Kulturell oder doch geistlich?

Heute ist Reformationstag. Da ich katholisch aufgewachsen bin, hat mich der 31.10. eigentlich nie interessiert. Als Katholik geht man am 1.11., zu „Allerheiligen“, auf den Friedhof, um für den toten Opa, Oma, die Eltern oder sonstwen zu beten. Also, genauergesagt, einen Rosenkranz herunterzuleiern (Ich war sogar Ministrant, fand das Rosenkranzgedöhns schon immer suspekt bis blödsinnig und wenn ich als Ministrant mal vorbeten mußte, dann tat ich das provokativ schnell. Naja, fertigwerden wollte ich mit dem Unfug natürlich auch schnellstmöglich. Mit 17 Minuten für einen Rosenkranz halte ich vielleicht heute noch den Rekord in Langendorf *grinz*).
Als ich mich 1995 bekehrte, war für mich spätestens klar, daß ich am 1.11. sicherlich nicht auf den Friedhof gehen werde (mal ehrlich, was soll ich da?). Für mich war der kulturelle/geistliche Kampf also immer zwischen Rosenkranz oder nix.
1990 feierten wir jedoch erstmals Halloween Helloween, weil wir einfach einen Grund suchten, mal wieder eine Party zu schmeißen und wir damals alle emsige Helloween-Fans waren. Da auch die Deutsche Metalband den Kürbis als Maskottchen hat, stellten wir welche in unseren damaligen „Jugendräumen“ auf. Wir feierten Helloween, ohne süßes oder saures, sondern mit Bier und vorallem „Glühmost“, einem Punsch, auf dem ich nach Wunsch (und Aufpreis) nen Schuß Wodka obendraufkippte. Geistlich dachten wir garnicht daran, wir hatten Spaß, typisch für den Zeitgeist der 90er Jahre. Kulturell gesehen feierten wir etwas, was es bis dahin noch garnicht gab.
Sicher, geistlich gesehen ist der Schmarrn um Halloween (diesmal mit „a“) natürlich Schwachfug: Irgendwelche Geister mit Monstermasken aus- oder umtreiben ist für mich als Christ einfach nicht drin, also, ich möchte nicht mit Geistern rumexperimentieren. Daß die Kinder, die das heute tun, auch nicht daran denken und nur ihren Spaß haben wollen, ist halt so. Man muß aber nicht unbedingt dabei mitmachen. Genau vor dieser „Herausforderung“ stehen wir nun: In der Nachbarschaft wurde schon angekündigt, daß Kinder zum Süßigkeiteneinsammeln geschickt werden – wie damit umgehen?
Mein Nachbar ist in Kanada aufgewachsen, für ihn ist das gar kein Problem, für ihn gehört Halloween einfach dazu, auch für die US-Familie (mit 4 Kindern) in unserer Gemeinde ist das kein Problem: Die feiern sogar mit. Und mal ehrlich, in Deutschland feiern wir Fasching, was nun auch nicht wirklich besser ist, wogegen aber keiner etwas sagt.
Für mich ist es erstmal ein Kulturelles Problem, das nun zwischen Reformationstag und Halloween „ausgetragen“ wird. Reformationstag war für mich nie ein Thema, aber gehe ich tiefer, ist das natürlich Blödsinn: Ohne Martin Luther würde man in Deutschland vielleicht immernoch zu 100% (naja, ich übertreibe…) in ausschließlich kath. Gottesdiensten sitzen und die Kirche würde auf Latein abgehelten werden. Es gäbe vielleicht keine einzige Deutsche Übersetzung der Bibel und ich wäre daher – vermutlich – 1995 nicht zum Glauben gekommen. Wie gesagt, das ist vielleicht etwas übertrieben ;-).
In unserer Gemeinde gab es am Sonntag Schilder zu mitnehmen Auf denen steht:

„Halloween steht nicht in unserem Kalender. Einige finden das süß, andere werden deswegen sauer. Ihr könnt am Reformationstag gerne bei uns klingeln! Es gibt auch was Süßes! Und vielleicht wollt ihr auch wissen, was ‚Reformationstag‘ ist?“

Ein Gedanke zu „Kulturell oder doch geistlich?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert