Zur Unversöhnlichkeit neige ich auch, wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die pro-AfD eingestellt sind. Die Argumente von ihnen sind dabei verständlich. Meist geht es um schlechte Bezahlung, daß man vom eigenen Job nicht (mehr) leben kann, geschweige denn sich eine Existenz aufbauen kann. Verstehe ich. Die Problematik verstehe ich. Ich verstehe sogar, daß viele Deutschen offenbar ein Identitätsproblem haben, wenn sie an Ausländer denken. Es sind Ängste, die die AfD bedient und anspricht. Existenzängste, egal ob gerechtfertigt oder nicht. Die AfD bedient sie, während die restliche „etablierte“ Politik auf diesem Ohr taub zu sein scheint.
Ängste bedienen auch die Grünen, es sind ebenfalls Existenzängste, da geht es nicht nur um Deutschland, sondern gleich um unseren Planeten.
Die einen spielen das mit den Ausländern runter, die anderen zweifeln den Klimawandel gar an. Und die Mitte, so scheint es, jene, die mal vernünftig waren, teilen sich dabei in die eine oder andere Richtung auf. Wenn ich sage, daß Flüchtlinge sich nach unseren – und nicht deren – Regeln zu halten haben, bin ich gleich ein Nazi, wenn ich sage, daß wir klimapolitisch so nicht weitermachen können, bin ich ein Grüner.
Aber was denn nun? Mir fehlt die regulierende, ausgleichende Mitte, vorallem politisch, die das eine und das andere eingesteht – und auch danach handelt und nicht nur Lippenbekenntnisse macht. Dabei kommt es mir so vor als wollte man von „ganz oben“ mit Geld (und damit per Facebook & Co mit Meinungsmache, Meinung kann man ja, das weiß man, heute einfach kaufen!) unsere Gesellschaft genau so aufspalten, um von einer ganz anderen Problematik abzulenken.
Ja, wir haben (noch) die sog. „Leitmedien“, deren aber immer weniger Glauben geschenkt wird. Zum Teil, das muß ich auch mal sagen, zurecht. Aber stattdessen irgendwelchen vornehmlich österreichischen selbsternannten „Wahrheitssagern“ hinterherzulaufen, die auch noch mit jenen Leuten (zB Strache) in enger Verbindung stehen, die auf Recht und Gesetz scheißen, lügen, betrügen und intrigieren, das geht mir einfach nicht in den Kopf. Da wollen Leute offenbar diversen Führern blind und unreflektiert hinterherlaufen und schalten dabei das eigene Gehirn ab. Ich glaube, das meint die Bibel dabei mit „Verblendung“.
Und diejenigen, die sich dabei an den Kopf tippen, die wollen jene Kräfte, von denen der Müll ausgeht, am liebsten in KZs stecken. Auch das kam heraus. Aber auch das wird schlicht ignoriert bzw. als „Lügenpresse“ abgetan. Aber ich tippe mir an den Kopf. Und ich weiß, kommen diese Leute an die Macht, wird unsere Demokratie und der Rechtsstaat so demontiert, daß ich im KZ lande. Davon gehe ich mittlerweile aus. Opposition wird von diesen Leuten nicht geduldet.
Nun habe ich gehört, daß die Linken ja wohl mindestens genauso schlimm wären. Möglich. Ich habe darüber auch gepostet und ein langer Arm reicht dabei offensichtlich bis in die SPD rein. Dennoch: SPD und Grüne waren schonmal an der Macht. Und sie haben die Demokratie nicht abgebaut und es gibt keine KZs von ihnen. Die Nazis dagegen schon und ihr Führer hat genau das in „Mein Kampf“ angekündigt. Die AfD mit hat mit Höcke auch einen, der ein Buch geschrieben hat, in dem er beschreibt, was er tun will, wenn er an die Macht kommt. Man sollte das lesen und ihn danach beurteilen. Auszüge habe ich gelesen und mir wurde schlecht.
Und wer nun Rechts- und Linksextremismus aufwägen will: Seit 1990 haben wir, je nachdem, wie man zählt, zwischen 169 und 198 Tote durch rechtsextremistischer Gewalt in Deutschland, über Tötungen von Links habe ich keine Angabe außer der Aussage von Sascha Lobo („4-6“) gefunden. Schaut man in den Bericht des Verfassungsschutzes, der aus meiner Sicht eher die Rechten vor der Verfassung „schützt“ (also im Spektrum eher rechts steht), ist die Anzahl der Delikte von rechts etwas 3 Mal höher als von links. Das sind die Zahlen. Aber klar, nun kommen Aussagen wie „traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ – dem ich nur entgegnen kann „glaube lieber die Lügen deiner österreichischen Freunde.“ – und damit bin ich wieder unversöhnlich. Oder?
Zurück zur Anfangsproblematik: Schlechte Bezahlung, man kann kaum noch eine eigene Existenz aufbauen, geschweige dann Kinder anständig großziehen. Was hat die AfD davon eigentlich in ihrem Programm stehen? Und wieviel davon hat – immerhin – die SPD umgesetzt? Mindestlohn, nun auch die Rente für alle? Die AfD tut immer so als gingen alle Probleme von den Ausländern aus, die ja alles Geld kriegen, was uns fehlt. Stimmt das wirklich? Ich bezweifel das. Die Bankenkrise war vor der Flüchtlingskrise und da hatten wir plötzlich Geld. Viel Geld. Ein viel viel vielfaches von dem, was die Flüchtlinge kosten. Kam dabei irgendwas von der AfD? Ich hab nix gehört. Inzwischen sind – immerhin – 300000 der Flüchtlingen in Lohn und Brot, heißt, sie zahlen in die Sozialsysteme ein.
Wenn man eine bessere Bezahlung möchte, dann sollte man die Linken wählen, und nicht die Rechten. Die AfD ist wirtschaftlich-programmatisch nichts anderes als eine neoliberale Partei, die dabei noch die Pfründe derer sichern will, denen es heute schon gut geht – auf kosten der „kleinen“. So nüchtern sehe ich das. Aber glaubt weiter den selbsternannten „Wahrheitssagern“, die sog. „christliche Traditionen“ sichern wollen. Die Nazis waren alles andere als christlich, das waren im Grunde Esoteriker, die Odin & Co hinterherliefen und „alte Germanische Traditionen“ aufleben ließen.