Homosexualität II – Neue Erkenntnisse

Ich hatte vor einiger Zeit schonmal etwas zur „Homo-Ehe“ geschrieben. Dort habe ich vorsichtig gesagt, daß Gott das nicht möchte und daß da kein Segen darauf liegt. Heute bin ich mir da garnicht mehr so sicher. Wie sich meine Meinung geändert hat? Nun, ich habe das schon länger „vor Gott hingelegt“, wie man in frommen Kreisen so schön sagt und war offen für jegliche Antworten. Ich wußte zu der Zeit noch gar nicht, daß Storch ein Buch darüber schrieb.


Stroch argumentiert, wie ich finde, ziemlich gut. Er meint im Grunde, daß jeder Mensch sündig ist und es keine schlimme oder weniger schlimme Sünde gibt und daß er es für gutheißt, wenn Homosexuelle in jeder Gemeinde aufgenommen werden – als ganz normale Mitglieder und nicht mit irgendwelchen Beschränkungen, etwa für diverse Jobs wie zB Kinderarbeit. Was mir bis dato noch garnicht aufgefallen ist: Die Bibel sagt im Grunde nichts über lesbische Beziehungen aus, nur über Schwule und dort ausdrücklich auch nur im Alten Testament. Die einzige Bibelstelle im Neuen Testament wäre Römerbrief 1,26 aber dazu müßte man mehr vom Text lesen, um ihn (besser) zu verstehen. Es geht dort erstmal um Menschen, die nicht an Gott glauben, die dann „schändliche Dinge“ tun. Bleibt man buchstabengetreu, heißt es „… Frauen haben den natürlichen Verkehr in den unnatürlichen verwandelt.“ – Das könnte auch Sex mit Tieren bedeuten, zielt also nicht eindeutig auf Lesben ab. Ich denke mal, wenn Gott das wirklich so nicht will, dann würde er das mehrfach in der Bibel sagen, tatsächlich gibts aber im Grunde nur 2 Bibelstellen und davon nur eine im Neuen Testament.
Mir war bis ich das Buch gelesen hatte, auch nicht klar, daß es durchaus stabile Homo-Beziehungen gibt, meist sind das wohl sogar Konservative, die zB den Christopher-Street-Day nicht gut heißen und ihre Partnerschaft verantwortungsvoll führen.
Liest man die Bibel wiederum buchstabengetreu, dann sagt sie im Grunde nur eindeutig aus, daß sie gegen (gleichgeschlechtlichen) Analverkehr ist. Was ist dann mit Schwulen, die den garnicht praktizieren, weil sie den selbst doof finden?
Storch schildert, daß die Bibel die Tat verurteilt, jedoch nicht das Sein und es gibt ettliche Homosexuelle, die wirklich aufrichtig versucht haben, hetero zu werden, mit Therapien, Seminaren, etc. pp. und es klappte nicht, wobei er sagte, daß Seelsorge grundsätzlich gut ist und wenn es zu Heilungen kommt, aber der Mensch dabei (trotzdem) homosexuell bleibt, ist das für den Menschen ja auch nicht schlecht.
Verblüffend fand ich seine Argumentation beim „Segnen“ von Homo-Paaren: Er segnet ja nicht die Verbindung, sondern die Menschen und warum sollte man das nicht tun?
Unterm Strich meint er, sollte gelten, daß der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht und man die Bibel grundsätzlich weniger als Gesetzbuch, sondern mehr als Liebeserklärung Gottes an die Menschen zu verstehen hat.
Wenn Homosexualität Sünde ist, dann ist sie eine von vielen. Wissenschaftlich betrachtet ist wohl Homosexualität auch nicht, daher sollten sich Gemeinden (mehr) für Schwule und Lesben öffnen.
Oft wird ja von Christen gesagt, daß die Familie angegriffen wird. Das stimmt, jedoch nicht von Schwulen und Lesben, sondern vom Staat und Arbeitgebern: Finanziell kann ich glaube ich heute schon sagen, daß es meinen Eltern besser ging als mir – ich will darüber nicht klagen, ich merke jedoch, daß Familien immer mehr für ihre Kinder „bluten“ müssen. Da das Geld für uns jedoch reicht, bin ich dafür dankbar, also nicht falsch verstehen ;). Viele Christen führen einen moralischen Verfall an und es kommt dabei der Satz „früher war alles besser“ auf. Man hat sofort das 50er-Jahre-Familien-Idyll vor Augen, aber das war nur eine Dekade, das wird dabei immer vergessen. Vorher wars um einiges schlimmer, die Kindersterblichkeit war viel höher, es gab viel mehr Kinder auf weniger Raum und die Familien wohnten nicht – sie hausten, mal abgesehen von den 2 Weltkriegen, die es außerdem noch gab. Der Grund, daß Familien heute auseinanderbrechen liegt darin, daß die Menschen heute einfach die Freiheit dazu haben, die sie früher nicht hatten (da wurde halt auch mal ne Frau mal eben totgeschlagen, war das wirklich besser?). Und ja, ich tendiere auch oft dazu zu denken, daß der Mensch mit seiner Freiheit nicht umgehen kann, sollte man ihm aus dem Grund die Freiheit nehmen?
In einer pluralistischen Gesellschaft sollte man trotzdem seine Meinung äußern können, von mir aus auch warnend – und das müssen die Menschen in einer pluralistischen Gesellschaft auch mal abkönnen, finde ich. Ich finde es ziemlich lächerlich, daß Menschen, die von Gott nichts wissen wollen, sich darüber aufregen, wenn Menschen, die mit Gott leben in die Welt setzen, was alles Sünde ist. Denn: Was juckt es einem Menschen, dem Gott egal ist, was eben dieser Gott alles für sündig hält?
Fall ich vor 2 1/2 Jahren mit meinem Post über „Homo-Ehe“ Schwulen und Lesben gekränkt und/oder verletzt haben sollte, tut mir das (heute) Leid und ich bitte um Vergebung – das wollte ich schon damals nicht.

4 Gedanken zu „Homosexualität II – Neue Erkenntnisse“

  1. Zwar schon einige Jahre her, aber ich finde gut, dass Du dir darüber noch einmal Gedanken gemacht hast. Ich für meinen Teil war von deinem vorherigen Standpunkt ziemlich verletzt und enttäuscht. Aber schön zu lesen, dass sich das geändert hat. DANKE! ..wie war das damals..?! Sofx 😉

    1. Man verändert sich ja ständig irgendwie, aber das Thema hat mich nie wirklich losgelassen. Schon, weil wir uns in unserer Gemeinde(scheune.de) da Gedanken machen müssen.
      Verletzen wollte ich nie damit. Ich habe jedoch oft beobachtet, was auch zugegeben wurde, daß Homosexualität aus Verletzung heraus entstand und wenn man sich da nicht heilen lassen will, finde ich, daß der Mensch dahinter auf einem Holzweg ist. So ist meine Logik. Das heißt ja nicht, daß ich den Menschen an sich ablehne. Wenn ich jeden Menschen ablehnen würde, der anders tickt, wäre ich wahrscheinlich alleine.

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