Offener Brief an die Admins von chaos.social

Hallo !

Am 2.9. hatte ich mich – zugegeben ungefragt – in eine Diskussion über den CSD eingemischt. Bis dahin glaubte ich, das Fediverse, insbesondere chaos.social, wäre pluralistisch ausgelegt und damit fände ein freier Meinungsaustausch statt.

Meine Mastodon-Instanz wurde wegen „Homophobia“ von den chaos.social-Administratoren abgeklemmt. Der Grund liegt wohl in dieser Aussage. Ich begründete es auch damit, daß es Homosexuelle gibt, die eher konservativ sind und sich ebenfalls an dem CSD stören (Quelle): Ich habe die Administratoren diesbezüglich angeschrieben:

„Ich betreibe die Instanz mastodon.popps.org und bin, soweit ich das überblicke, auch deren einziger Benutzer. 
Vor ein paar Monaten gab es eine Diskussion über, wenn ich mich recht erinnere, Demonstrationen von Homosexuellen und wurde wegen meiner anderen Meinung von irgendeinem Administrator ausgesperrt. Ich habe dabei schon klar gesagt, daß ich nichts gegen Homosexuelle habe, aber deren Demonstrationen – von mir gefühlt! – zu „laut“ empfinde. 

Da würde ich gerne wissen, was genau mir da wegen welcher Formulierung vorgeworfen wird. Mir erscheint es jedoch so, als würden andere Meinungen ausgesperrt und so genau diese Sozialblasen erzeugt, wie Facebook es tut. So kommt es jedenfalls bei mir an.  Im Grunde dachte ich, daß man sich im Fediverse frei austauschen kann – freilich mit Grenzen.“

Die Antwort:
„Guten Morgen Ulrich,

du kannst gerne deine Meinung vertreten, das diese Demonstrationen für
dich „zu laut“ sind, wenn Menschen für gleiche Rechte demonstrieren. Ich
muss diese Meinung ja nicht teilen. Aber, wie du eben sagst „freilich
mit Grenzen“ und da ist bei uns eben eine Grenze erreicht.

chaos.social ist unser Wohnzimmer und wir entscheiden, entsprechend
unserer Regeln, wen wir dort hin einladen und wer dort bleiben darf.
Das wissen die Menschen auf unserer Instanz auch und es ist ihre freie
Entscheidung und viele sind dankbar, dass sie sich mit solchen
Äußerungen wie deinen nicht beschäftigen müssen. Wenn das eine
Filterblase ist sich nicht mit allem beschäftigen zu wollen, dann ist
das so. Aber es schränkt dich ja zum Glück mit deiner Instanz in
keinster weise ein, deine Meinung zu äußern.

Gruß L****“

Damit stelle ich fest, daß chaos.social ein „Wohnzimmer“ ist, in dem keiner von außen mit anderen Meinungen „eintreten“ darf und wenn man es doch tut, wird man ohne Vorwarnung geblockt. Die Grenzen sind in den Regeln beschrieben, aber an der Stelle aus meiner Sicht mehr als fließend.
Meine ganze Instanz ist geblockt, ein Austausch zwischen mir und sämtlichen chaos.social-Leuten und mir ist damit nicht mehr möglich. Das ist gelinde gesagt schade.

Es wird genau so genau das erzeugt, was Facebook mit seinen Kunden tut: Sozialblasen, in denen man sich wohlfühlt und wehe jemand kommt von außen rein und stört diese Wohlfühlzone. Da müßte man sich ja mit auseinandersetzen, diskutieren, was anstrengend ist und manchmal Kopfaua macht. Das ist so. Pluralismus und Demokratie ist anstrengend. Das liegt in der Natur der Sache. Ich als Christ habe mir schon viel anhören, anlesen müssen, meiner Frau und mir wurde mit Mord und Totschlag gedroht, ich hatte wegen meines Glaubens schon eine Knarre an den Kopf gehalten bekommen. Und das nicht etwa, weil ich auf Homosexuelle in irgendeiner Weise losgegangen wäre, sondern, weil ich es mit Satanisten zu tun hatte, die u.a. 13jährige Mädchen mißbrauchten. Aus dieder Lebenswirklichkeit komme ich nunmal, auch wenn das schon länger her ist.

