Ich finde es schon tragikkomisch, welche Gerüchte über die Piratenpartei erzählt werden. zB:
„Die Piratenpartei ist für Kinderpornographie, weil sie gegen das Zugangserschwerungsgesetz ist.“
Ein Auszug aus dem Wahlprogramm dazu:
„Die derzeitigen Bestrebungen einiger politischer Kräfte, eine Inhaltsfilterung im Internet zu etablieren, lehnen wir kategorisch ab. Staatliche Kontrolle des Informationsflusses, also Zensur, ist ein Instrument von totalitären Regimen und hat in einer Demokratie nichts verloren. Der Kampf gegen rechtswidrige Angebote im Internet muss jederzeit mit rechtsstaatlichen Mitteln geführt werden. Allein die Etablierung einer Zensurinfrastruktur ist bereits inakzeptabel. Die Beurteilung der Rechtswidrigkeit muss gemäß der in Deutschland geltenden Gewaltenteilung und Zuständigkeit getroffen werden.“
Das nächste Gerücht: „Die Piraten sind für illegale Downloads, zB von Filmen und Musik“
Auf den Punkt bringt es da nicht so sehr das Wahlprogramm wie ein Vorschlag zu einem Hörfunk-Werbespot:
„Gutenbergs Druckmaschine, Funk- und Fernsehen waren konsequente Schritte in Richtung Wissens- und Informationsgesellschaft. Das Internet ist ein weiterer. Wir, die Piratenpartei, kaempfen nicht für illegale Downloads, wir stehen für eine Modernisierung des Urheberrechts, für freie Medien, die jeder in der Gesellschaft nutzen und weiterentwickeln kann. Gegen die Kriminalisierung des Internets.“
Kann dir da voll zustimmen. Anfangs hab ich mich gewundert, was will diese Partei eigentlich? Braucht man sowas ersthaft? Sind das nicht alles blasse Kellerkinder die nie das Tageslicht sehen?
Und nach 1-2 Besuchen auf deren Stammtisch in Frankfurt war mir klar: Hier passiert etwas das viel wichtiger, ernsthafter und notwendiger ist als das „Alles wird gut, solange wir euch nur genug überwachen können“ Gerede der aktuellen Regierung.
Gerade als Christ muss und soll ich kritisch hinterfragen, und meine Schlüsse daraus ziehen.
Freiheit für andersdenkende ist auch meine Freiheit, mein Glauben und meine Zukunft, in der ich frei mit meinen Mitmenschen reden will, ohne Angst zu haben das „falsche“ zu sagen.
Willi
“Die Piratenpartei ist für Kinderpornographie, weil sie gegen das Zugangserschwerungsgesetz ist.”
Hahaha: Das ist doch die typische Propaganda-Logik der Gegner?!!
Die Piratenpartei hat überhaupt kein gesellschaftliches Fundament. Daher kann sie nicht erfolgreich sein.
Wenn das Grundgesetz kein gesellschaftliches Fundament mehr ist, gebe ich dir Recht. Dann scheiß ich aber auch auf die Gesellschaft.
HoS: Dann hättest du eigentlich schon immer auf die Gesellschaft scheißen müssen. Wer weiß denn schon, was im Grundgesetz drinsteht? Wieviele Mitbürger mag es geben, die den „Geist“ den Grundgesetzes begriffen haben?
Bislang war die Gleichgültigkeit der Bevölkerung aber auch wurscht, weil die Werte des Grundgesetzes nicht zur Disposition standen. Das kam ja alles erst mit George Bush und dem „Kampf gegen den Terror“. Als Schily damit begann, das GG aufzuweichen und Schäuble dies fortführte, regte sich kaum Widerstand – man hätte die Menschen überhaupt erst mal darüber informieren müssen, dass es ein Grundgesetz gibt und dass es nicht nur als Zierde gedacht ist, sondern bindenden Charakter hat.
Die Piratenpartei hebt sich von anderen Splitterparteien ab, vor allen Dingen im Bereich der Kommunikation. Aber es ist und bleibt ein Club von Informatikern, so jedenfalls wird die Partei in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Der breiten Masse aber – mag sie Computertechnik heutzutage ganz selbstverständlich benutzen – sind Computerfreaks immer noch genauso suspekt wie zu Amiga-Zeiten. Vie verbundener fühlt man sich da mit Papa Wolfgang und Mamma Ursula, die gegen das Böse kämpfen und uns vor Gefahren aus dem Internet schützen. Das sind auch viel mehr „Leute wie wir“ (also mit genausowenig Ahnung von der Technik…). Bei Ursula kommt hinzu, dass sie als blitzblanksaubere blonde Supermamma (der perfekteste Magda-Goebbels-Verschnitt, der mir je untergekommen ist) ganz offensichtlich gewisse Sehnsüchte nach Wertemaßstäben befriedigt. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.
Sieh dir mal die Linkspartei an: Politiker aller anderen Parteien, Medien und Meinungsmacher tun alles, aber auch wirklich alles, um diese Partei an den Rand zu drücken, sie auszugrenzen und ihr Programm als albern, dumm und kindisch, als naiv und chancenlos hinzustellen. Linke müssen als ehemalige Mauerbauer herhalten, auch wenn sie ehemalige West-SPDler sind, als vaterlandslose Gesellen, als verantwortungslose Spinner. Und dennoch gibt es ein stabiles Links-Potenzial von ca. 10-15%. Das liegt daran, dass es ein linkes Fundament gibt, das sich quer durch verschiedene Teile der Gesellschaft zieht, also Menschen, die Begriffe wie „sozial“ oder „solidarisch“ mit ganz handfesten Vorstellungen verknüpfen. Menschen, denen diese Begriffe etwas bedeuten.
Aus dem sozialen Gedanken wurde eine Massenbewegung, und daraus erwuchsen entsprechende Parteien, beispielsweise die SPD und später die Linke. Bei der Piratenpartei fehlt diese Grundlage. Deshalb wirkt sie auch wie ein Club von Programmierern mit politischen Ambitionen.
Ich denke, daß die Piraten immer weniger als Nerds angesehen werden, auch wenn viele Vorsitzende aus dem Spektrum kommen. Aber in der Darmstädter Runde waren die Nerds sogar in der Minderheit, viele sagten offen, daß sie von Programmieren keine Ahnung haben. Aber die Programmierer werden gebraucht, um Software für eine bessere Kommunikation innerhalb der stark wachsenden Partei gewährleisten zu können. Immerhin sind es schon ca. 8000 Mitglieder (im Juni warens noch 1500 oderso).
Die Linke mischt das politische Umfeld ziemlich auf, keine Frage. Dennoch habe ich bei den Linken etwas Bauchschmerzen, weil ich sie doch als Nachfolgepartei der SED (PDS) ansehe. Vor 10 Jahren hatte zumindest die PDS für mich verfassungsrechtlich bedenkende Punkte in ihrem Programm stehen. Allerdings habe ich keine Ahnung, was aus diese Punkten geworden ist. Aber gut finde ich, daß sie ihre gezielt auf wunde Punkte setzt.
Wieviele Mitbürger mag es geben, die den “Geist” den Grundgesetzes begriffen haben?
Wieviele Christen mag es geben, die den „Geist“ der Bergpredigt begriffen haben?
highlund: nein, die linken haben auch kein Fundament. Die werden einfachnur von den Arbeitslosen und quasi-Arbeitslosen gewählt.
Ich bin echt drauf und dran in mich in den Reichstag zu stellen, 2 Wörter zu brüllen (die ich in keinster Weise ernst meine) aber die einen Weckruf in diese scheiß Politikerhirne einfließen lassen…..!
@holy: Die vielen Arbeitslosen bzw. prekär Beschäftigten sind ein ordentliches Fundament! Hinzu kommen noch diejenigen, die zwar mehr oder weniger gut verdienen, aber einfach nicht in einer Welt leben wollen, wo ein Zumwinkel mit etlichen Millionen abgefunden und einer Kassiererin wegen eines Pfandbons von 1 Euro nochwas gekündigt wird.
Bei den Piraten fehlt dieses Fundament ganz eindeutig. Es gibt nur wenige Mitbürger, denen der Kontroll- und Überwachungsstaat auf die Nüsse geht. Ganz im Gegenteil: Offensichtlich steigen die Einschaltquoten von Sendungen wie „Achtung, Kontrolle!“, denn davon gibt es immer mehr im TV.
Hier noch ein Artikel zum Thema Christen und Piraten: http://www.erf.de/2270-542-3055-Artikel.html
Kann die Aussagen voll bestätigen, und ich vermute es geht noch anderen so.
Willi