Im Grunde ist Trump ja sozusagen ein Kind seiner Zeit. Die Gesellschaft ist egoistischer geworden, so scheint es mir.
Ich kriege über die eine oder andere Predigt in „Nebensätzen“ mit, daß in der Trump-Administration ja doch manches gut läuft, weil sein Vize, Mike Pence, anscheinend ein entschiedener Christ ist. Ich kann und will das nicht beurteilen. Ich betrachte es als Machtgefüge mit einem Präsidenten, der nichts weiter als mit allen Mitteln an der Macht bleiben will. Dazu benutzt er die Christen – und übernimmt daher einige ihrer Auffassungen. Und ja, es ist in meinen Augen gut, wenn Christliche Werte umgesetzt werden. Aber: Zu welchem Preis?
Es kommt mir bei der Thematik schon ein bisschen so vor wie viele, auch mein Opa, sagten „Bei Hitler war nicht alles schlecht.“ Oder später dasselbe über die DDR, nur von anderen Menschen. Und vieles, was Trump anscheinend auch gut macht, wurde wohl auch von den Demokraten übernommen. Warum auch nicht.
Für mich muß ein Präsident, oder ein Kanzler, vorallem glaubwürdig sein. Transparent. Klar, das ist unsere Kanzlerin auch nicht zu 100%, aber doch deutlich mehr als Trump. Er macht aus vielem eine Show, inszeniert sich und daher zweifle ich an, daß er tatsächlich mit Sars-Cov2 angesteckt wurde. Dazu war der Zeitpunkt einfach zu perfekt. Aber das nur am Rande.
Meine Sicht auf ihn, auf die USA ist, das weiß ich, von den deutschen Medien getrübt und ich sehe durch eben diese Brille, wenn man so will. Auf der anderen Seite ist es in den USA ja bestimmt nicht anders. Da ist es ja so, daß es gar keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt. Es gibt wohl nur Privatsender, -Medien, die eben Geld verdienen müssen. Und wie tun sie das? Indem sie Aufmerksamkeit erregen, ihr „Blatt“ oder den Sender „verkaufen“ können. Und das passiert eben nur, indem man polarisiert – oder ein Land spaltet. Aus den USA weiß ich eben, daß es die „Pro-Trumps“ gibt und die „Anti-Trumps“. Beide scheinen in ihrer eigenen Medienblase zu leben, wobei bei uns halt fast nur von den „Pro-Trumps“ berichtet wird, die nun wirklich an allerhand Unsinn glauben. An Verschwörungsmythen. Mythen, von denen sich Trump nicht distanziert, was er aber tun müßte. Tut er es, würde er Wahlstimmen verlieren, also läßt er es.
Diese Mythen sind im Grunde Lügen. Lügen, die ein Land eben spaltet. Lügen, auf deren Welle Trump und leider viele Christen reiten, weil ihre Positionen ja so schön bedient werden. Da nimmt man sie gerne in Kauf, so erscheint es mir. Und es scheint von diesen Christen auch keinen zu interessieren, daß es Lügen sind, keiner von ihnen hinterfragt, ungefiltert wird es übernommen, weil es so schön in den Kram paßt. Weil es ja so schön einfach ist und in der Welt (oder Blase), in denen sie Leben, funktioniert das auch. Nur alles außerhalb gibt Konflikte. Es hat eben vieles mit Lüge und nicht mit Wahrheit zu tun. Und Wahrheit ist dabei eben etwas absolutes, nichts relatives.
Es hat etwas von einer klassischen Diskussion mit einem AfDler: Er behauptet und untermauert seine Behauptungen mit immer neuen Behauptungen, die er nicht belegen kann. Sagt man das, wird er sauer und man ist dann linksgrünversifft in seinen Augen. So ähnlich scheint es auch in den USA zu sein. Es geht nicht um Wahrheit, sondern darum Recht gesprochen zu bekommen. Aber man vergißt dabei, daß in Jesus die Wahrheit ist und daß er die letzte Instanz ist. Das war schon immer so, vorallem, wenn man in die biblische Geschichte schaut, aber eben auch in die neuere.
Christen waren es, die begonnen, die DDR zu stürzen. Durch Gebet, durch Argumente, durch Wahrheit und eben nicht durch dummes, polemisches Geschwätz mit allerhand Lügengeschichten über Honecker und Co. Es war in dem Punkt eher das Gegenteil: Man konnte sich garnicht ausdenken, was tatsächlich in diesem Unrechtsstaat geschah und war entsprechend hinterher geschockt.
Konfrontierte man Trump in einem Interview mit der Wahrheit, daß er in der Coronakrise wochenlang nichts tat, wurde er patzig und überhäufte die Reporterin mit kruden Vorwürfen in starken Worten. Letztlich aber sagte er nichts dagegen, er beleidigte nur. Und die Anhänger jubelten. Wohl auch Christen. Christen, die in meinen Augen oft mehr (die anderen) hassen als lieben, was sie sollten.
Ich denke, die Christen in den USA fahren gerade einen sehr gefährlichen Kurs. Ich mag mich irren. Aber so schaut es für mich eben aus. Sie lassen sich für einen Präsidenten inszenieren, der ihnen etwas gibt, aber für das sie bitter bezahlen müssen. Das mag auch daran liegen, daß ich sehr skeptisch in einer „Heilsfigur“ bin, ich bin katholisch aufgewachsen und mag seitdem Personenkult jeglicher Form nicht. Und für viele scheint Trump eine Art politischer Messias zu sein, der es den „Atheisten“ mal so richtig zeigt.
Aber wie sagte ein Prediger mal: „Geistliche Probleme kann man politisch nicht lösen.“ – und davon bin ich auch überzeugt. Das Problem ist, denke ich, nicht Trump. Das Problem ist der ausufernde Egoismus der westlichen Welt und Trump ist eine Folge davon. Der Wille, wieder an etwas glauben zu können, egal, wie sehr der Glaube einem Kartenhaus gleicht. Je wackeliger das Ding wird, desto aggressiver werden seine Anhänger, so mein Eindruck. Aber wie alles, was sich („göttlich“) aufspielt und nicht von Gott kommt, wird es zusammenfallen. Egal, ob Trump die Wahl gewinnt, oder nicht.