Wir fuhren noch am Donnerstag, den los. Erste Station: 130km, Wuerzburg. Wir treffen uns mit ein paar Freunden von Theresa und wurden spontan und ueberraschend noch auf eine Party von Bekannten von mir eingeladen und uebernachteten in der ehem. WG von uns. Freitag. Wir fahren weiter. 170km. Wir pausieren beim schweinfurter Baggersee. Spaeter ueberraschten wir Markus ( „Danzig“), den ich bis dato nur ausm Chat kannte (bei ca. km 200). Wir fahren nachdem wir unsren Bus mit Lebensmitteln vollstopften nach Ebern weiter, wo wir ca. bei km 230 und Gewitter einen Sit-in mit Freunden und Bekannten von mmir hatten. Markus war auch dabei und fuehlte sich wie auf nem anderen Stern. Es schien ihm schleierhaft, wie man auch im (halbwegs) nuechternen Zustand singen kann…
Wir uebernachteten an Ort und stelle und fuhren am Samstag gegen 11Uhr (Ortszeit :-)) weiter gen‘ Osten. Bei km 400 pausierten wir zwecks Vervollstaendigung der Lebensmittel (Rondo!). Theresa uebernahm fuer die naechsten 250km das Steuer. Bei km 650 lasen wir am Rasthof Oberlausitz 2 Maedels auf. 2 Polinnen. Zum Glueck aus Breslau, wovon eine zu Fuss, bzw. ohne uns ueber die Grenze muesste, da der Bus ja nur 3 Sitzplaetze hat und wir keinen Grenzzwioschenfall provozieren wollten (haha!).
Bei km 700 passierten wir die Grenze und erlebten erbitterten Widerstand der polnischen Strasse (Be-tong…be-tong…betong…be-be-be-be-tonggg..be-krawong!), was uns eine Radkappe kostete. Unser Vormarsch wurder voruebergehend durch einen Verkahrsstau gestoppt, aber es ging dann nach ca. 45min weiter. Endlich! Bei km 850 erreichten wir Breslau (Wroclaw, ausgesprochen „Wrotzwhaw“, probierts mal, garnicht so einfach!). Die 2 Polinnen lotsten uns zum Campingplatz, wovon wir per Strassenbahn die Stadt beschauten. Also, wir sind schon ausgestiegen, keine Angst :)). Haetten wir die 2 Polinnen nicht aufgelesen, wuerden wir wahrscheinlich immernoch nach dem Campingplatz suchen. Breslau war schoen, das Wetter sowieso. Die Strassenbahnen klingen wie in Leipzig 🙂
Km 1670 / Warschau.
Nachdem wir ueberraschend schnell in Warschau angekommen sind, durchsuchten wir die Stadt nach einem Campingplatz. Wir haben ja einen einigermassen tollen und aktuellen Reisefuehrer, der die billigen Campingplaetze in Warschau lobt, nur sind die Dinger nicht ausgeschildert, bzw. zum Teil schon (wieder) dichtgemacht. haha! Naja, nach 2 Stunden Irrfahrt durch den Freitagnachmittagverkehr, einem Anruf bei der Touri-Info und einem „Spaziergang“ zu diesem Platz haben wir ihn gefunden – und, haha! – da sind natuerlich auch 2 nebeneinander… unserer war in einem ehem. Schwimmbad, die Klos sind Container, aber es ging schon. Am Abend sind wir dann nochmal schnell mit der Bahn in die Stadt gefahren und haben in einem Innenhof mit Livemusik was getrunken. Am nächsten Tag sind wir wieder in die Stadt gefahren, haben uns so alles geruempel da angeschaut, was es so gibt. Aber man fuehlt sich als Deutscher hier schon komisch. Denn es war am nächsten Tag genau 60 Jahre her als hier in Warschau von polnischen Partisanen ein Aufstand angezettelt wurde, der von den Deutschen nach 36 (?) Tagen niedergeschlagen wurde. Anschliesend wurde die Stadt zur Warnung an das restl. Europa komplett niedergemacht und verwuestet. Die Stadt wimmelte von uniformierten jungen Menschen (Pfadfinder?) und einige spielen den Aufstand nach und verteilen Flugblaetter undso.
Naja, wir verließen tagsdrauf die Zivilisation und fuhren gen‘ Nordosten, an die Masurenseen. Der Bus erfreute sich bester Gesundheit *g* und wir wurden ab und zu an Bergauf-Stellen mit Warnblinker ueberholt (ich glaube so sagt man in Polen, dass mein Auto sehr gut russt :->). Bei der Ankunft in Warschau hat uns einer hupend ueberholt und nen Daumen nach oben gestreckt ausm fenster dabei. Da wir da nicht russten (es ging ja bergab), nehm ich an, er fand den Anstrich toll 🙂
Km 2000 / Suwalki.