Ich wills mal so sagen: Wenn ihr das nicht aushaltet, seid ihr nix weiter als Luschen, die sich feige in ihr „Wohnzimmer“ verkriechen und vom Rest der Welt nix wahrhaben wollen. Kann man so machen, ist aus meiner Sicht aber im Ergbnis Kacke. Und es ist noch eines: faschistoid, weil ihr euren Usern den Zugang zu andersdenkenden verwehrt. Denkt mal darüber nach!

Gottes Segen!

10 Gedanken zu „Offener Brief an die Admins von chaos.social“

  1. Hallo! Sehr gut geschrieben von dir. Leah und Co. leben in einer Filterblase oder auch Echokammer und wollen nichts von aussen anderes hoeren. Leider radikalisieren sie sich damit, was nicht gut ist. Eigentlich muessen wir mit denen mehr reden, was aber wegen dieser Ablehnungshaltung von ihr nicht geht. Du hast alles probiert, lasse es sein. #My2Cents

  2. Ich war nicht bei der Situation dabei, um die es hier ging. Aber ehrlich gesagt bin ich es leid, immer und immer wieder unterschwelligem, „wohl gemeintem“, strukturellem Rassismus und Queerfeindlichkeit begegnen und entgegen stehen zu müssen. Das ermüdet mit der Zeit, und man fühlt sich unsichtbar. Menschen brauchen einfach sichere, vertrauenswürdige Räume, wo sie ausspannen können und ihre Maske ablegen können. Das ist mit „Wohnzimmer“ gemeint. Wenn du selbst lieber öffentlich, quasi „auf dem Marktplatz“, leben willst, dann hindert dich niemand daran. Aber gleichzeitig ziehst du doch auch nicht einfach andere Leute aus ihrer Wohnung auf den Marktplatz (und stellst sie damit womöglich bloß), nur um mit ihnen über Gott und die Welt zu diskutieren. Online-Filterblasen sind nichts anderes als die Abbildung unserer schon lange existierenden Gesellschaft. Und niemand hat jemals behauptet, dass chaos.social „pluralistisch“ wäre (siehe https://chaos.social/about/more); dafür gibt es andere Plattformen im Internet, und derer nicht zu wenig. Und Pluralismus kann ebenso auch nur funktionieren, wenn es Rückzugsorte für marginalisierte Gruppen gibt.

    1. Ich weis nicht, wie Mastodon (chaos.social läuft darauf), dies intern handhabt. Unter Friendica kann ich zumindest einen Beitrag (Post) nur an meine Folgenden schicken oder auch nur an einen oder mehrere Kontakte. Dies ist dann quasi „Wohnzimmer“ (pseudo-privat). Ich kann aber auch „Public“ (zu deutsch öffentlich) auswählen, was dann den von dir besagten Marktplatz gleich kommt. Einige bei c.s wollen es halt nicht verstehen, dass wenn sie etwas öffentlich schreiben, dies nicht in ihrem Wohnzimmer geschehen ist. Die gesamte Instanz ist an sich nicht ein Wohnzimmer, sondern Wohnzimmer und Marktplatz zu gleich und es kommt darauf an, ob man die Beiträge privat oder öffentlich markiert, nicht wie man seine Instanz in der „About“-Seite deklariert (die liest kaum ein Mensch).

      1. Bei mir ist die Auswahl folgende:

        Öffentlich
        * Für alle sichtbar
        * Nicht gelistet (Sichtbar für alle, aber nicht über Entdeckungsfunktionen)
        * Nur Follower (Nur für Folgende sichtbar)
        * Nur erwähnte Personen (Wird an erwähnte Profile gesendet)

        *achselzuck*

  3. Inhaltlich bin ich absolut nicht deiner Meinung. Solche Demos sind gut und sinnvoll und damit sie etwas bringen, müssen sie laut sein. Demos sind ja dafür da, dass sich die daran stören, die das Problem sind. Stört es keinen, dann ändert sich auch nichts!

