Es ist schon bemerkenswert, wieviel Doku, Fernsehfilme, etc derzeit so laufen, die Dokumentieren, wie schlimm und detailreich die STASI in der DDR gegen das eigene Volk ermittelte. Ja, es war schlimm, vorallem, weil die STASI nicht nur ermittelte, sondern zersetzte. Vielleicht war das das eigentlich schlimme. Die STASI gab sich vielerorts viel Mühe, unentdeckt abhören zu können. Da wurden Drähte gezogen, mords Aufwand betrieben, um das eigene Volk aushorchen zu können. Immerwieder stehen am Ende dieser Dokus und Filme die Happy-Ends, die beschreiben, wie gut es uns heute geht.
Ja, uns geht es gut, weil wir bzw. die Ostdeutschen nicht mehr systematisch zersetzt werden. Aber was ich nicht verstehe ist, warum die meisten so tun als wäre das Abhören an sich vorbei. Nur, weil in unseren Wänden keine Drähte mehr sind, nur, weil am anderen Ende der Drähte kein Tonbandgerät mehr ist, das alles aufzeichnet?
Das ist nun nicht mehr der Fall, jedenfalls für jeden, der ein handelsübliches Smartphone hat, vielleicht gilt das sogar für alle PCs, Tablets und Smartphones, vielleicht sogar für jedes 08/15-Handy: Jedes dieser Geräte hat ein Mikrofon und könnte somit durch Schwachstellen zu einer Wanze umfunktionert werden. Am anderen Ende ist ein Server, der das ganze schön praktisch komprimiert und irgendwo „eintütet“. Wenn das so ist, und davon gehe ich auch („Alles, was technisch machbar ist, wird auch gemacht“), gibt es für jeden Menschen auf diversen Servern eine Art Verzeichnis, in dem alles abgespeichert wird. Gruselig?
Für die meisten nicht. Sie merken es nicht und es ist ihnen egal. Mehr oder weniger resignieren sie und sagen „mir ist das egal, ich mache nichts illegales“ – oder so etwas in der Richtung. Ich frage mich an der Stelle dann immer, an welcher Garderobe sie ihre Würde abgegeben haben, für mich ist das flächendekcnde Abhören schlichtweg menschenfeindlich und vorallem nach dem Grundgesetz illegal. Aber wer interessiert sich schon für das Deutsche Grundgesetz, wenn es das eigene Volk nicht (mehr) tut?
Wer diese Gedanken weiterdenkt, merkt, daß Daten nicht nur einseitig übermittelt werden, theopraktisch könnte man auch Daten auf eben diese Geräte schieben, die illegal sind. Und damit sind wir wieder bei der STASI: Theoretisch könnte man einzelne „Aufmucker“ gesellschaftlich und politisch ausschalten, indem man ihnen zB Kinderpornos unterjubelt. Theoretisch ist das möglich. Praktisch gibt es keinerlei Transparenz – und sie wird aktiv verhindert. Wenn alles gemacht wird, was technisch möglich ist, dann…
… und dann frage ich mich einmal mehr: „Liebe Ostdeutsche, seid ihr dafür vor 25 Jahren auf die Straße gegangen?“ Noch juckt es „keinen“, noch wird nicht zersetzt (oder wir kriegen es einfach nicht mit?), aber technisch ist es möglich.
Ich muß das einfach loswerden, nicht, daß man mir hinterher sagt, ich hätte nicht gewarnt.
ich habe erst letzte Woche schmerzlich in einem sehr häßlichen Streit erfahren müssen, dass der Anteil derer die sich durch die aktuelle Überwachung zumindest bedroht fühlen, unter Ostdeutschen scheinbar deutlich größer ist als unter Westdeutschen….bin sehr froh, dass du da ein Gegenbeispiel bist. Es gibt Menschen die machen sich sogar lustig über dich, wenn man darin eine Gefahr sieht…..die haben absolut keine Ahnung und Vorstellungskraft, was alles möglich ist, wenn man erstmal durch welchen blöden Zufall auch immer auf irgendeiner Beobachtungsliste steht 🙁
Ich habe außerdem das Gefühl, daß ich nur allzuoft ein „Gegenbeispiel“ bin, ich meine, irgendwo hast du mich ja schon so kennengelernt *lach*. Wenn man jedoch weiß, daß man Recht hat, und dieses Gefühl und diese Sicherheit habe ich sehr selten, dann ist mir die Meinung der anderen gelinde gesagt Scheißegal, nötigenfalls sterbe ich dann eben auch für etwas, wovon ich überzeugt bin. Als Christ hatte ich immerhin schonmal ein Messer am Hals und ne Knarre am Kopf – wegen meines Glaubens 😉
Jenny: Die wollen vieles nicht wahrhaben und flüchten dabei ins Lustigmachen, anstatt sich dagegen zu wehren. Sich dagegen zu wehren würde ja auch bedeuten, viele ach-so-liebgewonnenen Bequemlichkeiten aufzugeben.