Ich finde es atemberaubend, in welch fortschreitender Geschwindigkeit das Grundgesetz außer Kraft gesetzt wird. Die Gerichte kommen mit dem Verbieten von Gesetzesänderungen und neuen Gesetzen gefühlt nicht mehr nach. So sind Gesetze in Kraft, die in meinen Augen illegal sind – was hoffentlich die Verfassungsrichter auch so entscheiden werden, so, wie sie es ja schon mehrfach, zB bei der Vorratsdatenspeicherung 1.0 getan hatten.
Aber seisdrum. Daß in dem ganzen Gemenge dann die sog. „Ehe für alle“ dann so krass betont und beleuchtet wird, finde ich schon wieder interessant. Warum ist das eigentlich so, daß sich unsere Gesellschaft auf Lesben und Schwule zu stürzen scheint, um hinterher sagen zu können „wir sind ja tolerant“ ? Jene Menschen, die dann die als „intolerant“ diffamieren, die eine andere Meinung dazu haben. Und dann stehen andere auf, die von „Entweihung“ sprechen, weil eben jenes Gesetz erlassen wurde, daß Schwule und Lesben heiraten dürfen, mit dem Mitschwingen, daß der Zorn Gottes unser Land überfluten würde.
Nene, ich denke, das erledigen „wir“ schon selbst. „Wir“ lassen nämlich zu, daß die Strukturen für Willkür gerade jetzt gelegt werden, in einem Gesetz, das nach dem „Ehe für alle“-Ding abgeschlossen wurde, übrigens mit weniger als 1/10 der Abgeordneten als noch zuvor beim „Ehe für alle“-Gesetz. Möglicherweise hängt das aber auch miteinander zusammen.
Ich glaube, Gott segnet Menschen, die sich nach ihm ausstrecken und nach ihm suchen, mit ihm leben (wollen). Dann gibt er ihnen seinen Geist, der leitet und eingreift. Physikalisch gesehen ist das Gegenteil von „Licht“ nicht „Finsternis“, sondern Finsternis ist lediglich die Abwesenheit von Licht. Ein „Anti-Licht“ gibt es so nicht (jedenfalls nicht in der Praxis ;)). Genauso ist die gewünschte Abwesenheit Gottes geistliche Dunkelheit. Und die wirkt sich gerade aus.
Das spüre ich, wenn ich zB eine Meinung vertrete, die nicht Mainstream ist. Entweder man wird erst garnicht ernstgenommen, verlacht, oder, wenn das so nicht funktioniert, wird man zT aggressiv angegangen. Ich kann doch sagen, daß aus meiner Sicht eine Ehe nur zwischen Mann und Frau bestehen kann – aber gleichzeitig andere Meinungen dulden. Also ich krieg das schon hin, denn ich bin da tolerant ;). Umgekehrt scheint das bei weitem nicht immer der Fall zu sein. Oft wird „tolerieren“ mit „überzeugt werden“ verwechselt, was jedoch totaler Quatsch ist, betrachtet man die eigentliche Bedeutung von „Toleranz“ (= „Ertragen“, „Dulden“, da müßten ein paar Leute mal in den Duden schauen ;-)).
Christen werden nicht selten dazu angehalten, ihre Meinungen für sich zu behalten, weil sie nicht so ins Bild der Öffentlichkeit passen. Wenn in der Grundschule meiner Tochter von Lehrerseite schon dazu angehalten wird, daß Schüler im Chor zu Weihnachten lieber nichts mehr mir Jesus singen sollen, weil es gegenüber der muslimischen Kinder nicht sein müsse, dann spricht es schon auch für sich, finde ich. Weihnachten ohne Jesus. Dann sollte man Weihnachten ganz abschaffen, wenn schon, denn schon, das wäre dann konsequent. Übrigens: Die muslimischen Kinder und Eltern störten sich nicht an Jesus, die sind da anscheinend toleranter als die Lehrer. Viele fanden die Lieder sogar ziemlich gut.
Wenn wir in einer pluralistischen, „bunten“ Gesellschaft leben, dann sind Christen dazu aufgerufen, ihre Meinung zu sagen. Wenn Christen das nicht mehr dürfen, ist unsere Gesellschaft nicht mehr pluralistisch, sondern wird zu einem Einheitsbrei. Dann müssen alle Schwule und Lesben toll finden, dann muß allen egal sein, daß sie überwacht werden, jeder muß Geiz geil finden und dabei sämtliche Probleme damit ignorieren, bis hin zur Flüchtlingskrise.
Flüchtlinge, die ja immerwieder von einschlägigen Parteien zu Sündenböcken gemacht werden. Aber keiner stellt sich die Frage, warum sie geflüchtet sind. Es wird ignoriert, daß Kindersklaven auf Kakaoplantagen unsere Schokolade ernten (platt gesagt, ich weiß), es wird ignoriert, daß Menschen in Koltan-Minen verrecken, nur, damit „wir“ alle 2 Jahre ein billiges, neues Handy bekommen. Das „lustige“ ist, daß die meisten sich aus Geiz sogar selbst verkaufen: Bewegungsprofile, Bilder, Kamerazugriffe, etc. pp. gehen an Whatsapp/Facebook, Google & Co – und das für Apps, die man eigentlich nicht braucht. Letztlich kann man es nicht greifen, was das ausmacht. Noch nicht.
Für mich ist klar, daß „wir“ die Flüchtlinge selbst erzeugen, indem „wir“ die 3. Welt aussaugen und gleichzeitig Waffen hinliefern. Und das tun wir aktiv, in dem wir zB diejenigen wählen, die dafür verantwortlich sind – und passiv, indem wir garnicht wählen. Das gilt auch für Überwachung & Co.
Für mich als Christ ist das spannend. Ich schaue dem Treiben zu, denke meinen Teil und schüttel mit dem Kopf. Politisch gesehen kann ich nichts ausrichten, das ist klar, gesellschaftlich kann ich jedoch Impulse geben. Aber selbst meine Impulse sind unbequem, so habe ich den Eindruck. Ich bin es gewohnt, anders zu sein, gegen den Strom zu schwimmen und ich frage mich an manchen Stellen schon auch, ob das nicht auch eine (unterbewußte?) Absicht ist, die dahintersteckt. Dann schaue ich mir die Alternativen zu meinem Verhalten an, schüttel mit dem Kopf und denke „Ne, paßt schon“ ;-). Das mag abgehoben klingen und das ist mir auch bewußt.
Und ja, es ist anstrengend, aber weitaus anstrengender war es, im Mainstream mitzuschwimmen, zu versuchen, so zu sein wie die anderen, um daran grandios zu scheitern. Ich bin seit 22 Jahren frei davon und dafür Jesus sehr dankbar. Und das geilste ist: Ich darf auch so sein – das gibt mir (hoffentlich) auch die nötige Demut. 😉