    Was ich allerdings kritisch sehe ist, wenn mir jemand vorschreibt, was ich lesen darf. Ich sehe mich als Teil der Chaos-Familie und chaos.social ist meine Heimatinstanz im Fediverse. Dort sind die Leute, die ich kenne und größtenteils mag. Ich habe mir eben zum ersten Mal die Blockliste angesehen und bin überrascht. Klar mag ich keine Nazis und vermutlich sind die Inhalte der anderen geblockten Instanzen nicht sonderlich angenehm.
    Ich bin der Meinung, dass ich selbst entscheiden will, was ich aushalte und was nicht. Auch wenn ich inhaltlich nicht deiner Meinung bin, ich sehe in dem von dir dargestellten Sachverhalt, sollte er denn so verlaufen sein, die Schwelle noch lange nicht überschritten, wo eine Blockade der ganzen Instanz gerechtfertigt wäre.

    Ich muss jetzt in mich gehen und daraus einen Schluss ziehen, der eigentlich nur zwischen ich verlasse chaos.social oder ich versuche es zu beeinflussen liegen kann. Ignorieren wäre meines Erachtens falsch.

    1. Ein weiterer Punkt, den ich vergessen habe, zu erläutern ist der, daß mir eben diese Diskussion von jemanden irgendwie geteilt wurde. Ich bin also nicht suchend reingegangen, um da meine Meinung zusagen. Ich dachte, es wäre eine offene Diskussion. *achselzuck*
      Man kann über gewisse Punkte verschiedener Meinung sein, dazu muß man die Meinung des jeweils andren eben auch ertragen. Das lateinische Wort dafür ist, wenn ich es richtig im Kopf habe, „tolerare“, also Toleranz die sehe ich hier seitens der Admins von chaos.social überhaupt nicht.

