Gestern habe ich mit Yolanda telefoniert. Sie war ca. 6 Jahre bei den Jesus Freaks, vielleicht zählt sich sie auch noch irgendwie dazu. Jedoch geht sie momentan in eine Freikirche in Zürich. Ich finds toll, daß Menschen ihren Weg mit Jesus gehen und daß diese Leute dann auch auf ihre Weise die „christliche Welt“ befruchten. In den Augen mancher schaut das „befruchten“ eher nach „beschmutzen“ aus, aber gut, das sind eben theologische Meinungsverschiedenheiten, die es einfach auszufechten gilt, oder man lernt, sich einander so zu akzeptieren und sich „auszuhalten“.
Das ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges Ding von Jesus Freaks: Unterschiedlichste Theologien beiseite lassen und an einem Strang zu ziehen, wenn es darum geht, Menschen für Jesus (und eben nicht für ihre Theologie!) zu gewinnen.
Ich denke, das hat aber auch zur Folge, daß kaum Gemeinden dabei entstehen können. Also Gemeinden, wie man im allgemeinen Gemeinde versteht. Eben mit einer Art „Satzung“, mit der sich dann alle einverstanden erklären. Je festgelegter und tifgreifender diese Satzung ist, desto klarer ist sie, desto mehr Zusammenhalt bekommt man, aber desto weniger machen dann mit. So meine Beobachtung 🙂
Ergo denke ich, daß es uneffektiv ist, solche Gemeinden zu gründen. Es geht ja nicht um Satzungen, es geht um Jesus. Es geht darum, daß Menschen die Liebe Gottes begreifen, um dann ihren Weg mit Jesus zu gehen. Ich denke, daß es eine maßgebliche Aufgabe der JF ist, Menschen zu Jesus zu führen und sie dann auch wieder „loszulassen“. Ich finde es nicht schlimm, wenn Leute nach einer Zeit die JF verlassen, um dann in eine strukturiertere Gemeinde zu gehen.
Folglich können die JF so nur „kleinere Brötchen“ backen. Das fängt beim Geld an, weil viele einfach keines haben, bzw. damit nicht umgehen können (behaupte ich mal). Folglich können JF-Gruppen nicht so agieren bzw. große Sprünge machen. Das wäre freilich besser, wenn es mehr Disziplin bei den JF gäbe, daß man zB seinen Zehnten zahlt, etc. pp. Aber ich denke heute, daß man, falls dies und das nicht funktioniert, man das voll auf die Gruppe zurückfallen lassen muß. Da bin ich heute konsequenter als noch vor 4 Jahren. Dasselbe gilt nicht nur fürs Geld, sondern auch fürs „Einbringen“. Bringt sich keiner ein, so passiert auch kaum was und die Gruppe fängt an, vor sich hinzudümpeln oder auseinanderzufallen oder bestenfalls sich zu verändern. Ich habe alle drei Dinge schon miterlebt :).
Dasselbe setzt sich „führungstechnisch“ auch „nach oben“ fort. Da ist, denke, ich, jeder gefragt, gerade jetzt nach/im Konzilprozeß. Ich krieg so hie und da mit, daß einiges, was JFI gemacht hatte, auf die Regionen (sprich erstmal Regioleiter) übertragen werden soll. Wenn dem so ist, müßte auch auch geschultert werden. Wenn das dort nicht geschultert werden kann (weil grad kein Regioleiter mehr da ist zB), sind in meinen Augen die (Leiter der) Gemeinden/Gruppen gefragt und damit letztlich jeder einzelne. Jesus Freaks sind eben keine (ruhige) Freikirche, in der man schön ruhig „konsumieren“ kann, du bist gefragt und hör auf dich hinter irgendwelchen Pseudoinkompetenzen („eeh, ich kann des doch net!“) zu verstecken. Oft sind wir an „der Front“, und dort ist es nunmal nicht immer lustig, sondern oft ernst. Auf dem Willowfreak (ich glaube) 2006 sagte mal einer, daß ein Missionar, versuchte, Jugendarbeit in Europa, speziell in Deutschland zu machen. Mission unter Jugendlichen. Das war ihm zu hart, so hart, daß er seine Aktivitäten lieber in ein islamisches Land verlegt hat, das war ihm dort nicht so stressig. Ich will damit sagen, daß es nicht selten hart ist, was Jesus Freaks tun, daß wir als JF Gebet unbedingt brauchen. Wenn du dich als JF zu „unfähig“ fühlst, irgendwas zu tun, dann bete und hey, dein Vater im Himmel hört das dann auch.
Ich denke immer weniger, daß man verhindern kann, daß Gruppen sterben, vielleicht sollte man klarmachen, daß es ok ist, wenn die eine oder andere Gruppe verschwindet? Ist das so schlimm? Die Frage ist doch: Was hat die Gruppe während ihrer Existenz bewirkt? Was wurde gesäht?
Als Theologe muss ich hier doch mal intervenieren, und zwar zur Begriffsklärung. Lieber Uli unter uns Freaks ist meiner Wahrnehmung hier und aufm Stock nach der momentane Sprachgebrauch so gewuchert, dass Theologen jetzt einen negativ Touch haben und sie deshalb besser mitsammt der „Theologie“ beiseite gelassen werden.
Ich möchte klarstellen, dass wenn Theologie (Lehre von Gott) beiseite gelassen wird, das christliche negiert wird. Unser Glaube ist im Herzen Theologie, Gottes Rede. (Wenn auch durch Menschen übermittelt)
Theologen, die Leute die das Evangelium weitergeben so wie du es ja super machst braucht es also auch. (Auch wenn du dich nicht so bezeichnest hast du die Funktion eines Theologen)
In deinem Post erläuterst du dann direkt konkret, was dich denn überhaupt stört. Und das ist nicht die „Theologie“ an sich, sondern unterschiedliche Meinungen und Modelle der „Ekklesiologie“ – sprich, die Lehre von der Gemeinde. Also wie Gemeinde gebaut, strukturiert, organisiert sein soll.
Auch diese Fragen darf man nicht vernachlässigen, sonst wirds beliebig, aber eben auch nicht zum Kern machen, was du ja anmahnst.
Von daher stimme ich mit ganzer Kraft ein und betone ebenso: Lasst uns über und von Gott reden, nicht dauernd über uns. Das eint nämlich.
Danke, Matthias, du kannst es noch präziser ausdrücken als ich 🙂 Jupp, genau so, wie du das gesagt hast, meine ich das.
Die JF-DA werden seit neuestem nicht mehr in der Darmstädter Allianz geführt! Also gibt’s die gar nicht mehr?!