Gestern telefonierte ich mit Susan und während ich mit ihr alle mögliche Neuigkeiten ausgetauscht habe, kam per ICQ die Neuigkeit, daß Mario gestorben ist. Mario wurde 44 Jahre alt und ich lernte ihn im September 2003 kennen. Er kam öfter mal zu den JF-DA, manchmal bedröhnt, manchmal klar im Kopf. Ich hatte nicht so viel mit ihm zu tun, aber ich besuchte ihn ein paar Mal „zu Hause“, bei seiner „Mutter“, also, der Frau, die ihn großgezogen hat.
Die letzten Wochen und Monate hörte ich von ein paar Leuten, daß es ihm nicht so gut geht, weil er obdachlos (d.h. aus dem Altenheim, in dem seine „Mutter“ wohnt, rausgeworfen) wurde. Da er massiv die Grenzen von einigen Leuten, die ihn bis dato geholfen habe, verletzt hat, grenzten sie sich von ihm ab.
Warum ich das hier schreibe? Zum einen fragte mich meine Frau, was ich darüber denke und fühle. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Ich fühle, wenn ich ehrlich bin, nichts. Vielleicht noch nichts. Und ich wüßte auch nicht, wieso ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben sollte. Es war nicht so, daß er mir am Arsch vorbei ging, ich habe ihn ja auch mal kreuzundquer durch den Odenwald zu einer Art Klinik chauffiert und ich habe das gerne gemacht. Ich habe nur in dem Moment zugemacht und mich abgegrenzt, als ich den Eindruck bekam, daß er (anscheinend) gar keine echte Hilfe wollte. Ich grenzte mich mit dem Bewußtsein ab, daß er in seinem Sumpf sterben könnte, ich ließ ihn also los.
Zum anderen rief mich gestern Paule an und wir redeten darüber. Paule war mit am meisten für ihn da. Ich denke, die, die versuchten, ihm zu helfen, sollten auch kein schlechtes Gewissen haben, daß er jetzt tot ist.
sofx
�h, man kann auch was anderes au�er einem schlechten Gewissen f�hlen, oder wie ist das gemeint?
Ich erinnere mich, das Mario der erste aus dem Darmst�dter Freaks-Umfeld war, den ich kennengelernt habe. Das war einer seiner helleren Momente. Ich wusste da noch nichts von seinem Alkoholproblem und hielt ihn einfach f�r ’nen netten schr�gen Vogel.
Mir ging’s da gerade ziemlich mies, ich war ausgebrannt und auf der suche nach ’ner neuen Gemeinde. Wir hatten uns dann unterhalten und er hat f�r mich Gebetet, dass ich aus dieser Situation rauskomme, anschluss an ’ne Gemeinde finde und so…
Also, dieser kaputte Typ war an dem Tag und im Nachhinein ein totaler Segen f�r mich, und ein Zeichen daf�r, das Gott wirklich jeden gebrauchen kann, sein Reich zu bauen. Es ist echt zum kotzen, dass ihm wohl niemand wirklich helfen konnte.
Irgendwann hat er mir mal sowas gesagt wie: „Immer wenn ich versuche Schluss zu machen, wach ich auf irgend einem verdammten Krankenhausn wieder auf. Am liebsten w�rd‘ ich einfach auf der Stelle tot umkippen, dann w�r der ganze sch*** endlich vorbei und ich w�r bei jesus.“
Das ist jetzt passiert.
Ich kam mit Mario auch meist nicht klar, aber er half mir auch manchmal und betete f�r mich.
Ich f�hle viel – nur kein schlechtes Gewissen.
Trauer um die, die durch seinen Tod leiden.
Harsch, weil wir ihm nicht helfen konnten.
Freude, dass er bei Gott eine Zuflucht hat und jetzt dort ist.
Hoffnung, dass wir anderen besser helfen k�nnen.
Mut, dass wir wietergehen und daran wachsen.
woher willst du denn wissen , das er jetz bei jesus is ??? ich mein …wie kann man den an gott glauben und total alkoholabh�ngig sein . das ist doch irgendwie in sich wiederspr�chlich ….
1. Samuel 16,7: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“
Alien, ich denke, er spricht das letzte Wort und er wei�, wer Mario wirklich ist. Und er kennt das Herz und wei�, zu wem er sich bekannt hat, f�r wen er sich entschieden hat. Darauf kommt’s an:wie’s bei ihm im Herz aussieht. Derr Herr ist der Richter. Er wei�, was gerecht ist. Genuaso in meinem Leben. Ich baue genauso schei�e und rutsche von einer in die n�chste. Nur eins wei� ich: Gott l�sst mich nicht im Stich. Es ist ihm nicht egal, wie ich mein Leben lebe. Ganz im Gegenteil. Aber er wei�, wof�r ich mich entschieden habe. Da kann niemand mehr etwas dran tun. Niemals. Selbst wenn ich vor die Hunde gehe.
Mich ber�hrt, dass Jesus ihn liebt, so sehr, dass er f�r ihn gestorben ist – auch wenn f�r Au�enstehende sein Leben total vermurkst wirkte.