Benutzervieh

Whatsapp wurde von Facebook geschluckt. Schön und gut. Es regen sich alle auf, teilweise wurde heute der Whatsapp-Deinstallier-Day ausgerufen. Ich begrüße grundsätzlich diese Aufregung, die in meinen Augen viel zu spät kommt, aber besser spät als nie.
Begreifen die Menschen erst jetzt, daß ihnen weder Whatsapp noch Facebook gehört? Die meisten werden die AGBs einfach abgenickt, ohne sie vorher gelesen, geschweige denn verstanden zu haben. Das ist so als würde man einen Vertrag ungelesen unterschreiben. Also nicht wundern, wenn man danach sein blaues Wunder erlebt. Sie sind für die Macher nix weiter als „Benutzervieh“, das man kontrollieren kann.
Mich interessiert bei der ganzen Sache eigentlich nur, ob ich mit dem FB-Chat (XMPP) dann auch via Facebook Whatsapp-Nachrichten verschicken kann. Solange ich den FB-Chat noch mit Pidgin betreiben kann, okay, wenn das geschlossen wird, bin ich von FB weg. Das ist auch klar.
Einige fingen heute das Nachdenken an, wahrscheinlich sogar über die Benutzung von Dingen mit AGBs im Allgemeinen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht, aber ehrlichgesagt denke ich nicht, daß viel mehr bei rumkommt als das Gruseln wie bei so manchem Fleischskandal, um danach denselben Scheiß weiterzukaufen. Geiz ist geil, aber die Menschen begreifen nicht, daß sie nicht mit Geld, sondern ihren Daten, ja, zT auch ihrer Identität bezahlen.

Da lebe ich lieber in Freiheit und setze auf Open Source. Es gibt Alternativen, die man benutzen kann, auch wenn sie „keiner sonst hat“. Heerdentrieb ist nicht immer gut, er war es übrigens im 3. Reich auch nicht.

In diesem Sinne: Muh macht das Gnu (glaube ich) 😉

Ein Gedanke zu „Benutzervieh“

  1. Die Aufregung rührt daher, dass die Nutzer dieser Dienste – in dem Bewusstsein, dass sie von den Hintergrundaktivitäten der Betreiber abgeschirmt sind und dieser Zustand irgendwie nicht so gut ist – in naive Gut-Böse-Kategorien flüchten. Bislang verorteten sie WhatsApp tendenziell auf der guten Seite der Macht, Facebook hingegen galt schon immer als eher schmuddelig, auch wenn man es fleißig nutzte. Nun sind die IT-Konsumenten enttäuscht, weil einer der vermeintlich Guten, der sich kurz zuvor noch als unbestechlich gegeben hatte, bei x Milliarden doch schwach wurde. Hinzu kommt, dass die allermeisten Menschen glauben – auch dies bodenlose Naivität – sie würden in einem vom Wettbewerb bestimmten Wirtschaftssystem leben, und daher finden sie solche Milliardendeals per se nicht so toll. Jeder deutliche Beleg dafür, dass nicht Konkurrenz, nicht Angebot und Nachfrage und auch nicht das freie Spiel der Kräfte, sondern Konzernstrategien unser Wirtschaftsgeschehen bestimmen, ist eine Provokation, die an dem Selbstverständnis der Gesellschaft empfindlich kratzt.

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