Inzwischen sind wir 2000km gefahren und befinden uns kurz vor Litauen. Bei km 1970 waren wir auf einem total abgefahrenen Campingplatz: Eine Streuobstwiese (gemaeht) mit Zelten drauf und Wohnmobile. Das Klo war ein Plumpsklo, aber der Platz war saubillig (20Zloty/ knapp 5 Euro fuer uns samt Bus undso pro Nacht) und lag direkt am See. Wir sind etwas Kanu gefahren und haben den Sonnenuntergang am See genossen. Abends, nachm Essen dann, wurde es kuehl und wir setzten uns zu ein paar jungen Polen ans Lagerfeuer und wir redeten die halbe Nacht lang, teils auf Englisch, teils auf Deutsch. Die Gruppe junger Leute sind aus Lodsch und machen ne Kanutour durch den Nationalpark da (See an See mit Fluss und Kanaelen verbunden). Sie tranken „Tee“, der alledings recht hochprozentig war. Und wir sangen Lieder, also 3 Leute Klampften: Michael (auch „Bushman“ genennt, weil er seine Kindheit im Wald verbracht hat, oderso..), ein Maedel, dessen Namen ich nicht weiss und ich. Naja und ich hab halt ein paar Freakslieder gesungen. Als es spaeter wurde, kam Michael auf mich zu und erzaehlte von einer „white lady“, die in dem Kloster, das ca. 300m weit weg war, spuken soll, die aber toll ist, man soll sich nur von ihrem Ehemann in Acht nehmen. Naja, ich hab ihm meine Meinung dazu gesagt. Dann erzaehlte er, dass er ne Zeit lang satanistisch unterwegs war, und ab und zu einen „Wolfman“ gesehen hat. Ich hab ihm erklaert, dass er, wenn er an Jesus glaubt und seine Vergebung angenommen hat, die Macht hat, den Wolfman zu verscheuchen 🙂 und hab ihm ein paar entsprechenden Schwanks aus meinem Leben erzaehlt. Ich fands interessant, dass es auch in Polen White Ladys gibt. Wir sind nach ein paar Bier, Schluck Wein und „Tees“ gegen 2 Uhr ins Bett gefallen und Theresa hatte nen Kater *grins*. Michael sah auch nicht sehr gut aus am nächsten Morgen. Die Gruppe wollte an dem Tag 25km aufm Wasser zuruecklegen.
Wir sind von Suwalki aus noch in durch die Gegend getingelt, haben uns tolle Landschaften und vorallem ein dt. Ueberbleibsel aus der Zeit vorm 1. Weltkrieg angeschaut: ne Bruecke, die zwar gebaut, aber nie benutzt wurde und nun vor sich hinverfaellt. Wir haben uns die russische Grenze angesehen (man sah aber nur ne Schranke im Wald) und suchten verzwelfelt nach nem Campingplatz, fanden aber +keinen in dieser echt verlassenen Gegend. Dann sind wir weitergefahren, an die masurischen Seen, wo wir bei Elk nen Campingplatz fanden. Naja, wir sind dann weitergefahren und dann bei km 2240 erstmal 2 Tage zwecks Faulenzen annem schoenen, gepflegten Campingplatz in Alt Jucha (Stare Juchy) geblieben. Wir sind an dem anliegenden See rumgeschwommen, haben uns n Kanu ausgeliehen, sind weng rumgepaddelt, undsoweiter.
Achja, wir haben uns Alt Juchy weng angeschaut und trafen auf einen dt. Grabhuegel, wo ne halbe Familie (namens Gruber) beerdigt war. Naja, es ist halt ehem. Ostpreussen. Dazu haben wir ein paar deutsche Fahrradurlaber getroffen. 2 Jungs peilen mitm Rad eine Ostsee-Umradelung an. Der eine is Vegetarier, der andre sogar noch Veganer. Die spinnen ;).
Wir sind von dort (*schnueff*) zur Wolfschanze getingelt, um das ehem. Fuehrerhauptquartier dort anzuschauen. Ihr wisst schon, 20. Juli 1944, Hitler-Attentat, Stauffenberg undso… Es war fuer mich schlimm, ploetzlich so viele „typisch Deutsche“ auf einen Haufen zu sehen. Grausam! Und dann konnte man danoch Postkarten kaufen, die man wahrscheinlich genau so haette vor 60 Jahren so kaufen koennen: 2 Wehrmachtssoldaten, die stolz in die Landschaft gucken und hintendrauf n Bunker, das ganze in schwarz-weiss. WAEH!!!
