Gott vermißtrauen

In meinem Umfeld sind nicht wenige, die von Gemeinden/Leitern massiv verletzt und auch verbogen wurden. Ein hartnäckiges Gerücht ist, daß Gott bestraft, wofür auch immer. In katholischen Kreisen fängt das damit an, daß man an (Kar)Freitag ein Wiener Würstchen ißt, in konservativen Freikirchen darf man keinen Alk trinken oder nicht rauchen,… die Palette ergießt sich ewig lang, denke ich.

Ich habe den ganzen Verbotsscheiß mit meiner Bekehrung begraben (können). Für mich stand das im Weg zu Gott, denn ich merkte schnell, daß ich mir bei Gott nix verdienen kann.

So, wie ich die Bibel verstehe, ist es vielmehr so, daß wir in einer Welt leben, in der uns die Dinge um die Ohren fliegen, in der es eben nicht selbstverständlich ist, daß alles glatt läuft. Und Gott kann uns schützen, aber nur dann, wenn man es ihm erlaubt, bzw. wenn er darum gebeten wird. Schließlich hat er dem Menschen die Erde „verpachtet“ und hält sich da seitdem grundsätzlich raus, weil er es muß.

Also einfach Gott glauben und vertrauen und dann geht alles glatt? Ihm kein bischen mißtrauen? Das ist sauschwer, und schaut man sich Hiobs Geschichte an, dann ist ja das eingetreten, was er befürchtet hat. Also trat das ein, worin er Gott mißtraut hat?

Nein, das ist nicht meine Meinung, aber irgendwo Denkanstöße, Gedanken, die ich dazu habe. Aber eines weiß ich: Ich vermisse Gott, wenn ich mich länger nicht mit ihm beschäftige. Man wird sensibel für das, womit man sich beschäftigt und densensibiliert sich für das, womit man sich nicht beschäftigt.

Vielleicht ist da ein Anfang zu suchen? Ich glaube nicht, daß Gott bestraft. Es ist wohl so, daß er vieles nicht verhindern kann, weil er sich selbst seinem Wort unterordnet. Die Welt ist ungerecht, weil gefallen, folglich passieren meistens auch ungerechte Dinge, vorallem dort, wo Gott fern ist. Dennoch kann ich nicht leugnen, daß Christen nicht vor Unheil gefeit sind, daß auch bei denen, die Gott nahe sind, schreckliche Dinge passieren. Warum? Weshalb? Ich weiß es nicht, aber ich bin mir aus irgendeinem Grund sicher, daß Gott nicht straft.

14 Gedanken zu „Gott vermißtrauen“

  1. Yoa, sauwahr.

    Aber: genauso zerstörerisch und gerade in Freakgruppen oft ein Problem ist dass Sünde einfach nicht ernst gemommen wird.
    „Das bisschen Kiffen/Rumficken (oder die Pornos und raubkopierte Software auf meiner Festplatte etc.) wat soll’s? Jesus ist dafür gestorben und wenn ihm das nicht passt, wird er’s mir schon sagen…“ Ich behaupte einfach mal, dass Gott es den Leuten schon gesagt hat und dass sie genau wissen was Sache ist.

    Nein, Gott bestraft mich nicht. Manchmal diszipliniert/erzieht er mich. Aus dem gleichen Grund, aus dem auch gute Eltern versuchen, ihre Kinder vor dem gröbsten Bockmist zu bewahren.

    Wenn ich dann nicht Busse tue, fasst die Sünde in meinem Leben fuss. Sünde führt dazu, dass ich mich von Gott entfremde. Und: Offen praktizierte und tolerierte Sünden in der Gemeinde öffnen dem Teufel Türen und geben ihm Angriffsfläche. Ich glaub das war auch ein nicht zu unterschätzender Faktor bei dem Zusammenbruch einer uns beiden bekannten Freakgruppe, auch wenn ich das nur mutmassen kann, hab da halt nicht mehr viel von mitgekriegt, bevor alles bröckelte.

    Ich hab einfach keinen Bock mehr, das Thema locker zu nehmen. Der Geistliche Kampf tobt, Satan hat was gegen uns und wir sind doch keine Weicheier!
    Tatsache ist: Sünde ist NICHT, harmlos, sondern breitet sich in meinem Leben und der Gemeinde aus wie ein Krebsgeschwür und erstickt alles.

    Naja, komplexes und schwieriges Thema, sollte man vorsichtig mit umgehen, aber wenn man’s ignoriert geht’s irgendwann schief.

    Yoa, Segen dir.

