wieviel ihm die eigene Würde wert ist. Sich jegliche AGBs durchlesen, deren Software installiert wird. Das Abnicken und Häkchensetzen ist nämlich juristisch nichts anderes als das Unterschreiben eines Vertrages. Das Problem ist nur, daß der Kunde das Verletzen der eigenen Würde (noch) nicht merkt. Ich fürchte, wenn er es merkt, ist es zu spät – und unsere Freiheit Vergangenheit.