Wir haben das Gelaende fluchtartig verlassen und sind dann in die naechste Stadt was Essen gegangen. Von dort aus sind wir nach Malbork (km 2550) gefahren. Hier hatte der dt. Ritterorden seinen Hauptsitz und entsprechend gibts hier ne fette Backsteinburg ausm 13. Jahrhundert (oderso). Naja, egal, wo man hier hinkommt, man trifft auf dt. Bunker oder aehnliches Ueberbleibsel aus den verschiedensten Jahrhunderten.
Danzig, km 2750
An sich is nix spannendes mehr passiert, ausser, dass ich beim Bus eine leichte Spurverzerrung entdeckt habe (kein Wunder bei den Schlaglochpisten). Die Burg in Malbork war toll, ein riesen Teil und von Polen, wie ueberhaupt alles hier, liebevoll restauriert (ihr wisst schon, Hitlers „Befehl der verbrannten Erde“ undso). Die Burgfuehrung dauerte allerdings 3h und man musste sich einer Fuehrung anschliessen. Zum Glueck gabs eine in Deutsch :). Danach sind wir an die Ostsee gefahren, nach Piaski, kurz vor Russland. Wir sind da den Strand langgelaufen (*schoen*), aber der 26Zloty-Campingplatz zzgl. 5Zloty pro warme Dusche war … naja.. nicht so der Bringer. Aber immerhin… :))). Tagsdrauf sind wir ueber komische Umleitungsumweg nach Danzig (Gdansk) gekommen und haben uns auf den erstbesten Parkplatz (fuer 4,50 Zl/h) gestellt. Danzig is ne schöne Stadt, ich habe da den polnischen Präsidenten getroffen, naja, er lief ca. 2m an mir vorbei, keine Ahnung, was er in Danzig wollte. Irgendwie war da ein Fest im Gange. Wir kauften ein bissel Mitbringkrämpel ein und gingen zum Bus zurück.
Nach Danzig sind wir auf Hel gefahren. Naja, warum Hel mit nur einem l gechrieben wird, is mir nicht ganz klar. Wir sahen zu unserem Entsetzen, dass diese Halbinsel (gerade am Wochenende) total ueberfuellt ist, etwas, was uns in diesem Urlaub zum ersten Mal passier ist. Naja, der 3. Campingplatz (km 2790) hatte dann auch was fuer uns frei und der Mann, der vor mir in der Rezeption war, guckte auf unser Nummernschild und meint „Äy, ich bin aah aus Kissinge!“, wir dachten nur „oh no!!“. Und so sahen wir auf einem Campingplatz bei Danzig 3 Wohnwaegen mit einer Frankenfahne in der Mite gehisst. Skurril..
Am nächsten Tag haben wir den Platz fluchtartig velassen und sind an einen See nach Pommern gefahren (km 2910). Bei Ulychowo oderso. Wir sahen kaum ne Menschenseele, aber irgendwo im nirgendwo dann ein recht voller (aber kein Vergleich zu Hel!) Badesee, wo man das Balzverhalten pubertierender (polnischer, aber das is ja anscheinend international) Menschen gut (zu unserer Belustigung) beobachten konnte. Ein Rudel prollender Jungs auf
Mofas bzw. Motorraeder jagten auf einem Feldweg mit viel Staub aufwirbeld, umher, manche machten mit ihren Maschin(ch)en „Männchen“. Andere machten Kavallierstarts mit ihren Autos und/oder drehten ihre (Bummbumm-)Mucke auf Anschlag auf, damit auch alle was davon haben. Der See war aber recht sauber und warm :). Bei km 2920 sind wir dann an dem Fluesschen Slupka schlafen gegangen, irgendwo im nirgendwo.
Am nächsten Tag sind wir bis nach Szczecinek (km 3030) gefahrn, haben nochmal ein paar Zloty abgehoben und diese in Klamotten, Schuhe und Tabak sowie einem Mittagessen umgesetzt :). Bei km 3180 haben wir die letzten Zloty in Diesel umgestzt und sind 10km weiter ueber die Grenze. Tschuess Polen (*schnueff*).
Nachdem wir noch bei Katrin und Benni in Berlin, sowie auf einer Hochzeit in Dresden waren, Freunde in Leipzig und Krostitz besucht haben, sind wir ohne weitere Zwischenfällt bei km 4590 in Darmstadt wieder angekommen.