Eine Gemeinde in einer Pandemie zu leiten, ist schon nicht einfach, aber ein neues Gebäude innerhalb einer solchen Zeit neu zu beziehen, ist nochmal „eine Schippe obendrauf“.
Als wir, ich weiß garnicht mehr wann, in einer Gemeindeversammlung den Neubau mit >90% der Stimmen beschlossen haben, war mir klar, daß es ein großes Wagnis ist. Und das in jeglicher Richtung. Und natürlich ist dabei ein Unterschied, ob mein ein Einfamilienhaus mit 130m² baut, oder die ~800m² auf 2 Etagen, die wir jetzt haben – mit allen Sicherheits- und Barrierefreiauflagen.
Daß bei der Baubegleitung von einem Team, das „nebenbei“ noch Job, Familie, etc. pp hat, nicht alles glatt lief, sollte ebenfalls jedem klar sein. Dennoch wurde der Bau für mich unterm Strich mit Bravur hingestellt, auch wenn er mehr gekostet hat, als geplant, was aber durch zusätzliche Privatkredite wundersam dazu geführt hat, den Bank-Kredit nicht zu sprengen.
So die „sachlichen“ Randbedingungen.
Geistlich kann ich im Grunde nur dazu raten, die Nerven zu behalten. Das geht vielleicht auch nur, wenn man den Neubau nicht als Werk von uns als Gemeinde, sondern als Dienst an Gott ansieht. Ich sehe es erstmal so, daß wir das Ding da hinstellen sollten. „Land einnehmen“, sozusagen. Das haben wir nun getan. Der nächste Schritt ist, zu fragen, was wir damit machen sollen und dabei fügte Gott aus meiner Sicht schon einiges zusammen.
Eine christliche Grundschule soll dort gegründet werden, eine rumänische Gemeinde bezog einen Raum. „Unser Palast“, der von so manchen nun als Ballast empfunden wird, wird aus meiner Sicht von Gott benutzt. Natürlich müssen wir dabei Gott immer fragen, ob das alles auch so richtig ist und dabei aufpassen, daß wir nicht über den Tisch gezogen werden. Keine Frage. Aber wir dürfen nicht denken, daß dieses Haus wirklich uns als Gemeinde, sondern Gott gehört. Das ist meine persönliche Meinung.
Vor 20 Jahren hätte ich gesagt, daß eine christliche Schule ein christliches Ghetto erzeugt. Am Beispiel der Sabine-Ball-Schule, die wahrscheinlich mal so gestartet ist, sehe ich aber, daß das nicht stimmt. Die Schüler mit christlichem Hintergrund stellen inzwischen eine Minderheit da. Schüler ohne christlichem Hintergrund bekehren sich. Leute, das ist Mission! Lediglich die Lehrer sind alles Christen.
Ob das bei der Schule, die in den Neubau einziehen will, auch so ist oder sein wird, das kann ich nicht sagen, das spielt auch keine Rolle, aber es ist eine Chance, Jesus unters Volk zu bringen. Wir sollten offen sein und da mitgehen. Ja, es ist erneut ein Wagnis. Doch welches Wagnis geht Jesus schon mit uns ein? Und was hat es ihn gekostet?
Und ich gebe Sophie aus tiefstem Herzen Recht, daß es völliger Schwachsinn ist, sich über eine, nun muß ich das mal so sagen, scheiß Hütte zu streiten. Wir haben einen Auftrag und der ist nicht „schöner wohnen“, sondern Jesus unters Volk zu bringen. Und dabei ist mir egal, ob die Menschen am Ende unsere Kultur annehmen, oder nicht, sofern das geistliche stimmt, es also um Jesus geht. Baptisten sind halt nicht jedermanns Sache und daher erwarte ich von Rumänen auch nicht, daß sie sich uns anschließen. Wenn Gott einen Platz im Neubau für sie hat, Hallelujah, wenn nicht, wird es sich zeigen, da bin ich mir sicher.
Ich saß gestern in der Versammlung drinnen und habe die „Regierungserklärung“ unseres Ältesten angehört und muß sagen: Wir haben echt Glück, ihn zu haben. Und das kann ich, glaube ich, auch sagen, weil ich schon einige kennengelernt habe ;). Er tut eben, was er kann und natürlich macht er auch Fehler, vorallem, wenn er in Zeiten von Pandemie, Umzug, Neubau, Abnahmen nicht rumkommt. Auch sein Tag hat nur 24 Stunden und davon sollte er eben mehr als 5 schlafen, meine Güte! Insgesamt liefen in den letzten Monaten die Entscheidungsprozesse nicht rund, das ist schon richtig und dabei ist eben auch richtig, daß wir, denke ich, gelernt haben, daß Gemeindeversammlungen per Zoom auf Dauer Gemeindevergammlungen sind, worauf gestern genau deswegen verzichtet wurde. Dennoch: Die Entscheidungsprozesse sind immernoch transparenter (ja, da ist immer Luft nach oben, immer!) als die meisten, die ich vorher in anderen Gemeinden erlebte. Und man kann mit dem Ältesten reden und er hört auch zu (auch das ist, muß ich sagen, nicht selbstverständlich).
Soviel zum Senf am Dienstag.