Jahr um Jahr stöhnen die Medien wegen der vielen Straßenschäden, uns drohen subrumänische Zustände, so munkelt man, jedenfalls interpretiere ich das so. Ja, Fakt ist, daß unsere Straßen viel schneller kaputtgehen als noch vor 30 Jahren, als wir als Kinder an einem Hügel mit Sicht auf die Autobahn spielten.
Als 1990 die Mauer fiel, nahm auch der Güterverkehr rasant zu. Neue Autobahnen wurden gebaut und vorallem im Osten nach 50 Jahren saniert. Da gabs Autobahnen, an denen 50 Jahre überhaupt nix gemacht wurde! Gut, in entsprechendem Zustand waren sie auch.
Also ich halte fest, daß vorallem der Güterverkehr, also, LKWs zugenommen haben. Ein LKW mit 40 Tonnen Gewicht richtet laut dem Post hier gut 112000 Mal mehr Schaden an als ein PKW. Gehen wir mal davon aus, daß ein LKW genauso viele Kilometer zurücklegt, wie ein PKW (das wäre ja noch mehr als geschönt!). Der Sinn der Steuer ist ja, daß unsere Straßen damit in Schuß gehalten werden, zumindest wird das von der Politik so behauptet. Ich rede dabei _nicht_ von der Mineralöl- oder Ökosteuer, nur von der KFZ-Steuer. Gut, also rechne ich weiter, bemerke ich, daß der 40Tonner nur in 2/3 seiner Fahrten voll ist. 2/3 von 112000 wären dann aufgerundet 75000. Also ist ein 40Tonner 75000mal so schlimm wie mein PKW, für den ich 150€ pro Jahr bezahle. Ein LKW mit 40t zulässigem Gesamtgewicht bezahlt jedoch pro Jahr laut einem LKW-Steuer-Rechner weniger als 2000€. Als logisch denkender Mensch denke ich da, daß ein LKW mit 40t 75000mal mehr Steuern zahlen müßte als ich mit meinem PKW. Oder andersrum betrachtet subventioniere ich als PKW-Steuer-Zahler den LKW, damit er „meine“ Straßen verstopft. Nun ist klar, daß da noch LKW-Maut obendraufkommt. Das wären zwischen 14ct und 28ct pro kKilometer, je nach Schadstoffklasse. Bei einem PKW, der 30000km im Jahr fährt, wären das also 8400€ obendrauf. Und das sind ja dann (bisher jedenfalls) NUR Autobahnkilometer, also, wieder vergleichsweise zu Gunsten des LKW gerechnet.
Ja, natürlich profitieren wir auch massiv davon, wir haben Discounter, die wahrscheinlich bei einer fairen Besteuerung dichtmachen könnten. Ich beobachte jedoch einen totalen Irrsinn, eben weil die LKW-Kilometer zu billig erscheinen. Wenn ich für meinen PKW also 150€ bezahle, müßte ein LKW 11250000€ bezahlen, weil er adäquat mehr Straßenverschleiß anrichtet. Also sind die LKW-Steuer viel zu billig und/oder meine PKW-Steuer zu hoch. Hätten wir wirklich an dem Punkt einen „fairen“ Wettbewerb, hätten LKW-kutschierte Güter keine Chance mehr auf dem Markt, oder sie würden drastisch teuerer werden. Obendrauf kommt dazu noch, daß ettliche LKWs bewußt überladen werden. Die Strafe dafür wird leider meist aus der Kaffeekasse bezahlt. Auch das müßte sich ändern, denn ein überladender LKW ist für mich eine Fahrende Sachbeschädigung, denn der „Verschleiß“ wäre nicht mehr das 75000fache, sondern weit weit größer. Man müßte bei einem LKW, der mehr als 40t wiegt, drakonische Strafen verhängen, also, den LKW einziehen und behalten, bis, sagen wir mal 100000€ Strafe bezahlt sind und wenn sie nicht bezahlt wird, dann wird eben der LKW samt Ladung versteigert. Das wär doch mal was! 🙂
Also momentan lieg das Verhältnis zwischen LKW und PKW im Steuer(+Maut)-Aufkommen bei in etwa 50:1 (nicht jeder PKW zahlt 150€ Steuern, also rechne ich mal mit 200€ im Schnitt, für den LKW nehme ich mal roundabout 10000€ pro Jahr an), es müßten aber 75000:1 sein. Solange das nicht der Fall ist, haben wir es dort nicht mit einem „fairen“/freien Wettbewerb zu tun, sondern mit einer massiven Subventionierung. Und so oder so wissen wir alle, wer am Ende die Rechnung für kaputte Straßen bezahlt: Wir. Alle.
Jetzt denken vielleicht einige, das wäre zu radikal oder hätte schlimme Auswirkungen. Ich denke, wir müssen das Ziel haben, daß LKWs „faire“ Preise bezahlen, und klar ist auch, daß das nicht von jetzt auf gleich geht, man braucht Jahre, vielleicht Jahrzehnte, um das anzugleichen. Was hätte das für Auswirkungen?
Nun erstmal würden Deutsche Güter massiv teuerer werden, es sei denn man kriegt sie auf Binnenschiffe und Schiene. Gerade Maschinen, würden teurer werden. Man könnte darüber nachdenken, den Gütertransport für den Export weiterhin zu subventionieren, oder ihm eine längere Frist gewähren.
Als nächstes denke ich an die Discounter, die wahrscheinlich dichtmachen könnten, weil ihre Waren exorbitant steigen würden. Für mich wäre das kein Schaden ;-). Stattdessen würden Waren aus der Region wieder mehr bevorzugt, die heute noch „zu teuer“ sind.
Der Güterverkehr auf der Schiene müßte natürlich gleichzeitig massiv ausgebaut werden, das ganze Konzept müßte man wahrscheinlich ändern. Die Schiene hält nunmal mehr Gewicht aus als die Straße. Ich überquere im Sommer 2x am Tag die Schienen zwischen Darmstadt und Aschaffenburg. Auf den Schienen rollt täglich eine ganze Menge Güterverkehr. Auf den Schienen steht deren Entstehungsjahr: 1972.
Naja, nurmal so „laut“ nachgedacht… 😉