  2. Groschi: Ich denke nicht, daß die Art Sünde, die du da beschreibst so maßgeblich am Zusammenbruch der JF-DA beteiligt war. Ich hab, denke ich, oft genug meine Meinung dazu gesagt und irgendwann is auch mal gut.
    Ich würde sagen, daß Sünde vom Segen/Schutz Gottes abschirmt, vorallem dann, wenn man selbst keine Buße tut, und irgendwo ist Gott dabei auch gnädig, vorallem dann, wenn andere Leute beten (wenns man selbst nicht schon tut). Dennoch ist Jesu Blut stärker als jede Sünde, und damit siegt die Gnade.
    Erkennt man das, was Jesus für einen getan hat und erkennt man seine Liebe (darin), DANN sündigst du automatisch weniger (siehe dazu Claudis Spruch *G*).
    Wenn man allerdings „keinen Bock“ drauf hat, sich lieben zu lassen und sich lieber in der (Sünden)Verdammnis suhlt (weils mans ja kennt und diese Kenntnis einem eine gewisse Sicherheit bietet?), verbaut man sich den Weg zur Liebe, zur Erkenntnis, zur Vergebung irgendwo auch.
    Man ist geliebt, auch wenn man es nicht spürt und das ist ein Fakt, den man sich zuerst mal verinnerlichen sollte. Danach kann man ans Sündenvertilgen denken.
    Sofx

  3. Yup, kann ich so unterschreiben.
    Mir ging’s auch nicht drum jetzt irgendwelche konkreten Sünden aufzuzählen oder zu benennen sondern eher um ’ne zu leichtfertige Haltung zu (beliebigen) Sünden und das öffentliche ausleben und propagieren eben dieser Haltung.

  4. „Aber eines weiß ich: Ich vermisse Gott, wenn ich mich länger nicht mit ihm beschäftige. Man wird sensibel für das, womit man sich beschäftigt und densensibiliert sich für das, womit man sich nicht beschäftigt.“

    Das kann ich voll unterstützen!

  5. @hosnoopy & groschi

    Es ist für mich als „Weit-Aussenstehender“ sehr interessant, Euere Statements zu lesen!
    Denn ich sehe daß jeder in seiner Art von Euch recht hat!
    Ja man könnte fast einen Vergleich ziehen zwischen den Auffassungen von Paulus und Jakobus in ihren Briefen!
    Mag sein daß jemand den Vergleich zu diesen Personen als zu gewagt ansieht, doch ich sehe kein besseres Beispiel!
    Daß JF-DA zusammengebrochen ist, ist dann umso bedauerlicher!
    Leider habe ich in ferner Vergangenheit ähnliche Erfahrungen gemacht!
    Ich meine man sollte bei einigen Dingen etwas Druck herausnehmen, was nicht bedeutet es unter den Teppich zu kehren!

    Wir sind alle „nur“ Menschen! Auch wenn wir um die Gabe der Vollkommenheit bitten sollen wie Jesus das aufgetragen hat!

    Schaut Euch nur mal z.B. die obersten Politiker in Israel an! Auch sie werden wie viele von Skandalen geschüttelt wie in anderen Ländern auch! Und das obwohl viele sagen daß das Volk Israel das auserwählte Volk sei!

    Trotzdem wissen wir daß alle Menschen bei Gott willkommen sind ohne Ausnahme!
    Ich erlebe immer noch in einigen Situationen wie Leute ihren Glauben als Waffe gegen andere benutzen und Macht ausüben!
    Sie sagen zwar ja zu Gott, doch tun sie nicht was er ihnen quasi „ans Herz legt“!
    Also haben wir in manchen vielleicht so gar in vielen Dingen eine analoge Situation wie zur Zeit des Wirkens Jesu!
    Das Pharisäertum ist vielleicht lebendiger denn je!

    Habt Ihr eigentlich eine Vorstellung wie’s weitergehen soll?!

    Grüße und alles Gute Euch beiden!!

    Micky

  6. Im Film „Name der Rose“ sagt der mehroderweniger Initiator der Verbrechen dort in der Abtei am Schluß:

    „Lachen tötet die Furcht! Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben! Wer keine Angst vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr!“

    Also ich finde einen derartigen Glaubensansatz
    als ARMSELIG!!

