Ich hatte mich ja schon ein paar Mal mit Schwulen und Lesben beschäftigt, das passierte schon zwangsläufig, wenn man „an der Front“ mit ihnen zu tun hat. Ich habe Storchs Buch dazu gelesen und diverse Predigten darüber gehört.
Viele Christen sind entsetzt und empört darüber, daß die Politik einfach mal so die „Ehe für alle“ beschlossen hat. Ich sehe das ganze deswegen relativ gelassen, weil dieses „Ehe für alle“-Ding ein Symptom und weniger eine Ursache von Problemen sind. Der Beschluß kommt eben von einer Politik und Gesellschaft, die Gott in der Mehrheit schon längst abgeschrieben hat. Dafür gibt es vielerlei Gründe und ich hätte Gott auch fast abgeschrieben. Grund: Ich wuchs in einer katholischen Gemeinde auf, in der es um Religion (Selbst-Erlösung durch Rituale und Kirchgänge) ging als um Jesus. Ich weiß auch, daß ich da nicht der einzige bin. Solche Gemeinden gibt es überall und sicherlich nicht nur in der katholischen Kirche, sondern auch in Freikirchen, da mache ich mir nichts mehr vor.
Daß ich schon fast ein Exot bin, weil ich mit 24 geheiratet habe, und das noch nichtmal weil ich „mußte“, sondern wollte, das habe ich mitbekommen. Ehe empfand ich selbst im Grunde befreiend, nicht einengend, aber das nur am Rande. Nun wird die Ehe zwischen Mann und Frau politisch abgewertet, weil die Ehe für alle kommt. Es geht dabei um ~2% der Bevölkerung.
Aus biblischer Sicht gibt es wenige Stellen, die Homosexualität verurteilt. Soweit ich weiß gibt es im Neuen Testament nur eine: Römer 1,26-27. Es werden oft mehr genannt, die aber eher auf Lustknaben oder allgemein – ich sage mal im biblischen Sinne falschen Sex – gemünzt ist. Dabei wird der „widernatürliche Verkehr“ genannt, was ich bei Schwulen erstmal mit „Analverkehr“ übersetze. Nun gibt es aber Homos, die das garnicht praktizieren. Übrigens gibt es eine ganze Reihe Homos, die den Christopher-Street-Day (und ähnliches Gehabe von „freier Liebe blabla“) verabscheuen.
Im Alten Testament sollte man Schwule (von Lesben ist gar keine Rede, anscheinend gab es das nicht?) einfach umbringen. Die Kirche hat sie über Jahrhunderte verfolgt, die Nazis haben sie in KZs umgebracht. Vielleicht ist das in den Augen des einen oder anderen Christen ja auch besser? Manchmal bekomme ich genau das Gefühl, wenn wieder Stimmen laut werden, man müsse Homosexualität verbieten, um Gottes Gesetze wieder hochzuhängen. Dabei wird offenbar vergessen, daß Jesus die Sünde besiegt hat, daß Gott sein Gesetz in „fleischerne Herzen schreiben“ (2. Korinther 3,3) möchte – und die Politik das nicht kann.
Ich kann darüber nur mit dem Kopf schütteln. Man kann die Politik dafür verurteilen, okay, von mir aus. Aber damit sagt man ja auch nichts neues: Der Politik ist Gott egal. Das ist ein Fakt, der über weite Strecken stimmt und sich weiß Gott nicht nur in dem „Ehe für alle“-Ding widerspiegelt. Da könnte ich ganz andere Dinge nennen, und da geht es nicht nur um 2% der Leute, sondern 100%.
Das Problem ist nicht, daß eine Politik ohne Gott ich sage mal gottlose Gesetze macht. Das Problem ist eine Gesellschaft, die Gott nicht mehr kennt oder kennen will. Und dann darf ich Christen, die jetzt aufschreien, einfach mal fragen: „Was habt ihr in eurem Leben dazu beigetragen, daß sich das ändert?“ – Viele werden wahrscheinlich ettliches aufzählen können, viele aber auch nicht.
Die Nazis haben Homosexualität verboten bzw. bestehendes Gesetz mit aller Härte durchgesetzt. Waren sie deswegen „gute Christen“ ?
Unser Geheimdienst wurde von Nazis gegründet, dieser Nazi-Geist wirkt dort bis heute. Die Politik spielt dieser „black Box“ gerade enorm zu (zB NSU-Skandal mit allen Verschleierungen..). Das halte ich für viel schlimmer und gravierender und wenn das Christliche Abendland untergeht, dann daran und nicht an der „Ehe für alle“.
Wer die „Christlichen Werte verteidigen“ will, der muß sie einfach nur (vor)leben und dabei kein Hehl daraus machen, Christ zu sein und nicht einen auf (verkappten?) AfD-Anhänger machen.