Die Tage habe ich mich öfters mit Ex-Jesus-Freaks unterhalten. Sowohl welche in Darmstadt als auch Leute, die bei den JF-Brückenau dabei waren, zum Teil dort zum Glauben kamen, sich taufen ließen. Die meisten haben heute nur noch wenig bis nichts mehr mit Jesus, mit Glauben, am Hut.
Mich macht es zum einen traurig, zum anderen hinterfrag(t)e ich mich. Das letzte Jahrzehnt war bei mir sehr geprägt von Jesus Freaks Aktivitäten. Ich hatte mich vielen Menschen zu tun, viele meinten sogar, daß ich etwas besonderes an mir habe – obwohl die, die das sagten, nicht gläubig waren. Dennoch scheint davon nicht mehr viel davon übriggeblieben zu sein.
Als ich mich 1995 taufen ließ, war mir klar, daß ich bei Jesus bleiben will, ohne, daß ich das zwingend mit einer Gemeinde(„mitgliedschaft“) gekoppelt hätte. Ich ging meinen Weg mit Jesus und ging erst 1 1/2 Jahre später fest zu einer Gemeinde. Ich ging davon aus, daß jeder Mensch das irgendwie auch so praktizieren könnte. Anscheinend habe ich mich da geirrt und Gemeinde ist für den Glauben der meisten wichtiger als zB für meinen.
Die Menschen, die sich bei den Freaks taufen ließen, fühlten sich in den jeweiligen Gruppen sauwohl, und tatsächlich waren die Gruppen phasenweise „Kuschelclubs“ auf ihre Weise. Aber nichts ist für ewig, schon garnicht, wenn es um „Gemeinde“ oder „Gemeinschaft“ geht. Wie in jeder anderen Gruppe, ja, Beziehung, gibt es irgendwann Knatsch, den man einfach bewältigen muß – oder man flieht, wie auch immer das dann gelagert ist.
Schon fast krampfhaft machten wir uns als Leiterbei den JF-DA Gedanken, wie man die Atmosphäre in der Gruppe verbessern könnte, aber letztlich half wirklich nur Gebet. Es war schon irre, wie die „auf und ab“s in der Gruppe am Gebetsverhalten gekoppelt war. Oft genug beteten wir Leiter in Darmstadt aus purer Hilflosigkeit. In Bad Brückenau lief es solange gut, bis die regelmäßigen Gebete abbebbten und durch direkte Krisen „ausgetauscht“ wurden. Vielleicht liege ich da jetzt falsch, korrigiert mich da bitte. Jedenfalls rutschten wir in eine Krise, die zB den Umzug nach Weichersbach nachsichzog.
Viele Menschen fühlten sich bei uns wohl, aber übersahen anscheinend, daß es in erster Linie um Jesus geht, nicht um einen geistlichen Kuschelclub. Die Maßstäbe, die wir in den Punkt setzten, waren immens hoch und suchen anscheinend noch ihresgleichen – zumindest in den Köpfen. Und freilich kann kaum bis keine Gemeinde diesem Maßstab standhalten (was, denke ich, auch gut so ist).
Gemeinde ist kein Nest, in das man sich setzt und es sich gutgehen läßt, Gemeinde hat einen klaren Auftrag, der an jedem, der sich darin befindet, gerichtet ist. Jeder hat die Wahl, diesen Auftrag anzunehmen, oder sich um sich selbst (und sein Wohlbefinden) zu kreisen.
Man wird sensibel für das, womit man sich beschäftigt – Und desensibillisiert sich gegenüber dem, was man ignoriert.
„Viele Menschen fühlten sich bei uns wohl, aber übersahen anscheinend, daß es in erster Linie um Jesus geht, nicht um einen geistlichen Kuschelclub.“
Das merkt man eben genau dann, wenn so Veränderungen wie z.B. ein Umzug, Leute kommen und gehen, andere Aktivitäten, usw. anstehen!
Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen!
„Gemeinde ist kein Nest, in das man sich setzt und es sich gutgehen läßt, Gemeinde hat einen klaren Auftrag, der an jedem, der sich darin befindet, gerichtet ist. Jeder hat die Wahl, diesen Auftrag anzunehmen, oder sich um sich selbst (und sein Wohlbefinden) zu kreisen.“
Ich denke mal daß das auch sehr darauf ankommt, wie man das in der Praxis umsetzt!
Dabei könnte auch jeder so seine eigene Variante haben?!
Und genau das führt doch auch zu Problemen wenn man wirklich keinen gemeinsamen Konsens findet!
Es kann doch nicht sein, daß ich bedenkenlos nur die Vorgaben einer Leiterschaft zu erfüllen habe und sonst nix…..?!
….und dabei auch möglicherweise kontrolliert zu werden wie stark meine Glaubenstreue ist, oder sollte ich das wohl besser Linientreue nennen??
Im Grunde ist das die Kunst von Gemeinde(führung). Mein Stil war mehr „laissez-faire“, manche wollen eben mehr Struktur, damit diverse Grenzen klarer sind. Sowohl der eine als auch der andere Führungsstil hat Vor- und Nachteile. In beiden Fällen gilt jedoch, nicht zu sehr in eine Richtung zu tendieren, sonst gehts schief.
Gemeinde ist wichtig. Kohle glüht im Feuer mehr als wenn man sie rausnimmt. Gibt da nur wenige Ausnahmen, aber das abkühlen ist glaub natürlich.
@michi bzgl spreu vom weizen….
Veränderungen und kriesen können trennen oder zusammenschweißen, und manchmal trennen sie weizen von weizen und lassen spreu auf beiden seiten. Das liegt dann am Verlauf und der Art der Kriese. die Berliner Mauer hat auch nicht gefragt wer Spreu und wer Weizen ist.
@Standarts….
Bibel und Jesus als standart ist hoch. Ja.
Vieleicht… war das nicht klar, schon das das der Standart ist aber nicht was das bedeuted.
Ansosten hätte bei uns glaub niemand versucht den durch einen lächerlich niedrigeren aber ebenso für viele unerfüllbaren 30 seiten standart zu ersetzen.
Kuschelclub war nicht was böses… es hat vielen Halt gegeben und das ist auch was wert gewesen. es gibt 3 Aufgabensrichtungen, zu Gott, zu einander, zu anderen. Wenn ein Punkt stimmt zerbricht das Ganze nicht an diesem Punkt sonderm an dem Punkt der nicht stimmt und das war schon vor dem Zerbruch bei uns die „zu Gott“-richtung. Lobpreis ist mehr als nur Musik, er ist eine Lebensart.