  7. Man kann im Glauben darauf schauen, wo man Fehler hat, aber man kann auch darauf schauen, wieviel Gutes man erlebt hat, wieviel Gutes darin steckt.
    Bin ich jemand, der sich ständig hinter mir sieht und in den Arsch tritt oder bin ich jemand, der auf Jesus zugeht. Mirko sagt immer so schön „Du mußt nur auf Jesus schauen und losgehen“.
    Sehr war, denn wenn du nur läufst, kannst du dich schnell verennen, schaust du nur auf Jesus, geht nix vorwärts.
    Vermutlich liegt darin das aktuellere Problem der JF-DA 😉 ?
    Ich hasse Stillstand, deswegen bin ich eher der Typ, der umherirrt, als jemand, der im Loch sitzen bleibt und jammert, weil nix vorwärts geht. Damit will ich nicht sagen, daß meine Methode da „besser“ ist, sondern, daß ich das herumirren eher in Kauf nehme als das im-Loch-sitzen.

  8. „Vermutlich liegt darin das aktuellere Problem der JF-DA 😉 ?“

    Hm… eher nicht…
    Ich glaub, wir sind nicht bereit, den Blick von unseren Persönlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten weg- und auf Jesus zu lenken und genausowenig einfach aufzustehen und irgendwas (an unser Einstellung oder Situation) zu tun / zu verändern.
    Vielleicht muss ich dir insofern Recht geben, dass wir die ganze Zeit darauf warten dass Gott irgendetwas mit uns tut aber nicht bereit sind, den ersten Schritt (auf Jesus zu, wie du schon sagtest) zu tun und die Konsequenzen dafür zu tragen oder irgendein Opfer dafür zu bringen.
    Angst vor Veränderung? Yoa, ich denk schon. Dann lieber auf Nummer sicher gehen und langsam in der Mittelmässigkeit und Bedeutungslosigkeit versinken.
    Ohne inneres Wachstum (in der Beziehung mit Jesus) passiert halt auch äusserlich nicht viel.

    Naja, ich muss erst mal den Kopf frei kriegen von dem ganzen Krempel, werd die nächsten Wochen mal was per Anhalter unterwegs sein und ’n paar einsame Freakgruppen besuchen (vor allem die im Norden) 🙂
    Hab ich mir ja ’ne geniale Jahreszeit für ausgesucht…

  9. …übrigens glaub ich schon dass sich dieses Jahr nochmal alles wendet.
    Der Zusammenbruch war eigentlich unaufhaltsam und nur eine Konzequenz früherer Ereignisse (also „früher“ aus meiner Sicht halt), auch wenn ich nicht gedacht hätte dass es so heftig wird.
    Jetzt sind wir quasi zurück auf Start und mit Gottes Hilfe ist alles drinne 🙂

  10. hm.. die Diskussion ist, wenn es um JFDA geht irgendwie immer gleich 🙂 -> nur mal ne Feststellung. Aber ist egal. Ich finds sau gut., das ihr so Sachen einfach mal auf den Punkt bringt. Und Groschi, auch das du es echt sau ernst meinst. (Bezug: dein erster deiner comments) Ich hab heut in der „stillen Zeit“ – es war mehr fast Food :/ – die Geschichte von Abram und Sarai (1. Mo 12, 10 – 20) gelesen… Eine Halbwahrheit die volle Konsequenz hat…
    Hm… egal ob JFDA, maze oder sonst wer… Entscheidungen haben immer volle Konsequenz. Und Sünde ist oft schwerer, als sie aussieht. Gnade ist, das man erkennt. Und wer erkennt und gleichzeiig die Chance nutzt umzukehren erfährt auch Vergebung.

  11. @HoSnoopy
    „Damit will ich nicht sagen, daß meine Methode da “besser” ist, sondern, daß ich das herumirren eher in Kauf nehme als das im-Loch-sitzen.“

    Da bin ich ählich gestrickt!!

    Würde Euch gerne mal in Darmstadt besuchen!
    Wer weiß, viellicht ziehe ich nächstes Jahr in diese Region?!

  12. „“Das bisschen Kiffen/Rumficken (oder die Pornos und raubkopierte Software auf meiner Festplatte etc.) wat soll’s? Jesus ist dafür gestorben und wenn ihm das nicht passt, wird er’s mir schon sagen…”

    Du meine Güte was wäre das für ein Leben, kein Wunder daß da nicht viel dabei herauskommen kann!

    Nur sich dafür kasteien oder geißeln bringt’s ja auch nicht, da gebe ich Euch recht!

  13. Ich denke Gott hält sich in manchen Dingen heraus, weil er es will und muß!
    DENN: Sonst wären es nicht mehr UNSERE FREIEN Entscheidungen sondern irgendwie „Abgepreßt“ also auch UNEHRLICH!
    Er will dass wir „mündige Himmelsbürger“ werden!!

    Doch wie schnell springen da selbsternannte Leiter in diese vermeindliche „Lücke“ und meinen sie täten da etwas Gutes, wenn dann doch nur in ihrem Sinne!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert