Der Besenstiel im Arsch

Irgendwie brachte mich Martin Dreyer durch einen Post auf die Idee, bzw. eine Theorie, die ich mir so ausdachte.

Ich glaube, daß jedem Menschen eine Art Besenstiel im Lauf seines Lebens in den Hintern geschoben bekommt, oder, nein, den schiebt er sich selbst rein. Steckt er mal drinnen, bietet er Stabilität, aber bringt eben auch Unfreiheit, weil man weniger flexibel ist.

Diesen Besenstiel könnte man mit „Religiösität“ umschreiben. Damit meine ich zB, daß man Dinge ans Leben ungeprüft annimmt, sich damit sozusagen „belastet“. Oder, daß man halt gewisse Dinge nicht hinterfragt, die man beigebracht bekommt (dazu zähle ich auch bei manchen das „Metaldasein“ :)). Oder die Glorifizierung  von Beziehung/Partnerschaft, worin doch viele ihr „Seelenheil“ zu suchen scheinen, aber  in der sie sie nicht finden und dann doch nur die negativen Dinge einer Beziehung (zB ddaß man Freiheiten aufgeben muß) sehen und diese beenden.

Kurzum: Dinge, die wir uns irgendwie reinziehn, weil sie uns eine gewisse Stabilität bieten. Es ist ja auch ziemlich verlockend und einfach. Du hast irgendwo Regeln und gut ist. Aber letztlich ist das nicht autentisch, unecht, seltsam, hinderlich. So ergings mir jedenfalls als „Metaler“, in früheren Beziehungen und (in meinen Anfängen vermehrt) als Christ.

„Was ist denn nun eigentlich echt?“, fragte und frage ich immerwieder neu. Wenn wir von Gott geprüft werden, dann müssen wir uns die Frage irgendwo immer stellen. Und dabei fällt ne Menge Scheiß ab, den wir so im Lauf unseres Stolzes angesammelt haben. Man muß eben viel überdenken. Und das ist unbequem, verdammt unbequem und es tut manchmal auch weh, richtig weh. Vorallem, wenn man Dinge bzw. Theorien loslassen muß, die einem achsoschön in den Kram gepaßt haben.

Aber dadurch gewinnt man Autentität. Man wird „echter“ und an der Stelle, an dem der Besenstil weggezogen wurde, gibts ne reelle Chance, daß man ein eigenes Rückgrat entwickelt. Und darauf kann man auch bauen. Ich wünsche mir, daß mehr und mehr Christen sich da auf ihre Echtheit prüfen lassen, anstatt hohle „christliche“ Parolen ohne zu hinterfragen in die Welt zu schreien.

Das ist ein Grund, wieso ich den JF-Punkt „schrill und laut“ nicht so mag, eben, weil ich denke, daß das oft „mißbraucht“ wird. Ich hab nix dagegen, wenn es echt ist, aber total, wenn es gekünstelt ist.

7 Gedanken zu „Der Besenstiel im Arsch“

  1. Hosnoopy:
    Du sprichst mir da SEHR aus der Seele!!!!

    Ich habe nicht vor meine Individualität zu opfern!

    Doch genau das wollen viele in dem sie sich so einen „Besenstiel“ besorgen!

    Den Verstand oder das Hirn an der Rezeption abgeben!
    So beguruen lassen!! (Ja Guru Guru Guru…puttputtputt!)

    Ich hasse das!

    „Jesus oder Dein eigenes Ding, Du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen“ heißt es da dann gleich!

    Ehrlich ich kanns nicht begreifen, bis heute versuche ich dahinter zu kommen was Christ-sein wirklich bedeutet?!

    Jedenfalls das altdahergekommene abgelatschte und abgedroschene Zeug habe ich gründlich satt!!

    Wenn das wirklich alles sein soll?!

  2. micky: Ich denke, ich habe mittlerweile so viel Abstand dazu, daß ich nur mit einem Kopfschütteln nebendranstehe. Ich habe den Eindruck, daß viele, vielleicht die meisten Freikirchen viel zu sehr von sich selbst überzeugt sind, als daß da Kritik überhaupt noch rankommen kann.
    Das ist aber nicht mein Problem, weil ich dafür nicht verantwortlich bin.
    Ich wollte eigtl. auch garnicht soo sehr auf die Freikirchen raus, sondern eher auf Ersatzreligionen.
    Ein Gutes hat es, daß die heutige junge generation kaum noch kirchlich großwerden: Sie sind nicht kirchlich-religiös versaut, bzw. kaum. Aber zu welchem Preis? Totale Labilität auf so ziemlich allen Gebieten, was dazu zu führen scheint, daß sie sich gleich mehere Besenstile („viel hält viel“?) hinten reinschieben.
    Naja, so mein vager Eindruck der Lage.

  3. *lach*

    Von einem Besenstiel im Allerwertesten den Bogen zu einem echten Rückgrad zu schlagen, kann wohl auch nur Dir einfallen 😀
    Der Vergleich war aber nachdenkenswert, merci!

  4. Auch der_groschi hat wohl so seine wunden Punkte?!

    @hosnoopy:

    Da geb ich dir recht! Doch gerade wegen der Labilität ist die jüngere Generation für uns nicht so der Maßstab, schon allein deshalb weil’s zwangsläufig an der Erfahrung fehlt!!
    Geht eben wohl nicht anders!

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