  4. Ach, das wär vielleicht nochmal zu klären im Fediverse, wo Wohnzimmer und wo dreckige Straße ist. Andererseits: Warum eigentlich. Es kann jeder auf seiner Instanz tun, was er will und ich find das nicht schlecht. Filterbubbles sind an sich auch nicht schlecht, so leben wir ja auch sonst. Als Christ gehtst Du nicht in die Moschee und wenn Du sonntags zur Kirche gehst stehen da auch nicht irgendwelche Hindus auf und widersprechen dem Pfarrer in der Predigt.
    Letztlich kann jeder Admin entscheiden, was auf seiner Plattform läuft, oder eben nicht. Klar, von so ner großen Community wie chaos.social geblockt zu werden ist schon ne Nummer, aber andererseits: Im nicht-Fediverse wärst Du von Anfang an gar nicht in der Lage gewesen, mit ihnen zu kommunizieren.
    Es kann verletzen, geblockt zu werden, wenn man mißverstanden wurde – oder meint, mißverstanden geworden zu sein (ich will das nicht werten, gibt halt mindestens zwei Sichten darauf).
    Aber ich bin mir sicher es ist auch wahnsinnig verletzend und anstrengend und sicher noch tausend Sachen mehr, als Angehöriger einer Minderheit sich für Dinge zu rechtfertigen, die eigentlich normal sind. Jeder kann auf die Straße und feiern, ne Demo machen etc, aber bei CSD stört das plötzlich Leute und die müssen das auch immer wieder äußern.
    Ich würd, wär ich betroffen, sagen: Dann geht halt nicht hin, aber immer wieder kommen Kommentare: CSD zu schrill, Gott will das nicht, alles Pädophile…
    Ich bin Christ, ich kenn auch diese Vorwürfe der Pädophilie, weil halt die Kirchen da ein Problem haben. Und mich nervt es, immer wieder damit konfrontiert zu werden, weil irgend welche anderen Kirchen oder Gemeinden…
    Aber ich bin auch ein alter, weißer, hetrerosexueller Cis Mann. Ich hab sonst nicht viel mit Widerspruch umzugehen, also kann ich das ab.
    Andere Leute, die stetig angegriffen werden, weil sie sind wie sie sind, die zu jeder Zeit damit rechnen müssen, körperlich angegriffen zu werden, die damit leben, dass immer wieder Leute ungefragt ihre Interpretation von Levitikus oder Römer ihnen ins Gesicht schreien (selbst wenn sie gar keine Christen sind), können da verständlicher Weise ne viel dünnere Haut haben. Und wenn eine Plattform da einen Schutzraum bieten will, kann ich das verstehen und find das gut. So als Christ, von wegen um die Marginalisierten kümmern und so.
    Du kannst ja den CSD schrill finden. Du mußt ja nicht hin. Ich mag kein japanisches Essen. Ich reib das aber nicht jedem Japaner, den ich treff, unter die Nase, nur wenn ich gefragt werde.
    Jemend hat eine Diskussion über den CSD in Deine Timeline gepusht, da kannst Du dann ja mitlesen und wahrnehmen, wie andere Menschen das sehen. Das heißt aber ja nicht gleich, dass Du nach Deiner Meinung gefragt wurdest.
    Und ja, ich hab da auch schon ein paar Mal daneben gehauen (CSD glaub ich jetzt nicht, aber andere Themen) und dann wurde ich geblockt. Diese Woche erst wieder von nem Mitchristen, nachdem ich bei nem Streit um den Begriff Geistkraft statt Heiliger Geist versuchte, zu vermitteln. Passiert. Aufstehen, Krönchen richten und weiter. Bzw, reflektieren vielleicht noch.
    Es sind halt viele Menschen verletzt. Und viele Randgruppen nutzen das Fediverse, um auf eigens für ihre Gruppe erstellten Instanzen unter ihresgleichen (weil Minderheit und man trifft sich sonst selten) zu kommunizieren. Eine der Moderatoren von chaos.social hat queer activism aufm Profil stehen. Da sind die da dann auch verständlicher Weise eher strikt.

    1. Also erstmal fand ich es nicht ganz schlecht, wenn bei den Jesus Freaks in die Predigt gerufen wurde. Meistens wurde das näher bei einem Bier nach dem Gottesdienst näher erörtert. Damals war der Gottesdienst nicht Sonntag morgens, sondern eben Abends. Aber klar, das ist halt ein kulturelles Ding, kein geistliches. Bei den Jesus Freaks Darmstadt tauchte auch mal ein Hindu auf (für den allerdings Jesus=Krishna war…) und sogar der eine oder andere Satanist (oder doch „nur“ Deathmetaler?). Das alles in einer Kneipe. Christen sind ja nicht nur für sich da, sondern für andere, sonst hätten wir ja direkt nach der Bekehrung auch entrückt werden können und wir könnten uns den ganzen irdischen Scheiß hier sparen.
      Ja, man kann dünnhäutig sein, aber wenn man schon fragt, warum die Menschen den CSD nicht beachten, sollte man mit einer Ich-Botschaft klarkommen. Wenn nicht, dann sollte man halt den Post als „Wohnzimmer-Post“ deklarieren und eben nicht „für alle öffentlich“. Dafür gibts schließlich entsprechende Werkzeuge im Mastodon. Es ist in meiner Timeline aufgetaucht, woher soll ich denn wissen, daß ich darauf nicht kommentieren darf? Und mich dabei auch noch ohne Rückfrage abzuklemmen und mich einfach mal als „Homophob“ öffentlich zu deklarieren, ist nochmal eine erheblich andere Nummer und ich finde heute noch, daß dieses Verhalten seitens der Admins faschistoid ist, denn soviel Toleranz kann ich doch wohl als Minimum erwarten.

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