Ich hatte in der Bahn einen Gedanken. Als gläubiger Christ glaube ich natürlich an eine geistliche Welt. Eine Welt, die ich mitunter auch schon hautnah erlebt habe. Klar, wenn man will kann man alles irgendwie psychologisch erklären, aber was helfen Erklärungen, wenn man kein Mittel dagegen hat?
Als meine Eltern vor über 20 Jahren eine Gemeinde gründeten, die heute die FCG Saaletal ist, hing ein Bild in der ehem. Werkstatt meines Opas, die damals als Gemeinderaum fungierte. Das Bild habe ich nicht zur Hand, aber es beschreibt, wie dunkle Gestalten sich auf Menschen heften und sie dazu bringen, in den Abgrund zu stürzen. Einige aber gingen, u.a. auch mit diesen Gestalten auf dem Rücken über ein Kreuz ins Paradies, allerdings fielen die Gestalten beim übertreten vollends ab.
Diese Gestalten sind eben Dämonen, dunkle Mächte, die Menschen beeinflussen, aber eben nicht direkt steuern können. Der Teufel kommt nie direkt mit der brachialen Lüge, er kommt erstmal mit der Wahrheit, dann mit noch einer, bis er perfide seine Lügen einflechtet und so Menschen dazu bringen kann, sich ihm und seinen Gehilfen mehr und mehr zu öffnen. Das kann dann im Extremfall dazu führen, daß Menschen wirklich ferngesteuert werden.
Was an einzelnen Menschen funktioniert, funktioniert auch mit ganzen Gesellschaften, dachte ich in der Bahn bei mir. Ich beobachte zB in der Politik, daß es in der Vergangenheit doch irgendwo einen gewissen Anstand gab, der allerdings im Lauf der Zeit zunehmend zurückgeschraubt wurde. Heute schwirren 6000 Lobbyisten um unsere 700 MdBs, noch immer weitgehend intransparent. So etwas gab es nicht vor 30 Jahren, jedenfalls nicht in der Intensität. Die Logische Folge ist, daß man versucht, den Anstand durch Regeln zu ersetzen und es droht uns, daß wir uns dabei totregeln. Wobei, gut, ein transparentes Lobbyregister mit drakonischen Strafen bei Nichtbeachtung wäre jetzt nicht so regelintensiv. Wahrscheinlich gibt es das deswegen nicht: Zu effizient. Aber das ist ein anderes Thema.
Hitler hat sich nach seiner Machtergreifung die Medien seiner Zeit geschnappt und sie sehr schnell kontrolliert. Nur so konnte er die Massen beeinflussen. Mein Opa erzählte mir, daß dessen Mutter keinen Volksempfänger wollte, aber dann wurde ein kath. Gottesdienst dort übertragen und schon stand er im Haus. Es kann ja nicht so schlecht sein, wenn da ein Gottesdienst übertragen wird, oder?
Und heute beobachte ich das ganz massiv in den AntiSozialen Medien, die mal recht sozial begannen. Facebook vor 15 Jahren war so anders, man hatte noch Anstand, man ging anders miteinander um. Ich weiß es, ich war dabei! 🙂 Ja, die Vergangenheit malt immer mit bunteren Farben, aber ich erinnere mich, daß Facebook dazu diente, alte Bekannte, vielleicht aus der Schulzeit, „auszugraben“ und dann wechselte man ein paar nette Sätze und das war es dann oft auch.
Seit 2016 ist klar, daß ganze Wahlen mit Hilfe von Facebook & Co gekauft werden können. Der Brexit, die 1. Trump-Wahl. Beide wurden durch Targeted Advertising, also personalisierter Werbung, beeinflußt und so knapp gewonnen.
Ein Milliardär kaufte ein ganzes Soziales Netzwerk und baute es in eine braune Schlangengrube um. Was bei Twitter/X passierte, war vergleichsweise brachial, bei den META- und Google-Netzwerken, vorallem aber bei TikTok geschieht es perfider: Die Menschen werden mit Kurzvideos geflasht und es erzeugt ähnliche Dinge wie Drogenkonsum. TikTok selbst ist in China übrigens eine Plattform, auf der Kinder wirklich etwas lernen, während es im Westen die Kinder schlichtweg verblöden läßt. Man könnte bösartig behaupten, daß China sich für den Opiumkrieg nun rächt.
Als würden sich dunkle Gestalten in bzw. erstmal an die Gehirne der Menschen heften und ihnen erstmal dumme Gedanken einblasen, als könnten Menschen mit viel Geld über AntiSoziale Netzwerke Gesellschaften beeinflussen und dabei, wie auf X, sich über Menschen mit viel Geld beschweren, die Gesellschaften beeinflussen – aber freilich sind das dann andere Menschen, etwa Juden. Die AntiSozialen Medien sind heute nichts weiter als geldgetriebene Manipulationsmaschinen. Und das wirkt sich voll auf unsere Gesellschaft aus. Wo man vorher noch tolerierte, also, ertrug, schlug es vielerorts in Haß, ja auch in Gewalt um. Man zerstört so den Zusammenhalt einer Gesellschaft und schwächt sie.
Mir kommt das wie ein gigantisches Spiegelbild der geistlichen Welt vor. Aus dem einstigen Paradies wurde das, was heute unsere Welt ist.
Nun könnte man hergehen und den geistlichen Gedanken weiterspinnen und behaupten, es gäbe ein Paradies auch in den (Anti)Sozialen Netzwerken und dabei das Fediverse benennen. Da glaube ich aber, daß das Paradies nur von Gott geschaffen werden kann. ABER: Ein Abklatsch vom Paradies sollten Christen sein, die ja Jesus nachfolgen und ihm dabei ähnlicher werden sollen. Wie geschieht das? Erstmal platt: Indem sie ihre Freiheit selbst einschränken und ihr Leben in einem (Regel-)Rahmen packen. Ja, das klappt nicht immer. Versucht man das aus eigener Kraft, wird das schnell so anstrengend, daß es überfordert.
Im Fediverse gibt es viele Regeln, weil es viele Instanzen gibt, die sich oft aber sehr ähneln und dasselbe meinen: „Seid halt einfach anständig!“ und da glaube ich, daß es entweder unwichtig bleiben oder werden, oder daß es (versuchsweise) gekapert wird. Ich denke, das wird vorallem für Moderatoren und Administratoren anstrengend. Welche Instanz wie „anständig“ kategorisiert, ist auch unterschiedlich. Leider.