Die enge Pforte

Mir kommt in den letzten Tagen immerwieder der Bibelvers aus Matthäus 7,13 in den Sinn. Da heißt es: „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen.“
Ja, mir ist bewußt, daß man vieles „vergeistlichen“ und somit verteufeln kann, was im Grunde erstmal garnichts mit Gott und seinem Wort zu tun hat. Meist sind es kulturelle Dinge, die dann vergeistlicht-verteufelt werden, wie zB der Spruch „Rock’n’Roll ist vom Teufel“, der – Gott sei Dank – inzwischen doch einigermaßen der Vergangenheit angehört (voralllem, weil er in meinen Augen Blödsinn ist).
Dennoch kommt mit die Gesellschaft, die Menschenmasssen schon ziemlich manipuliert vor – und sie lassen es ja auch mit sich machen. Der technische Fortschritt wird dabei in keinster Weise hinterfragt und so werden unhinterfragt Techniken benutzt, deren Ausmaße nicht faßbar sind. Noch nicht.
Mir geht es dabei in erster Linie um den Datenschutz. Der wird zwar an vielen Stellen hochgehalten (was auch gut ist), aber an immer mehr Stellen ist er den Menschen im Grunde scheißegal. Vorallem junge Menschen wollen ein Smartphone haben, mit denen sie Whatsapp & Co benutzen wollen. Ungeachtet, was das Ding danach über den Besitzer „nach Hause funkt“. Ja, theoretisch weiß es jeder, zB Whatsapp macht daraus auch keinen Hehl – und trotzdem viel Geld mit der Methode oder dem „Geschäftsmodell„. Mir kommt es als „Außenstehender“ vor wie großer Datenklau. (Auch) Die Cloud klaut Daten. Und dabei ist es völlig egal, wer das tut.
Ich höre immerwieder dieses „Was wollen sie bei mir schon finden, ich hab doch nix zu verbergen“. Wenn ich zB im Adreßbuch eines Smartphones stehe, auf dem Whatsapp läuft, werden so auch meine Daten mitübertragen. Ich will das nicht, mich stört das und ja, da stelle ich mich auch an! Es gibt inzwischen sogar ein Gerichtsurteil, das genau das verbietet und Whatsapps Geschäftsmodell als illegal bezeichnet.
Immerhin: Viele meiner Freunde gingen von Whatsapp weg und benutzen das zumindest clientseitig quelloffene Telegram, das ich meistens über meinen Jabber-Transport nutze. Ja, da weiß ich zwar auch nicht, was von dem, was ich übermittel, gespeichert wird, aber immerhin läuft da nix drauf, was in meinem Gerät herumschnüffelt und „nach Hause funkt“.
Dennoch: Die breite Masse benutzt unbeirrt Whatsapp, Snapchat, also irgendwelche Chatsysteme, die einfach zu installieren, „kostenlos“ und eben „hipp“ sind. Gerade Teenager werden davon angesprochen – und in meinen Augen ausgenutzt. Nicht selten kommt da noch hinzu, daß sie meist abgelegte, alte und damit softwaremäßig unsichere Smartphones von ihren Eltern oder älteren Geschwistern benutzen. Es ist in meinen Augen jener „breite Weg“, den die Bibel hier beschreibt. Breit, weil es so einfach und bequem ist, breit, weil es „alle“ so machen. Aber ich denke, es ist falsch.
Wer Datenschutz wirklich ernstnimmt, müßte eigentlich diverse Dienste schlichtweg nicht benutzen und ignorieren. Ich glaube, es geht nicht anders, auch wenn es bei jenen Apps um 3. Untermenü hinten links ein „Häkchen“ gibt, das den Datenschutz aktiviert und in Social Medias als „Trick“ verkauft wird. An diese Tricks glaube ich nicht, denn man hat es mit einer „Black Box“ zu tun, von der man nicht weiß, was sie außer dem, was man nutzt, noch so alles ausspioniert und auf einschlägigen Servern speichert. Der ach-so-tricksige Haken könnte also theoretisch garnix bewirken.
Ich gehe sogar so weit, daß ich „Mainstream“ Closed Source Smartphones (Also orginal Firmwares) nicht vertraue. Gerade Chinesische „Billig“-Smartphones haben Apps vorinstalliert, die man nicht löschen kann und eben alles mögliche wegfunken. Für Samsung, Apple & Co lege ich meine Hand jedenfalls nicht ins Feuer, nach Snowden schon garnicht.
Was bleibt? Entweder ein Smartphone ohne Google-Dienste und LineageOS (=Open Source Android), oder man vertraut auf Jollas SailfishOS, das wegen Lizenzgeschichten auch nur zum Teil quelloffen ist. Letzteres gefällt mir sehr gut, vorallem, weil es ein richtiges, echtes Linux ist. Es hat jedoch auch seine Macken, keine Frage, dennoch habe ich die letzten fast 3 Jahre gemerkt, daß sich Jolla viel Mühe mit Upgrades gibt. Das Gerät meiner Frau bekam sicher 5, gefühlt eher 10 Systemupgrades, die einfach so durchliefen und funktionierten. Dennoch: Es ist kein Androide, es ist anders, obwohl man auf den nativen SailfishOS-Geräten auch Android-Apps laufen lassen kann, die dann eben in einer „Sandbox“ laufen und bei denen das SailfishOS aufpaßt, daß sie nix wegschnüffeln.
Für mein Sailfish-OS-Gerät gibt es gar keine Android-Umgebung, da es kein natives SailfishOS-Gerät ist. Ich kann darauf leicht verzichten und bin zufrieden. Dennoch ist es gefühlt schon der „schmale Weg“, die „enge Pforte“, weil man so vieles zu verpassen scheint. Aber der Preis dafür ist mir schlichtweg zu hoch, denn ich will keine Wanze mit mir rumschleppen, die auch noch meine Geo-Daten abschürfen. Das verstößt für mein Gefühl schon gegen Artikel 1 unseres Grundgesetzes: Es entbehrt jeglicher Würde und stempelt jeden, der das benutzt, zu einem Konsumäffchen ab. Die Jugend scheint da schon besonders gut gedrillt zu sein.
Was könnte man mit den Daten anstellen? Gerade als junger Mensch wird man so gläsern wie sonstwas. Einkäufe, Geldflüsse, Aufenthaltsorte werden, sagen wir mal vereinfacht, in ein Verzeichnis auf irgendeinem Server abgespeichert. Über Jahre. Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche, Fitnesstudios, Spielhöllen, Diskotheken, alles wird aufgezeichnet. Im Grunde erstmal nichts schlimmes. Und doch reicht eine falsche Auswertung aus. Du gehst oft zum Orthopäden und hast ein Problem? *Zack* kriegst du Werbung. Auch noch nicht schlimm. Dann willst du dich aber später bewerben und der zuständige Personalheini kauft einfach mal einen Blick in eben „dein Verzeichnis“, das du übrigens selbst nicht kennst. Mit einer fertigen, möglicherweise falschen Auswertung. Danach bist du spielsüchtig (Spielhölle), krank (Arztbesuche) und damit wirst du „komischerweise“ ständig abgelehnt. Man stellt sicherheitshalber jemanden ein, der eine vermeintlich saubere Weste hat. Sozialer Abstieg ist dabei vorprogrammiert. Das wäre in etwa ein Szenario, das ich für durchaus denkbar halte. Dann geht es nicht mehr um Leistung oder Qualifikation, sondern darum, wie du drauf bist und das wird daran gemessen, was alles von dir gespeichert wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert